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Reise mit Hindernissen nach England und Schottland

Reise mit Hindernissen nach England und Schottland

Titel: Reise mit Hindernissen nach England und Schottland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nicht so schlecht! Ich fühle mich befreit!«
    Gegen zwei Uhr tauchte die Ile Dieu rechts am Horizont auf, denn der Kapitän steuerte sein Schiff zwischen Festland und Insel hindurch. Er wagte sich sogar recht nahe an sie heran, in der Hoffnung, die Fischer würden ihm Hummer herüberbringen. Ein oder zwei Kähne mit roten Segeln lösten sich vom Ufer, doch zum großen Leidwesen des Kochs kam keines von ihnen an die Längsseite des Dampfers gefahren. Das Auflaufen vom Vorabend hatte die Lebensmittelwirtschaft durcheinandergebracht, und er fürchtete, noch vor der Ankunft in Bordeaux mit leeren Händen dazustehen.
    »Überdies«, betonte der würdevolle Kapitän, »werfen wir morgen früh auf jeden Fall unseren Anker in der Garonne aus!«
    Jacques bewunderte mit gebührendem Ernst diese Zuversicht eines Seemanns, der das Ende einer so langen Reise vorausplanen kann. Während das Schiff am südöstlichen Zipfel der Insel entlangfuhr, drang eine klagende Melodie auf den Flügeln des Windes bis an Jacques’ Ohr; er lief zu seinem Freund und rieß ihn aus seiner düsteren Beschaulichkeit.
    »Komm, Jonathan! Hör doch! Die Brise ist von einer himmlischen Harmonie erfüllt! Komm! Wir werden einen jener naiven Gesänge erhaschen, die im Schoß der Meere heranreifen.«
    Jonathan konnte dieser lyrischen Einladung nicht widerstehen. Er stellte sich in den Windschatten dieser atlantischen Melodie und war bereit, ihre flüchtigen Ausstrahlungen in seinem Reisenotizbuch festzuhalten! Er lauschte: Eine rustikale Drehleier spielte
Il balen del suo sorriso
aus dem
Trovatore.
    »Das ist seltsam, ja sogar traurig«, sagte Jacques. »Was meinst du?«
    »Ich meine«, antwortete Jonathan, »daß es mich noch mehr seekrank macht.«
    Und er kehrte an seinen Beobachtungsposten zurück.
    Querschiffs von Les Sables-d’Olonne her läutete die Glocke zum Abendessen. Auf ein oder zwei Plätzen saß niemand, unter anderem blieb Jonathans Stuhl leer; der Smutje verläßt sich immer ein wenig auf diese Ausfälle, und man darf es ihm nicht verübeln. Im Laufe des Abends kühlte der Wind ab und drehte nach Süden; der Kapitän ließ die Segel bergen, und nachdem das Schiff nun weniger hart auf die Wellen drückte, schlingerte und stampfte es auf höchst ungefällige Weise. Da Jonathan es in seinem Zimmer nicht aushalten konnte, weil er sich dort noch kränker fühlte, wickelte er sich in seine Reisedecke und legte sich schicksalsergeben auf dem Deck zur Ruhe. Jacques spazierte mit einer Zigarre im Mund breitbeinig auf und ab, um das Gleichgewicht zu halten wie ein richtiger Vollmatrose, und die Nacht umhüllte die schwimmende Dampfmaschine mit ihrer Dunkelheit.
Sechstes Kapitel
Unterwegs nach Schottland, aber im Krebsgang
    Bald schon ruhte alles an Bord; nur vier Personen waren an Deck geblieben: der Wachposten, der Rudergast, der alte Seemann und der gute Jacques.
    Die beiden Letztgenannten kamen ins Gespräch: Der alte Seebär schien dem Pariser höchst lehrreich, wenn nicht sogar höchst interessant zu sein. Er machte ihn nämlich auf die Leuchttürme der Inseln Ré und Oléron aufmerksam, die zwei oder drei Meilen leewärts ihr Feuer auf die Küste warfen. Jacques konnte seinen Blick nicht losreißen von diesen mal starren, dann wieder kreisenden Lichtern, deren Strahlen, durch Linsen aus
fint-glass
geworfen, sich in der Ferne über die Wogen ausbreiteten.
    Gegen Mitternacht überfiel ihn eine unbezwingbare Schläfrigkeit, und er suchte sein Bett auf, doch bei Tagesanbruch war er schon wieder auf den Beinen und grüßte in Begleitung Jonathans den Turm von Cordouan, der die Gironde-Einfahrt anzeigt. Die Mündung dieses Flusses ist so breit wie ein Meeresarm. Die Passagiere fühlten sich auf diesen ruhigeren Gewässern zu neuem Leben erwachen.
    »Für einen Strom, der durch Bordeaux fließt«, sagte Jacques, »finde ich diese Gironde doch sehr friedfertig!«
    Um acht Uhr morgens kam ein Lotsenboot an die Längsseite des
Comte d’Erlon:
Einer der Lotsen kletterte an Bord, und seine Begleiter fuhren auf der Suche nach neuen Schiffen davon.
    Dieser Lotse war ein quirliger und graziöser kleiner Mann, reich an Gesten und Schaustellungen, mit einer ganz südfranzösischen Betriebsamkeit. Er gefiel Jonathan sehr, dessen Gedanken sich wieder aufklärten. Der Akzent des Seemanns aus Bordeaux ging ihm zu Herzen. Ob er sich auf die Kommandobrücke stützte oder über die Reling beugte, seine Haltung war bezaubernd, und bestimmt hatte er ein Gespür für

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