Reise nach dem Mittelpunkt der Erde
nicht Tabak, Schießpulver und Zunder, desgleichen einen ledernen Gurt, welchen er um die Hüften trug, mit hinreichendem Vorrath an Gold, Silber-und Papiergeld. Tüchtige Schuhe, die durch einen Ueberzug von Theer und elastischem Gummi wasserdicht gemacht waren, befanden sich, und zwar sechs Paare, unter dem Geräthe.
»Also ausgestattet und versehen, sagte mein Oheim, hat man keinen Grund, eine weite Reise zu scheuen.«
Der 14. wurde ganz dazu verwendet, diese verschiedenen Gegenstände zu ordnen. Am Abend speisten wir bei dem Baron Trampe in Gesellschaft des Bürgermeisters von Reykjawik und des Doctors Hyallalin, dem obersten Arzt des Landes. Herr Fridrickson befand sich nicht unter den Gästen; später hörte ich, er sei mit dem Statthalter über einen Punkt der Verwaltung gespannt, und sie besuchten sich daher nicht. Es ging mir also die Gelegenheit ab, ein Wort von dem, was bei dieser halb-officiellen Mahlzeit gesprochen wurde, zu verstehen. Ich bemerkte nur, daß mein Oheim fortwährend sprach.
Den folgenden Tag, am 15., wurden die Vorbereitungen fertig. Unser Wirth machte dem Professor eine große Freude, indem er ihm eine Karte von Island zustellte, die ohne Vergleichung vollständiger war, als die Henderson’sche, nämlich die von Olaf Nicolas Olsen, im Maßstabe von 1: 480,000, welche von der isländischen literarischen Gesellschaft nach den geodätischen Arbeiten Scheel Frisac’s und der topographischen Aufnahme von Bjorn Gumlaugsonn herausgegeben worden war. Es war für einen Mineralogen ein kostbares Document.
Der letzte Abend wurde in vertraulichem Gespräch mit Herrn Fridrickson verbracht, zu dem ich mich mit lebhaftem Freundschaftsgefühl hingezogen fühlte; auf diese Unterhaltung folgte ein ziemlich unruhiger Schlaf, meinerseits wenigstens.
Um fünf Uhr weckte mich das Wiehern der vier Pferde, welche unter meinem Fenster stampften. Ich kleidete mich hastig an und kam herab auf die Straße. Hier war Hans beschäftigt unser Gepäck völlig aufzuladen, ohne dabei ein Wort hören zu lassen. Doch verfuhr er dabei mit ungewöhnlichem Geschick. Mein Oheim machte mehr Geräusch, als förderliche Arbeit, und der Führer schien sich wenig an seine Anweisungen zu kehren.
Um sechs Uhr war Alles fertig. Herr Fridrickson drückte uns die Hände. Mein Oheim dankte ihm in isländischer Sprache recht herzlich für seine wohlwollende Gastlichkeit. Ich ließ in meinem besten Latein einen herzlichen Gruß vernehmen; dann saßen wir auf und Herr Fridrickson rief uns zum Lebewohl den Vers Vergil’s nach:
»Fahren wir denn getrost, wohin Fortuna uns führet!«
Fußnoten
1 Der Ruhmkorff’sche Apparat besteht in einer Volta’schen Säule, welche durch geruchloses Potasche-Bichromat in Thätigkeit gesetzt wird; eine Inductionsröhre bringt die von der Säule erzeugte Elektricität in Verbindung mit einer eigenthümlich eingerichteten Laterne; in dieser befindet sich eine gläserne Schlangenröhre, welche luftleer gemacht wird, so daß nur noch ein Rest von Kohlen-oder Stickstoff bleibt. Wenn der Apparat thätig ist, wird dieses Gas leuchtend mit einem weißlichen, andauernden Licht. Die Säule und die Röhre werden in einen ledernen Sack gesteckt, welchen der Reisende an einem Bande trägt. Die auswendig angebrachte Laterne gewährt in tiefem Dunkel hinlänglich Licht; sie gestattet, ohne Gefahr einer Explosion sich in die Umgebung von leicht entzündlichem Gas zu wagen, und erlischt auch im tiefsten Wasserstrom nicht. Herr Ruhmkorff ist ein gelehrter und sehr geschickter Physiker. Seine große Entdeckung besteht in der Inductionsröhre, vermittelst welcher Elektricität von hoher Spannkraft erzeugt werden kann. Er hat im Jahre 1864 den fünfjährigen Preis von 50,000 Francs erhalten, welcher für die sinnreichste Anwendung der Elektricität ausgetheilt wird.
Zwölftes Capitel.
Nach Snäfieldsnäß.
Wir hatten bei der Abreise bedeckten Himmel, doch beständige Witterung, weder erschöpfende Hitze zu fürchten, noch verderblichen Regen.
Das Vergnügen, zu Pferd einen Ausflug durch’s Land zu machen, erleichterte mir’s, mich in die Unternehmung zu schicken. Ich fühlte so recht das Glück, in Freiheit seinen Wünschen zu leben, und fing an, der Sache die freundliche Seite abzugewinnen.
»Was ist übrigens, sagte ich mir, zu riskiren? Mitten in einem merkwürdigen Lande zu reisen! einen berühmten Berg zu erklimmen! im schlimmsten Fall in den erloschenen Krater desselben hinabzusteigen! Offenbar hat
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