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Raylan (German Edition)

Raylan (German Edition)

Titel: Raylan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmore Leonard
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müsst nichts weiter tun, als ihn auf euch aufmerksam zu machen, wenn ich mir an meinen platinblonden Kopf fasse. Gefalle ich euch? Kann ich verstehen, ich mir mittlerweile auch. Wenn ich auftrete, weiß er nicht, wo er hinsehen soll, und dann hab ich ihn. Wie viel Uhr ist es? Kennet hat mich derart eingeschnürt, dass ich ihn irgendwann unterbrechen musste, um überhaupt Titten zu haben. So was wie mich hat trotzdem noch keiner gesehen.« Seine Kumpels, Gangster auf Dope, waren so alt wie die meisten anderen hier drin, aber mit ihrem Verhalten und ihren Klamotten fielen sie trotzdem auf.
    Als Delroy den Laden betreten und die Leute einen ersten Blick auf ihn geworfen hatten, fingen sie sofort an, Beifall zu klatschen – Mann, habt ihr den gesehen? Er hatte den Eindruck, unter hippen Gleichgesinnten zu sein, sie machten es ihm einfach, sich wohlzufühlen.
    Er sah, wie sie mit Wasserpistolen auf Goldfische schossen. Auf den Tafeln an der Wand las er, wie viel es kostete, betrunken zu werden. Vielleicht war er zu früh dran, aber er würde eine Stunde sitzen bleiben, bevor er aufgab.
    Der Kumpel, der mit ihm am Tisch saß, rutschte vom Stuhl und ging zwischen den Tischen hindurch Richtung Bar. Delroy verlor ihn schnell aus dem Blick, so klein, wie er war. Dafür sah er mitten im Gewühl plötzlich den Hut, diesen Cowboyhut, auf den er gewartet hatte.
    Sein Kumpel befand sich jetzt auf dem Rückweg, seine Augen waren ausnahmsweise mal offen, weit offen. Er hielt nur kurz am Tisch und nickte, mit vollkommen ausdruckslosem Gesicht. Dann ging er zu seinem anderen Kumpel, aus der Schusslinie.
    Raylan stand zwischen den Tischen und sah sich um. SeinBlick wanderte durch den Raum, kam in Delroys Richtung – Delroy mit seiner platinblonden Perücke und dem glänzenden Dragqueen-Make-up – und blieb hängen.
    Nach dem Betreten der Kneipe steuerte Raylan erst mal die Bar an – wenn er schon mal da war, konnte er sich auch einen kleinen Bourbon genehmigen. Er merkte, wie ihn dieser vollkommen fehl am Platz wirkende Kiffer anstarrte, sich umdrehte und durch die Tischreihen drängte. Raylan ging ihm einfach hinterher, bis er diese Dragqueen an einem Tisch vor der Wand sitzen sah. Raylan ging auf sie zu, während der Kiffer zur Seite trat, aber weiter in Raylans Blickfeld blieb.
    Raylan sagte: »Entschuldigen Sie, aber wenn Sie nicht Delroy Lewis sind, dann müssen Sie seine hässliche Zwillingsschwester sein.«
    Delroy, zunächst überrascht, sah Raylan mit finsterem Blick an. »Woher wissen Sie, dass ich das bin?«
    »Du wartest auf mich, oder?«, sagte Raylan. »Ich habe deinen Film gesehen, ich weiß, was du vorhast. Ich könnte sofort die Waffe ziehen und dich erschießen. Lange bevor du dein Handtäschchen auf hast.«
    Er sah, wie Delroy sich an die Perücke fasste.
    Und hörte, wie die Kiffer anfingen, sich anzuschreien.
    Raylan hielt seinen Blick unverwandt auf Delroy gerichtet. Und sagte: »Ich könnte sogar hinkucken, mir ansehen, was sie da treiben – du kriegst dein Täschchen trotzdem nicht rechtzeitig auf.« Und fragte: »Du willst es wirklich hier machen, wo dir so viele Leute zusehen?«
    »Die sind mir so was von egal«, sagte Delroy.
    »Mir aber nicht«, sagte Raylan, zog die Glock, hielt sie senkrecht nach oben und gab einen Schuss in die Decke ab.
    Erst wurde es mucksmäuschenstill in der Kneipe. Aber dann ging es los: Menschen schrien, Stühle kippten um, Gläser zerbarsten, als sich die Gäste im Two Keys auf den Boden warfen oder zur Tür hinausrannten.
    Raylan hielt die Glock neben seinem Bein.
    »Es ist genau wie letztes Mal«, sagte Delroy und hatte die Finger jetzt in der Umhängetasche auf dem Tisch vor ihm.
    »Du hast was anderes an«, sagte Raylan.
    »Aber Sie haben Ihre Knarre genauso gehalten, so locker in der Hand«, sagte Delroy.
    »Es ist dieselbe«, sagte Raylan.
    »Ich hatte eine Schrotflinte«, sagte Delroy, »und mir eingebildet, sie hochzukriegen, bevor Sie zum Schuss kommen.«
    »Bei meinem Job gerate ich immer mal wieder in solche Situationen«, sagte Raylan. »Damals hast du dich entschieden, aufzugeben, und deswegen bist du noch am Leben. Aber wie lange noch?«
    Er sah Delroy mit der linken Hand die Handtasche heben und damit auf ihn zielen. Raylan schoss aus der Hüfte und Delroy sackte auf seinem Stuhl zusammen, die Tasche immer noch in der Hand, und Raylan schoss ein weiteres Mal.
    Langsam näherte Raylan sich dem Tisch, auf dem Delroy mit dem Gesicht nach unten lag, die Tasche

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