Red Rabbit: Roman
»Ein Wort: ›Genehmigt‹.« Bostock stand immer hinter seinen Agenten.
Moore blickte sich um. »Irgendwelche Einwände?« Allgemeines Kopfschütteln.
»Okay, Tommy. Zurück nach Langley. Schicken Sie das an Foley.«
»Jawohl, Sir.« Der NIO stand auf und ging. Eines musste man Judge Moore lassen: Wenn entschieden werden musste, traf er unverzüglich seine Entscheidung, auch wenn sie nicht immer allen gefiel.
19. Kapitel
GRÜNES LICHT
Die Zeitverschiebung war das größte Handikap bei der Leitung seiner Dienststelle, wusste Foley. Wenn er in der Botschaft auf Antwort aus Amerika hätte warten wollen, hätte er stundenlang sein Büro hüten müssen, was ihm allerdings mit keinem zusätzlichen Cent vergütet wurde. Also hatte er, kaum dass die Nachricht raus war, seine Familie zusammengerufen und sich auf den Heimweg gemacht. Auf dem Weg zum Auto stopfte der kleine Eddie mit Appetit einen weiteren Hotdog in sich hinein und hielt dabei eine Ausgabe der New York Daily News in der freien Hand gepackt. Sie hatte den besten Sportteil aller New Yorker Zeitungen, fand Foley schon seit langem, auch wenn die Schlagzeilen für seinen Geschmack ziemlich reißerisch waren. Aber Mike Lupica hatte mehr Ahnung von Baseball als der Rest dieser Möchtegernkönner, und Ed Foley hielt viel von seinen Analysen. Mike hätte einen guten Spion abgegeben… Jedenfalls verstand er jetzt, warum die Yankees in dieser Saison auf die Schnauze geflogen waren. Es sah so aus, als würden die verfluchten Orioles die Tabellenführung übernehmen, und das war für ihn als waschechter New Yorker eine noch größere Katastrophe als der Zustand der Rangers in diesem Jahr.
»Und, Eddie, freust du dich schon aufs Schlittschuhlaufen?«, fragte er seinen Sohn, der auf dem Rücksitz angeschnallt war.
»Ja!«, antwortete der kleine Knirps sofort. Eddie junior war exakt nach seinem Vater geraten, und vielleicht würde er hier wirklich richtig Eishockey spielen lernen. Im Kleiderschrank seines Vaters wartete jedenfalls schon das beste Paar Eishockeyschlittschuhe, das man für Geld kaufen konnte, und ein weiteres Paar, falls
seine Füße schnell wuchsen. Mary Pat hatte sich bereits nach geeigneten Vereinen erkundigt, und das waren, dachte ihr Mann, vermutlich die besten außerhalb Kanadas, wenn nicht sogar noch bessere.
Alles in allem war es wirklich schade, dass er in seiner Wohnung keine STU haben konnte, aber wenn er Rabbit glauben durfte, wäre es möglicherweise ohnehin nicht hundertprozentig abhörsicher. Außerdem hätte es den Russen verraten, dass sein Job in der Botschaft nicht nur darin bestand, für die Ortskorrespondenten den Babysitter zu spielen.
Die Wochenenden waren für die Foleys die langweiligste Zeit. Natürlich machte es keinem von ihnen etwas aus, sich mit dem Kleinen zu beschäftigen, aber das hätten sie auch in ihrem inzwischen vermieteten Haus in Virginia tun können. Sie waren in Moskau ihrer Arbeit wegen, die für sie beide eine Passion bedeutete – und sie hofften, dass ihr Sohn das eines Tages verstehen würde. Deshalb las sein Vater jetzt ein paar Bücher mit ihm. Der kleine Bursche lernte bereits das Alphabet und schien Wörter lesen zu können, wenn auch mehr als Ansammlung kalligrafischer Zeichen denn als Buchstabenkonstrukte mit Bedeutung. Sein Vater freute sich jedenfalls darüber, während Mary Pat etwas verhaltener reagierte. Nach einer halben Stunde überredete der kleine Eddie seinen Vater, für eine Weile Transformers -Videos mit ihm anzuschauen. Der Junior hatte seinen Spaß, Foley konnte nur staunen.
Die Gedanken des COS drehten sich indes um Rabbit und kehrten wieder einmal zu dem Vorschlag seiner Frau zurück, das Paket außer Landes zu schaffen, ohne dass der KGB etwas davon merkte. Beim Ansehen der Transformers kam er wieder darauf zurück. Ohne Leiche gab es keine Mordanklage. Sehr wohl aber mit Leiche. Und was, wenn es nicht die richtige war?
Worauf es beim Zaubern vor allem ankam, hatte er Doug Henning einmal sagen hören, war, die Wahrnehmung des Publikums zu steuern. Wenn man darauf Einfluss nehmen konnte, was die Leute sahen, dann konnte man ihnen auch diktieren, was sie zu sehen glaubten, und demnach auch, woran sie sich angeblich erinnern und dann anderen erzählen würden. Entscheidend dabei war, ihnen etwas anzubieten, das sie zu sehen erwarteten, auch wenn es im Grunde unglaublich war. Menschen – selbst intelligente Menschen –
glaubten alle möglichen und unmöglichen Dinge. Ganz
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