Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Titel: Reise nach dem Mittelpunkt der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
sie aus einem Kern von Trapp, der durch den Druck centraler Kräfte allmälig aus den Fluthen emporgehoben wurde. Die Feuer des Inneren waren noch nicht zum Ausbruch gekommen.
    Später entstand schräg von Südwest nach Nordost über die ganze Insel ein Spalt, durch welchen die trachytische Masse sich nach und nach ergoß.
    Dieses vollzog sich damals ohne gewaltsamen Ausbruch; es fand ein enormer Ausfluß statt, und die geschmolzenen aus dem Inneren der Erde ausgeworfenen Stoffe breiteten sich ruhig aus in großen Streifen oder warzenartigen Massen. Zu dieser Epoche entstanden die Feldspathe, Syenite und Porphyre.
    Aber in Folge dieser Ergießung nahm der Umfang der Insel bedeutend zu, und folglich ihre Widerstandskraft. Man begreift, welche Menge elastischer Flüssigkeiten eingeschlossen wurde, als sie nach dem Erkalten der trachytischen Kruste keinen Ausgang mehr hatte. Es kam daher ein Zeitpunkt, wo die mechanische Gewalt dieser Gase so stark wurde, daß sie die schwere Rinde emporhoben, und sich Auswege gleich Kaminen schufen. So entstanden aus dem Emporheben der Erdrinde Vulkane, und so bildete sich plötzlich die Krateröffnung an ihrer Spitze.
    Auf die Ausbrüche erfolgten sodann vulkanische Erscheinungen. Durch die neu gebildeten Oeffnungen entluden sich zuerst die basaltischen Auswürfe, wovon die Ebene, worüber wir so eben gekommen waren, die merkwürdigsten Proben unseren Blicken darlegte. Unsere Schritte führten uns über die wuchtigen dunkelgrauen Felsblöcke, welche bei dem Erkalten Prismengestalt mit sechsseitiger Basis annahmen. In der Ferne sah man eine große Zahl abgeplatteter Kegel, welche vormals feuerspeiende Mündungen waren.
    Hierauf, als der Basaltausbruch vorüber war, entlud der Vulkan Lavaströme nebst Asche und Schlackenmassen, wovon ich lange Streifen gleich einem reichwallenden Haupthaar auf seine Seiten herabfallen sah.
    Einer solchen Reihe von Naturbegebenheiten verdankt Island seinen Ursprung; sie rührten alle von der Wirkung innerer Feuer her, und es war Thorheit, anzunehmen, daß die innere Masse nicht in fortdauerndem Zustand glühender Flüssigkeit sich befinde. Ja Wahnsinn war es, anzunehmen, man könne zum Mittelpunkt der Erde gelangen!
    Ich beruhigte mich daher hinsichtlich des Ausgangs unserer Unternehmung, während wir den Snäfields hinandrangen.
    Der Weg wurde immer schwieriger, bergan; die Felsstücke wankten und man mußte sorgfältig aufmerken, um einen gefährlichen Sturz zu vermeiden.
    Hans ging ruhig, wie auf ebenem Boden, voran; manchmal verschwand er hinter großen Blöcken, und wir verloren ihn augenblicklich außer Augen; dann gab er mit hellem Pfeifen die Richtung an, auf der wir ihm zu folgen hatten. Ost auch stand er stille, las einige Felsstücke auf, ordnete sie auf leicht erkennbare Weise, und bildete so eine Richtschnur für die Rückkehr. Die Ereignisse, welche eintrafen, machten solche Vorsorge unnöthig.
    In drei ermüdenden Wegstunden waren wir nur bis zum Fuß des Berges gekommen. Hans gab ein Zeichen, Halt zu machen, und ein leichtes Frühstück wurde von Allen eingenommen. Mein Oheim aß doppelte Portionen, um schneller fort zu kommen. Doch da diese Pause auch zum Ausruhen bestimmt war, so mußte er sich nach dem Führer richten, der erst nach einer Stunde das Zeichen zum Aufbruch gab. Die drei Isländer, welche so schweigsam waren, wie ihr Kamerad, der Eiderjäger, ließen kein Wort vernehmen, und aßen mäßig.
    Wir singen jetzt an, die Abhänge des Snäfields hinanzusteigen. Sein schneebedeckter Gipfel schien mir durch eine optische Täuschung, wie sie im Gebirge häufig vorkommt, sehr nahe, und doch, wie lange Stunden dauerte es noch, bis wir ihn erreichten! Und welche Beschwerden dazu! Die Steine, durch kein Bindemittel festgehalten, lösten sich unter unseren Füßen los und rollten so schnell wie eine Lawine auf die Ebene hinab.
    An manchen Stellen bildeten die Seiten des Berges mit dem Horizont einen Winkel von mindestens sechsunddreißig Grad; es war unmöglich, hinan zu klimmen, und man konnte nicht ohne Schwierigkeit um die Steinblöcke herum kommen. Wir unterstützten uns dabei gegenseitig mit unseren Stöcken.
    Mein Oheim hielt sich mir so nahe wie möglich; er verlor mich nicht aus den Augen, und manchmal gewährte mir sein Arm eine tüchtige Stütze. Er seinerseits hatte wohl einen angeborenen Gleichgewichtssinn, denn er wankte und stolperte nicht. Die Isländer, obwohl mit Gepäck beladen, kletterten so gewandt, wie

Weitere Kostenlose Bücher