Reise mit Hindernissen nach England und Schottland
sah.
»Ja! Die Gesellschaft besitzt insgesamt drei: die
Beaver,
die
Hamburg
und die
Saint-Elmot.
«
»Was für Namen! Was für wundervolle Namen. Werden sie von Schiffsschrauben angetrieben? Wenn sie von Schiffsschrauben angetrieben werden, habe ich vom Himmel nichts mehr zu erbitten!«
»Das weiß ich nicht, doch was kümmert es uns!«
»Was es uns kümmert? Wie bitte? Du verstehst nicht …«
»Nein! Ganz offen gestanden.«
»Nein! Also gut, lieber Freund, ich werde es dir auch nicht sagen! Solche Dinge muß man von allein verstehen!«
So nahm diese denkwürdige Reise nach Schottland also ihren Anfang. Jacques Lavarets Begeisterung ist leicht zu begreifen, wenn man weiß, daß er Paris, dieses unerfreuliche Nest, bisher noch nie verlassen hatte. Von diesem Tag an war sein ganzes Leben in einem einzigen lieblichen Wort enthalten: Schottland! Übrigens verlor er keine Sekunde. Er war der englischen Sprache nicht mächtig und verwendete alle Sorgfalt darauf, sie auch nicht zu erlernen, denn er wollte sich nicht, wie Balzac sagt, mit zwei Worten gegen eine Idee wappnen; doch er las auf Französisch seinen Walter Scott wieder. Er verschaffte sich am Arm des Altertümlers Zutritt zu den Familien der Lowlands; das Pferd von Rob Roy führte ihn zu den aufständischen Clans der Highlands, und die Stimme des Herzogs von Argyle konnte ihn nicht dem Gefängnis von Edinburgh entreißen. Er nützte ihn wirklich gut, diesen Monat Juli, dessen Stunden ihm so lang wie Tage und dessen Minuten ihm so lang wie Stunden erschienen. Zum Glück vertraute ihn sein Freund Charles Dickens der Obhut des tapferen Nickleby und des ehrenwerten Mister Pickwick an, der ein naher Verwandter des Philosophen Shandy ist; durch sie wurde er mit den geheimsten Sitten der verschiedenen Kasten der englischen Gesellschaft vertraut gemacht; und um alles einzugestehen, so veröffentlichten die Herren Louis Enault und Francis Wey ihre Werke über England nur in der Absicht, ihm einen Gefallen zu erweisen. Jacques war, wie man sieht, gut beraten; bei der Lektüre dieser hinreißenden Seiten geriet sein Gemüt in Wallung, und er fragte sich, ob er nicht Mitglied der Geographischen Gesellschaft werden sollte. Es versteht sich von selbst, daß die Schottlandkarte in seinem Atlas von Malte-Brun ausgetauscht werden muß, denn sie ist von den rasenden Nadelspitzen seines Kompasses durchlöchert.
Zweites Kapitel
Ein Schiff, das nicht eintrifft
Eines der Schiffe sollte planmäßig am 25. Juli in Saint-Nazaire eintreffen. Jacques stellte eine peinlich genaue Rechnung auf; in seinem Kopf gewährte er diesem wackeren Frachter sieben Tage, um seine Waren zu löschen und eine neue Ladung an Bord zu nehmen; er mußte also spätestens am 1. August auslaufen. Jonathan Savournon unterdrückte die Melodien, die in seinem Herzen aufstiegen, und korrespondierte regelmäßig mit Mister Daunt, dem Direktor der Liverpooler Gesellschaft, er konnte ein paar Worte Englisch, und diese würden für seinen persönlichen Gebrauch genügen. Schon bald ließ er Jacques wissen, daß die
Hamburg
aus Dundee das ihnen zur Verfügung gestellte Schiff war, ihr Kapitän hieß Speedy; er hatte Liverpool soeben verlassen und hielt Kurs auf Frankreich.
Der feierliche Augenblick rückte näher; Jacques konnte nicht mehr schlafen: Endlich war der 25. Juli, dieses so heiß ersehnte Datum, in Paris und in Saint-Nazaire da, doch leider! Die
Hamburg
tauchte nicht auf! Jacques hielt es nicht länger aus; ihn dünkte, die englische Gesellschaft komme ihren Verbindlichkeiten nicht nach; er sprach bereits davon, daß sie Bankrott gegangen sei! Er zwang seinen Freund Jonathan, unverzüglich nach Nantes und Saint-Nazaire aufzubrechen, um die französische Küste zu überwachen.
Jonathan verließ am 27. Juli Paris, und sein Freund beeilte sich, die letzten Formalitäten zu erledigen, während er auf die Abreiseverständigung wartete.
Er mußte sich vor allem einen Reisepaß für das Ausland besorgen; Jacques suchte nach zwei Personen, die ihm vor dem Polizeikommissar einen guten Leumund bescheinigen konnten; aus diesem Anlaß nahm er zum ersten Mal regelmäßige Beziehungen zu einem Konditor aus der Rue Vivienne und einem Bäcker aus der Passage des Panoramas auf. In jener Zeit war zwischen diesen beiden ehrwürdigen Zünften ein heftiger Kampf um die Frage der Eclairs und Savarins ausgebrochen, die zum Nachteil der Konditoren von den Bäckern hergestellt wurden; sobald sich die beiden Rivalen also
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