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0040 - Die Ameisen greifen an

0040 - Die Ameisen greifen an

Titel: 0040 - Die Ameisen greifen an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Nicht ein Lichtstrahl durchbrach die Dunkelheit des Raumes. Es war völlig finster. Wie es die Vorschrift verlangte.
    Der Mann, der sich in dem Raum bewegte, kannte sich auch ohne Licht aus. Er wußte, wo die einzelnen Gegenstände standen. Die Schale mit dem Blut, das grünlich schimmernde magische Pulver, die Töpfe, die Krüge und die beiden schwarzen, aus Leichenfett gefertigten Kerzen, die der Beschwörung den nötigen Rahmen gaben.
    Der Mann rieb sich die Hände. In wenigen Minuten war es soweit. Dann wollte er den mächtigen Dämon beschwören, um es Zweiflern und Spöttern zu zeigen. Sie hatten ihn ausgelacht, wenn er von dem mächtigen Bael sprach. Ja, sie hatten ihn sogar aus dem Haus geworfen, so daß er in die Einsamkeit der Berge fliehen mußte.
    Aber bald – wenn der Dämon auf der Erde war – würden sie vor Angst und Grauen zittern und ihm Abbitte leisten. Doch er würde ihre Entschuldigungen nicht annehmen. Sie sollten büßen und Angst haben.
    Alle…
    Er riß ein Zündholz an.
    Winzig nur flackerte die Flamme auf, bekam aber dann neue Nahrung, wurde größer, und der Widerschein tanzte schließlich mit grotesken Bewegungen über die Holzwände der Hütte.
    Der Mann zündete die Kerze an. Sein Gesicht wurde aus der Dunkelheit gerissen.
    Es war ein altes Gesicht mit zahlreichen Falten. Die Lippen wirkten schmal und verkniffen. Die Nase war lang und spitz. Die Schultern fielen zu beiden Seiten hin ab, und ein violetter Umhang verdeckte die ausgemergelte Gestalt.
    Der Mann schritt um die Kerzen herum. Er hütete sich dabei, das magische Fünfeck zu betreten, das er mit roter Kreide auf den Boden gezeichnet hatte.
    Statt dessen griff er zu einer ovalen Schale, kippte das Pulver aus und verteilte es kreisförmig in dem magischen Pentagramm. Dann nahm er einen Krug und leerte ihn ebenfalls.
    Eine dicke rote Flüssigkeit floß auf das Pulver und vermengte sich mit ihm zu einer Substanz, die sofort warm wurde und kleine Blasen warf.
    Der Mann trat zurück. Er rieb sich wieder die Hände. Das trockene Schaben hörte sich an, als würde er über Pergament reiben.
    Teil eins der Beschwörung war gelungen.
    Aber das Wichtigste lag noch vor ihm. Der Mann öffnete die Doppeltür eines alten Schranks. Die Angeln quietschten erbärmlich, doch das störte ihn nicht. In den langen Monaten hatte er sich längst an dieses Geräusch gewöhnt.
    Er holte ein Gefäß hervor, das durch einen Deckel verschlossen war. In dem Gefäß befand sich die wichtigste Zutat, die er für diese Beschwörung brauchte.
    Knochenmehl!
    Es stammte von einem verstorbenen Verbrecher, den der Mann um Mitternacht aus seinem Grab geholt hatte. Bei Vollmond hatte er die einzelnen Knochen zerrieben, bis dieses feinpulvrige Mehl entstanden war.
    Mit spitzen Fingern hob der Mann den Deckel ab und legte ihn zur Seite.
    Das feine Knochenmehl bedeckte nur den Boden. Es schimmerte weißgrau und sah völlig harmlos aus. Doch in Verbindung mit den anderen Bestandteilen wurde es zu einer magischen Zeitbombe.
    Und das wußte der Mann.
    Er hielt das urnenartige Gefäß mit beiden Händen fest. Während er sich auf das von den beiden Kerzenflammen erleuchtete Fünfeck zubewegte, murmelte er Worte in einer Sprache, die nur wenigen Menschen bekannt war. Vor allen Dingen solchen, die sich mit Schwarzer Magie und Hexerei beschäftigten.
    Es war die Sprache der Hölle.
    Vor dem magischen Pentagramm kniete er nieder. Noch hielt er das Gefäß in den Händen. Dann beugte er sich vor, seine Hände überschritten die Grenze des Fünfecks, er kippte die Urne nach links, und im nächsten Augenblick rann das Pulver aus dem Gefäß.
    Kleine Funken blitzten auf, als es sich mit dem Sud im Innern des magischen Pentagramms mischte.
    Eine Verbindung wurde geboren.
    Eine gefährliche Synthese, die das Böse auf die Welt holen sollte. Der Mann wußte nicht, wie der Dämon erscheinen würde. Als Tier, als Monster oder sogar als Mensch.
    Er hoffte nur, daß er kam.
    Plötzlich wogte Nebel auf. Die blubbernden Blasen bildeten Nebelstreifen, die die Farbe des Blutes annahmen und innerhalb des Fünfecks hin- und herwogten, die Grenzen berührten, sie jedoch nie überschritten.
    Gebannt schaute der Mann diesem unerklärlichen Vorgang zu. Als der Nebel wie eine Säule stand, war es an der Zeit, die Beschwörungsformeln zu sprechen.
    Abgehackte, guttural klingende Laute drangen aus dem Mund des Mannes. Er streckte beide Arme vor und führte die Hände kreisförmig in die Nebelwand

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