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Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Titel: Reise nach dem Mittelpunkt der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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schmutzig und übelriechend. Man mußte genügsam sein. Dem Pfarrherrn schien durchaus nicht die Gastlichkeit der Urzeit eigen. Bevor der Tag zu Ende, erkannte ich, daß wir es mit einem Grobschmied, einem Fischer, Jäger, Zimmermann, und keineswegs mit einem geistlichen Herrn zu thun hatten. Allerdings war’s ein Werktag; vielleicht stellte sich der Pfarrer am Sonntag ein.
    Ich will die armen Priester nicht tadeln, die, Allem zufolge, sehr übel daran sind. Der Gehalt, welchen sie von der dänischen Regierung bekommen, ist äußerst gering, und dazu beziehen sie den vierten Theil des Zehntens ihrer Gemeinde, was keine sechzig Mark beträgt. Daher müssen sie für ihren Lebensunterhalt arbeiten; aber wenn man die Arbeit eines Fischers, Jägers, Schmieds verrichtet, nimmt man die Sitten und die Lebensart dieser ungebildeten Leute an; am Abend merkte ich gar, daß unser Wirth die Tugend der Nüchternheit nicht kannte.
    Mein Oheim sah gleich, mit was für Leuten er zu thun hatte; es war ein grober, plumper Bauer statt eines würdigen Gelehrten. Um so rascher beschloß er sein großes Vorhaben in Angriff zu nehmen. Ohne Rücksicht auf die Beschwerden, nahm er sich vor, einige Tage im Gebirge zuzubringen.
    Es wurden daher gleich den folgenden Tag nach unserer Ankunft zu Stapi die Vorbereitungen getroffen. Hans miethete drei Isländer, um anstatt der Pferde das Gepäck zu tragen; aber es wurde ausgemacht, daß, sobald wir auf dem Boden des Kraters angekommen, sie wieder zurückkehren sollten.
    Bei dieser Gelegenheit gab mein Oheim Hans zu erkennen, daß er die Erforschung des Vulkans bis zum äußersten fortzusetzen beabsichtige. Hans nickte nur mit dem Kopf. Dahin oder sonst wohin, auf der Oberfläche oder in’s Innere hinab, war ihm gleichgiltig. Ich meines Theils hatte bisher, durch die Reisebegegnisse zerstreut, die Zukunft ein wenig vergessen, jetzt aber ergriff mich der Gedanke um so lebhafter. Was war zu thun? Wenn ein Widerstand möglich, so war er zu Hamburg zu versuchen, nicht am Fuße des Snäfields.
    Eine Idee quälte mich vor Allem, eine erschreckliche Idee, die auch unempfindliche Nerven erschüttern konnte.
    »Wir besteigen, sagte ich bei mir, den Snäfields. Gut. Wir wollen in seinen Krater hinab. Andere haben das auch gethan, und haben dabei ihr Leben nicht eingebüßt. Aber dabei soll’s nicht bleiben. Zeigt sich ein Weg, um in’s Innere der Erde zu dringen, hat der unglückselige Saknussemm Wahrheit gesagt, so werden wir uns in den unterirdischen Gängen des Vulkans verlieren. Nun haben wir noch keine Gewißheit, daß der Snäfields erloschen ist! keinen Beweis, daß nicht ein Ausbruch bevorsteht? Und was soll dann aus uns werden?«.
    Es verlohnte der Mühe, darüber nachzudenken. Ich dachte daran, und im Schlaf träumten meine Gedanken davon. Als Schlacke ausgeworfen zu werden, schien mir doch all zu arg.
    Endlich entschloß ich mich, bei meinem Oheim die Sache zur Sprache zu bringen, so geschickt wie möglich in Form einer Hypothese.
    Ich suchte ihn auf, theilte ihm meine Besorgnisse mit.
    »Ich dachte schon selbst daran«, erwiderte er nur.
    Was wollte das bedeuten? Sollte er wohl der Stimme der Vernunft Gehör geben?
    Nach einer kleinen Pause fuhr er fort:
    »Ich dachte daran. Seit unserer Ankunft zu Stapi hab’ ich mich mit der Frage beschäftigt, denn tollkühn dürfen wir nicht sein.
    Sechshundert Jahre sind’s, daß der Snäfields stumm ist, aber die Sprache hat er doch nicht verloren. Den Ausbrüchen aber gehen immer gewisse Erscheinungen voraus, die genau bekannt sind. Ich habe die Landesbewohner befragt, den Boden studirt, und kann Dir sagen, Axel, es steht kein Ausbruch bevor.«
    Ueber diese Behauptung war ich bestürzt, hatte nichts darauf zu antworten.
    »Zweifelst Du an meiner Versicherung? sagte mein Oheim; nun, so geh’ mit mir.«
    Ich folgte mechanisch. Wir verließen das Pfarrhaus, und der Professor schlug einen Weg ein, der durch eine Oeffnung der Basaltwand vom Meer abwärts führte. Bald befanden wir uns auf offenem Feld, wenn man eine ungeheure Anhäufung vulkanischer Auswürfe so nennen darf.
    Ich sah hie und da Rauchwirbel emporsteigen; diese weißen Dünste, »Reykir« im Isländischen genannt, rührten von heißen Quellen her, und zeigten durch ihre Heftigkeit die vulkanische Thätigkeit des Bodens an. Das schien meine Befürchtungen zu rechtfertigen. Wie war ich daher verblüfft, als mein Oheim sagte:
    »Du siehst diese Rauchwirbel, Axel; sie beweisen, daß wir nichts

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