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Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Titel: Reise nach dem Mittelpunkt der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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und die vier Pferde hatten bereits in der etwas gebrechlichen flachen Barke Platz genommen. Da ich an die Dampffähren der Elbe gewöhnt war, so kamen mir die Ruder der Schiffer als ein armseliger Behelf vor. Wir brauchten über eine Stunde Zeit, um über den Fjord zu setzen; aber endlich kamen wir doch glücklich hinüber.
    Nach einer halben Stunde erreichten wir Gardar.
Dreizehntes Capitel.
Eine Bauernherberge.
    Es hätte nun dunkel werden sollen, aber unter dem vierundsechzigsten Breitegrad konnte die nächtliche Helle mich nicht in Verwunderung setzen; in Island geht die Sonne während des Juni und Juli nicht unter.
    Doch war die Temperatur niedrig. Es fror mich und ich hatte Hunger. Da war nun das Bauernhaus willkommen, welches uns gastlich aufnahm.
    Die Gastlichkeit dieses Bauers wog die eines Königs auf. Als wir ankamen, reichte uns der Besitzer die Hand entgegen und winkte uns ohne Weiteres ihm zu folgen.
    Zu folgen, denn ihn zu begleiten war nicht möglich. Ein langer, schmaler, dunkler Gang führte in diese aus nothdürftig behauenen Balken errichtete Wohnung und bildete den Zugang zu den Gemächern; deren waren es vier: die Küche, die Weberwerkstätte, das Schlafzimmer der Familie, »Badstosa« und das Fremdenzimmer, von allen das beste. Da man beim Bauen des Hauses nicht an die Größe meines Oheims gedacht hatte, so stieß er einigemal mit dem Kopf wider die Vorsprünge der Decke.
    Man führte uns in unser Gemach, ein großes Zimmer mit einem Boden von gestampfter Erde und einem Fenster, dessen Scheiben aus wenig durchsichtigen Häutchen von Hammelfleisch gemacht waren. Das Bettzeug bestand aus dürrem Stroh, das man in zwei hölzerne, roth angestrichene und mit isländischen Sprüchen verzierte Verschläge geworfen hatte. Solch eines Comforts hatte ich mich nicht versehen; nur durchdrang das Haus ein starker Geruch getrockneter Fische, eingemachten Fleisches und saurer Milch. Meinem Geruchsorgan wollte dies nicht behagen.
    Nachdem wir unsere Reiserüstung abgelegt hatten, lud uns der Hauswirth ein, in die Küche zu kommen, die einzige Stelle auch bei größter Kälte, wo Feuerung war.
    Mein Oheim folgte ungesäumt der freundlichen Einladung, und ich schloß mich an.
    Das Kamin der Küche war nach uraltem Muster eingerichtet; in der Mitte des Raums bildete ein einziger Stein die Feuerstätte; im Dach befand sich ein Loch als Rauchfang. Diese Küche diente auch als Speisesaal.
    Bei unserm Eintritt grüßte uns unser Hauswirth, als habe er uns noch nicht gesehen, mit dem Wort »
saellvertu
«, d.h. seid glücklich, und küßte uns auf die Wange.
    Nach ihm sprach seine Frau die nämlichen Worte, verbunden mit derselben Ceremonie; darauf legten sie die rechte Hand auf’s Herz und machten eine tiefe Verbeugung.
    Die Frau war Mutter von neunzehn Kindern, die alle, große wie kleine, mitten in dem Dunst des Heerdes, welcher das Gemach füllte, durcheinander wimmelten. Jeden Augenblick sah ich ein anderes blondes, etwas melancholisches Köpfchen aus diesem Nebel hervortauchen. Man hätte sie für eine Gruppe ungewaschener Engel halten können.
    Wir begegneten dieser »Nestbrut« recht freundlich, und bald hatten wir drei oder vier der Meerkätzchen auf unsern Schultern, ebensoviel auf dem Schooß, die übrigen zwischen den Beinen. Die sprechen konnten, ließen das »
saellvertu
« in allen erdenklichen Tonarten vernehmen. Die noch nicht sprechen konnten, schrien um so mehr.
    Das Concert wurde durch die Ankündigung der Mahlzeit unterbrochen. In diesem Augenblick trat der Eiderjäger ein, welcher inzwischen für Fütterung der Pferde gesorgt hatte, d.h. er hatte sie sparsamer Weise, auf dem Felde zu weiden, losgezäumt; die armen Thiere mußten sich mit spärlichem Moos der Felsen und einigem wenig nahrhaften Seegras begnügen, um Tags darauf von selbst wieder zur Tagesarbeit zu kommen.
    »
Saellvertu
«, rief Hans.
    Darauf folgte ruhig, automatisch, ohne daß ein Kuß lebhafter war als der andere, dieselbe Scene der Begrüßung von Seiten des Wirths, seiner Frau und der neunzehn Kinder.
    Als die Ceremonie zu Ende war, setzte man sich zu Tische, vierundzwanzig an Zahl, folglich eins auf das andere, im wörtlichen Sinne. Wer nur zwei auf den Knieen hatte, kam dabei gut weg.
    Jedoch als die Suppe kam, ward das Völkchen stille. Unser Wirth reichte uns eine Moossuppe, die nicht übel schmeckte, dann eine stattliche Portion getrockneten Fisch in Butter schwimmend, die seit zwanzig Jahren etwas scharf geworden und

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