Rebellische Herzen
Bucknell verschleppte gerade ihre Schwiegermutter.
Als er sie in die Kutsche schob, klang Adornas Kreischen schon viel belustigter.
Adornas Entführer schwang sich in die Kutsche und machte den Schlag zu. Der Kutscher ließ die Peitsche knallen und fort waren sie.
Charlotte konnte ihnen nur noch schockiert nachschauen.
»Mama, warum hat Lord Bucknell Großmama mitgenommen?«, fragte Leila.
Wie ganze Elterngenerationen vor ihr, antwortete ihr Charlotte: »Das erkläre ich dir, wenn du etwas älter bist.«
»Los, wir holen uns etwas zu essen«, sagte Robbie, legte seiner Schwester den Arm um die Schultern und zog sie mit. »Dann erkläre ich es dir.«
Charlotte wies mit dem Zeigefinger die Auffahrt hinunter. »Mein lieber Gemahl, erkenne ich in diesem Skandal etwa deine feine Handschrift?«
»Aber sicher«, sagte Wynter und er hätte nicht zufriedener klingen können. »Bucknell wird Mutter sehr glücklich machen.«
Er würde es vermutlich niemals begreifen, aber die Miss Priss in Charlotte musste es zumindest versuchen. »Du musst endlich einsehen, dass du deine barbarische Ader in einer zivilisierten Gesellschaft nicht ausleben kannst.«
Er lehnte sich an die Balustrade, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute sie provozierend an. »Und warum nicht?
Bucknell hatte mit seiner Barbarei den Erfolg, den ihm sein zahmes Werben nie eingebracht hätte. Und im Kampf zwischen uns beiden, geliebtes Weib, steht der Sieger auch längst fest.«
Charlotte hätte sich beinahe an ihrem eigenen Zorn verschluckt. »Der Sieger? Ich würde es vorziehen, bezüglich unserer Ehe nicht von
Siegern
zu sprechen.«
»Du hast Recht. Wir brauchen das Wort ›Sieger‹ ja nicht auszusprechen.« Er kam auf sie zu. »Solange wir uns einig sind, dass immer ich gewinne.«
jetzt hieß es durchhalten. »In einer Ehe gibt es weder Gewinner, noch Verlierer. Kein Richtig und kein Falsch.«
Wynter schlug einen schmachtenden, verführerischen Tonfall an. »Wir können oben weiterreden. Ich ziehe dir die Schuhe aus, Lady Miss Charlotte, und massiere dir die Füße.«
»Jemandem die Schuhe auszuziehen ist ein klares Symptom für … für …« Charlotte zog sich angesichts der mächtigen Gestalt ein paar Schritte zurück und ihre Erregung ließ den Zorn verschwinden. »Für ungehobeltes, unkultiviertes Benehmen, das nur zu verruchter Leidenschaft führt …«
Wynter legte seine Arme um ihren kerzengerade aufgerichteten Leib und suchte mit seinen Lippen ihren Mund. Endlich ließ sie sich fallen und gestattete ihm, sie zu küssen und sie sprachlos, fügsam und ungezogen leidenschaftlich zu machen.
»Also gut. Vielleicht müssen sich die Engländer ja das Barfußlaufen angewöhnen, damit sie so glücklich werden wie wir.« Wynter lächelte sie an. »Charlotte, meine wahre und einzige Liebe.«
– Ende –
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