Reden und Ansprachen
Wenn Sie das Geburtstagskind seit zwanzig Jahren „Willi“ nennen und in Ihrem Glückwunsch plötzlich mit „Herr Wilhelm Müller“ anreden, machen Sie sich unglaubwürdig. Verwenden Sie in Ihrer Rede die Anrede, die Sie auch sonst verwenden. Das können auch Spitznamen und Kosenamen sein! Dasselbe gilt für den Schluss Ihres Gratulationsschreibens. Wenn Sie einem Kollegen schreiben, der Sie üblicherweise mit „Wolle“ anspricht,weil Sie „Wolfgang“ heißen, dann sollte Ihr Glückwunsch auch mit „dein Wolle“ enden.
Tabus bei der Themenwahl
Kurze Glückwünsche sind meist unverfänglich. Es ist ja recht klar, was enthalten sein sollte: Die Anrede, der Anlass und die Gratulation, je nach Anlass ein Dankeschön, ein guter Wunsch für die Zukunft und ein Gruß mit Unterschrift.
Brenzlig wird es, wenn Sie ein paar persönliche Worte dazuschreiben. Denn da kann es viele Fettnäpfchen geben, besonders wenn man den Adressaten nicht so gut kennt und Bemerkungen über das Alter, den Gesundheitszustand oder die glückliche Ehe anders verstanden werden könnten als sie gemeint sind. Vorsicht kann also einem Glückwunschschreiben oder auch einer Rede nicht schaden, auch und gerade bei Ironie: Selbst wenn Sie der Meinung sind, dass das Geburtstagskind zum Beispiel den spaßig gemeinten Satz: „Bald klopfst du an die Himmelstür, aber bis dahin wollen wir noch teuflisch gut feiern“ versteht, so könnte es ihn doch todernst nehmen.
Seien Sie also vorsichtig. Und immer gilt: Eine Gratulation enthält keine negativen Formulierungen und schon gar keine Kritik, auch wenn die Wirklichkeit vielleicht ganz anders aussieht. Prüfen Sie nach Verfassen Ihres Glückwunschs, ob Ihr Schreiben Ihnen selbst Freude bereiten würde und vermeiden Sie folgende Formulierungen und Themen, die meist geradewegs in mehr oder weniger tiefe Fettnäpfchen führen.
Formulierungen wie „… du darfst stolz sein, dass du dein 80. Lebensjahr trotz gewisser gesundheitlicher Schwierigkeiten erreicht hast …“ treffen zwar bei so manchem älteren Menschen möglicherweise zu, aber in einem Glückwunsch sollte man nicht an eventuelle Krankheiten erinnern. Wünschen Sie beste Gesundheit, anstatt von schlechter Gesundheit zu reden! Erwähnen Sie Krankheiten nicht, auch wenn sie davon wissen, denn in Glückwünsche gehört nur Positives. Vermeiden Sie ebenso Themen wie Familienstreit, Auseinandersetzungen, berufliche oder private Misserfolge und dergleichen mehr. Kritik an einer Person oder an ihrem Verhalten ist in Glückwünschen tabu und dies gilt insbesondere auch im Beruf, unabhängig von der Position. Selbst wenn nicht alles in bester Ordnung sein sollte: Festtags-Glückwünsche sind nicht das passende Medium, um mitzuteilen, wie unproduktiv der Empfänger des Glückwunschs ist.
In Ihrem Weihnachtsbrief möchten Sie Ihren Mitarbeitern „durch die Blume sagen“, wie stark der Krankenstand im nächsten Jahr sinken muss? Sie denken, es wäre effektiv, dies mit den ohnehin fälligen Festtagswünschen für gute Gesundheit zu verbinden? Tun Sie es nicht.
Ironie, Gags und Anspielungen
Gerüchte, Klatsch und Tratsch sind natürlich in der Arbeitswelt beliebt und unterhaltend, doch in Glückwünschen im Berufsleben sollte man jede Anspielung vermeiden. Zum Beispiel: Die ganze Firma weiß, dass der geschiedene Abteilungsleiter seit Jahren eine Affäre mit der Kassiererin hat. Nun feiert er 25jähriges Betriebsjubiläum. Als Vorgesetzter möchten Sie ihm natürlich auch privat alles Gute wünschen und beglückwünschen ihn zu seinen „Erfolgen auch im privaten Bereich“. Besser nicht!
Bei privaten Glückwünschen, insbesondere bei Reden zu Geburtstagen, Hochzeiten und Ehejubiläen darf ein wenig Spaß natürlich sein. Trotzdem müssen Sie die Empfänger des Glückwunsches sehr gut kennen, damit Sie nicht mit Ironie oder Witzen ins Fettnäpfchen treten. Prüfen Sie Ihre Gratulationsschreiben und -reden auf mögliche Zweideutigkeiten, die negativ aufgenommen werden könnten, und entfernen Sie diese.
Passen Sie auf, dass Sie keinen wunden Punkt treffen und niemanden negativ darstellen oder kritisieren. Vor allem mit Wünschen für einen großzügigen Kindersegen oder bei den Glückwünschen zum ersten Kind ist Vorsicht geboten: „Na endlich habt ihr es geschafft – gratuliere!“ Wissen Sie sicher, dass die Eltern keine jahrelangen Versuche künstlicher Befruchtung hinter sich haben?
Was gut gemeint ist, kommt noch lange nicht gut an.
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