Reich kann jeder
kaufen, eine, auf der er sich darstellen dürfe, alles, was er immer schon über sich lesen wollte, hat sie ihn auch gefragt. Wir haben ihm eine E-Mail geschrieben und die Eckdaten des Deals zusammengefasst.
»Es gibt nur ein Foto. Und den Prominenten-Text. Ungekürzt, solange er auf eine Seite passt. Insgesamt zehn Seiten werden von uns verkauft. Wir wären sehr froh, Sie dabei an Bord zu haben. Vielleicht wäre das ja wirklich was für Sie?«
Auf die E-Mail hat er dann allerdings nicht mehr geantwortet.
Wochenlang bitte ich Anne, den guten Kontakt ihres Sohnes zu einem Millionärskind zu nutzen. Man müsse nutzen, was da ist, was sei denn dabei.
Der Papa mache doch was mit Internet, wir wollten doch immer was mit Internet machen, ein richtiges Start-up.
Wir hätten uns doch schon die Idee, das »Zukunftsportal«, überlegt, die Online-Zeitung, die den Leuten die Ängste vor der Zukunft nimmt.
Vielleicht könnte der Papa uns ja mit seiner Infrastruktur helfen, vielleicht mit ein bisschen Startkapital, so 50 000 Euro.
Anne sagt, ich würde spinnen, das käme nun wirklich nicht infrage. Nein, sagt Anne, sie werde, wenn die Mama des Kleinen jetzt eine große Party mache, sich nicht extra anbieten, beim Schnittchenmachen zu helfen. Das solle ich mir mal schön abschminken, dass sie sich absichtlich beliebt mache.
Ich weiß jetzt, wie böse Anne werden kann, und schäme mich für meinen übereifrigen Vorstoß.
Als ich drei Tage vor Weihnachten, nachdem alle Geschenke schon gekauft sind, bei meinem neuen Arbeitgeber vor die Wahl gestellt werde, ob ich denn nun weiter reich werden wolle oder arbeiten, da verliere ich den zweiten Job während meines Reichwerde-Prozesses. Anne fragt einen unserer Coaches, wie er das einschätze, ob er die Gefahr sehe, dass sie ihren Job auch verliere. Er sagt: Ja, damit sei leider zu rechnen.
Anne hat jetzt nach mehr als zehn gemeinsamen Jahren eine Mail geschrieben, vom Ton her ist sie sehr nett.
»Lieber Chef,
habe heute den Erhalt der Kündigungspapiere abgezeichnet. Ist alles noch eine große Umstellung, aber ich komme klar. Ich wünsche Dir und der Zeitung alles Gute und weiter viel Erfolg. Danke für die vielen Jahre des gemeinsamen Weges. Herzliche Grüße, Deine Anne «
Er hat auch geantwortet, nett und freundlich wie immer, er ist ein wirklich freundlicher Mann. Er brüllt nie.
Er freue sich, wie fair sie miteinander umgingen. Er nennt den Umgang vernünftig. Er drücke die Daumen, wünsche viel Erfolg und Ruhm. Anne möge doch bitte auf ihre Gesundheit achten. »Wirklich!«
Ich finde es ehrlich gesagt nicht ganz so angenehm, dass aus dieser Job-Situation ein gewisser Druck entsteht, noch mehr Geld zu verdienen als bisher, und wir drucken jetzt Postkarten von den neun Babys, nur vom großen Kultmotiv, und verteilen die überall.
Anne hat jetzt manchmal Angst vor mir, sie sagt, ich verschiebe die Wahrheit hin und her, wie ich sie brauche. Nur weil ich gerade eine Kreuzfahrt nach Dubai erfunden habe, traut sie mir nicht mehr über den Weg.
Was hat das denn damit zu tun, ich wollte doch nur den beiden Männern imponieren, die uns die Rechte an der Mauer gegeben haben.
Wir haben jetzt nämlich die Exklusiv-Vermarktungsrechte der letzten Original-Mauerteile für den gesamten arabischen Raum und uns einen »Letter of Authorization« unterschreiben lassen. Der gilt noch bis Ende des Jahres.
Es war ehrlich gesagt gar nicht so einfach, den zu kriegen. Wir mussten erst einen befreundeten Architekten beauftragen, um dem Mann, den wir schon kannten, und einem anderen freundlichen Herren zu erklären, worauf »der erfolgreiche Araber« so alles abfahre. Er hat mit den Scheichs nämlich häufiger zu tun.
Der befreundete Architekt zog sich weiße Slipper und ein Orienthemd an, er hatte selbst ein Interesse, uns zu helfen.
In seinem entfernten Bekanntenkreis gebe es einen Scheich mit engstem Draht zur saudischen Königsfamilie, betonte er immer wieder, aber ein Essen, auf dem unsere riesige Powerpoint-Präsentation mit der Mauer als »Mahnmal der Freiheit« präsentiert werden soll, wird bisher ständig verschoben.
Jetzt ist ein einflussreicher Lobby-Chairman, den wir über einen Anwalt kennen, mit unseren Präsentationsmappen auf dem Weg nach Oman und gibt sich sehr optimistisch, dass er da Interessenten finde.
Das kann gut sein, wir haben die wichtigsten Fakten extra ins Arabische übersetzen lassen.
Anne hat ständig Angst, den beiden Mauer-Herren über den Weg zu
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