Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Regelschaltung Jungbrunnen

Regelschaltung Jungbrunnen

Titel: Regelschaltung Jungbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
die Öffnung eines Tunnels zu sehen.
    Der Wagen bremste hart. Wir wären haltlos nach vorn geschleudert worden, wenn die Andruckabsorber nicht angesprungen wären.
    Vor mir glitt ein Kodegeber aus dem Bug. Der Schirm begann zu flackern und verlor an Intensität.
    Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte ich, daß Hannibal plötzlich erblaßte. In seinem Biogesicht schien es keinen Tropfen Blut mehr zu geben. Er hielt die Augen krampfhaft geschlossen.
    Es dauerte einige Augenblicke. Als er wieder die Kontrolle über sich zurückgewann, ahnte ich, daß seine nächste Durchsage eine Katastrophenmeldung enthielt.
    »Auf Anweisung der Regierung des Großasiatischen Staatenbundes ist die 14. Indische Atom-U-Bootflotte unter dem Befehl von General-Admiral Samana Rhandur ausgelaufen. Sein Ge heimbefehl lautete, das positionsmäßig bekannte und identifizier te, staatsgefährdende Anarchistennest im Golf von Manar auszuheben oder mit wirkungsvollen Waffen zu vernichten. Durch den Widerstand mit marsianischen Energiewaffen und unverhofft auftauchenden Kampfrobotern sah sich der Admiral Rhandur gezwungen, nukleare Grundtorpedos mit vertikaler Durchschlagwirkung zu verfeuern. Vor etwa zwei Minuten hat sich die Gesteinsblase eintausendzweihundertundfünfzehn Meter unter dem natürlichen Meeresboden in einen Vulkan verwandelt. Gleichzeitig wurde die weltbekannte und nur erlaubten Zwecken dienende Wohnstadt Calthurion von Truppen des Großasiatischen Staatenbundes gestürmt. Dort toben jetzt noch schwere Gefechte, die überwiegend mit Mikro-Atomwaffen von eng begrenzter örtlicher Wirkung ausgetragen werden. Das soll ich dir ausrichten, Großer!«
    Ich glaubte, mein Herz würde im Halse schlagen. Meine Überlegungen überstürzten sich. Ich konnte mich nur mühevoll zu einer Frage durchringen.
    »Wie ist das möglich? Hat das etwa der Alte provoziert?«
    »Nein, die Neos. Sie sind zu selbstherrlich geworden und haben übersehen, daß der Geheimdienst des GAS einer der besten der Welt ist. Der Chef, Huang-Ho Feng, ist schon vor Wochen auf einige Neo-Calthurs aufmerksam geworden. Sie brillieren zu sehr mit ihrem Können und drangen bis in höchste Regierungsstellen vor. Einer davon war ein Hypno-Mutant. Huang-Ho Feng, ein Mann, der Erfahrungen im Umgang mit Mutanten hat, ist argwöhnisch geworden – und da war es passiert. Die Neos verschwanden spurlos und wurden durch Doubles vorübergehend ersetzt. Wenige Stunden später wußte die Abwehr, was weit seewärts der so harmlosen Unterwasserstadt Calthurion geschieht. Einer der Verhafteten ist wohl aussagefreudig gewesen. Huang-Ho Feng hat seine Mittelchen. Reling wurde erst informiert, als die U-Boote bereits ausgelaufen waren. Dann allerdings hat der Alte sein Wissen um die Dinge sofort preisgegeben. Huang-Ho Feng soll erleichtert aufgeatmet haben, als er seiner Regierung die eindeutigen Beweise vorlegen konnte. Erst danach kam der eigentliche Angriffsbefehl. Wir haben an der Stelle nicht mehr einzugreifen brauchen.«
    Ich hatte mich wieder gefangen. Die Nachricht würde wohl in diesen Augenblicken auf dem Mond eingehen oder den hiesigen Neos schon bekannt sein.
    Für uns bedeutete das eine Vergrößerung der Gefahr.
    Wenn die Männer des GAS-Geheimdienstes glaubten, vor den Welteroberern nun Ruhe zu haben, hatten sie sich gewaltig getäuscht. Die Station unter dem Meeresgrund war lediglich die Keimzelle gewesen. Sie hatte ihre ursprüngliche Bedeutung längst verloren.
    Die der GWA bekannte Siedlung, eigentlich ein riesiges, mit gestohlenen Marsmaschinen eingerichtetes Forschungslabor, hätten wir schon vor langer Zeit ausheben können. Darin hatten wir aber keinen Erfolg gesehen, denn die fertig entwickelten Neo-Calthurs hatten sich dort nur noch in Ausnahmefällen aufgehalten.
    Huang-Ho Fengs Schlag gegen das weltbedrohende Anarchistennest, wie er sich korrekt ausdrückte, war ein Schlag ins Wasser gewesen. Er ahnte selbstverständlich nicht, daß er uns damit das Leben schwer machte.
    Hannibal rief mich an.
    »Du hättest meinem Rat folgen und das Virus lunaris gleich nach unserer Auskunft ausströmen lassen sollen. Jetzt ist es zu spät! Die Inkubationszeit beträgt zwei Tage. Wir hätten nichts mehr davon. Zerbrich dir dein schlaues Köpfchen, was wir zu tun haben. Es wird nämlich ab sofort ernst.«
    »Es war verkehrt, du hast recht. Ich kann dieses Teufelszeug aber nicht auf Menschen loslassen, wenn ich noch andere Möglichkeiten sehe.«
    »Menschen …?«
    »Ja, Menschen. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher