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Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Titel: Reise nach dem Mittelpunkt der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Innere der Erde gedrungen.
    – Was meinen Sie?
    – Ich meine, wir sind erst bis auf den Boden der Insel gelangt. Diese lange senkrechte Röhre, die im Krater des Snäfields mündet, endigt etwa in der Höhe des Meeresspiegels.
    – Wissen Sie dies gewiß?
    – Sehr gewiß. Befrage nur den Barometer.«
     

    Hinab in den Krater. (S. 101.)
     
    Wirklich, das Quecksilber, welches im Verhältniß, wie wir hinabkamen, allmälig gestiegen, war bei neunundzwanzig Grad stehen geblieben.
    »Du siehst, fuhr der Professor fort, wir haben erst den Druck einer Atmosphäre, und ich bin ungeduldig, den Barometer durch den Manometer zu ersetzen.«
     

    Eine Lavagrotte. (S. 108.)
     
    Jenes Instrument mußte in der That von dem Augenblick an unbrauchbar werden, wo das Gewicht der Luft den Druck derselben, wie er auf dem Meeresspiegel stattfindet, überschreitet.
    »Aber, sagte ich, ist nicht zu besorgen, dieser stets zunehmende Druck werde peinlich werden?
    – Nein. Wir kommen langsam abwärts, und unsere Lungen gewöhnen sich, eine dichtere Atmosphäre einzuathmen. Den Luftschiffern mangelt’s am Ende an Luft, wenn sie in die höheren Schichten kommen, und wir bekommen vielleicht zu viel. Aber das ist besser. Verlieren wir nun keinen Augenblick Zeit. Wo ist der Pack, welchen wir zuvor hinabgeworfen haben?«
    Ich erinnere mich, daß wir Abends zuvor vergeblich danach gesucht hatten. Mein Oheim fragte Hans, der mit seinem Jägerauge sich umsah.
    »Der huppe? fragte er.
    – Dort oben.«
    Wirklich, der Pack war an einem Felsenvorsprung etwa hundert Fuß über unserem Kopf hängen geblieben. Und der behende Isländer kletterte gleich einer Katze hinan und holte in einigen Minuten denselben herunter.
    »Jetzt, sagte mein Oheim, wollen wir frühstücken, aber wie Leute, die vielleicht eine weite Fahrt zu machen haben.«
    Zum Zwieback und getrocknetem Fleisch wurden einige Schluck Wasser mit Wachholderbranntwein genommen.
    Als das Frühstück zu Ende war, zog mein Oheim sein Notizbüchlein aus der Tasche, nahm nach einander die verschiedenen Instrumente, und zeichnete auf:
     
    Montag , 1. Juli.
     
    Chronometer: 8 Uhr 17 M. Vorm.
    Barometer: 29‘7”.
    Thermometer: 6°.
    Richtung: O.-S.-O.
     
    Diese letztere Angabe des Compasses bezog sich auf den dunkeln Gang.
    »Jetzt, Axel, rief der Professor begeistert aus, jetzt werden wir erst recht in’s Innere des Erdballs dringen. Nun beginnt eigentlich erst unsere Reise.«
    Und unverzüglich faßte mein Oheim mit der einen Hand einen an seinem Halse hängenden Ruhmkorff’schen Apparat, brachte mit der andern den elektrischen Strom in Verbindung mit der Serpentine in der Laterne, und helles Licht zerstreute das Dunkel des Ganges.
    Der zweite Apparat, welchen Hans trug, wurde ebenfalls in Thätigkeit gesetzt. Diese sinnreiche Anwendung der Elektricität setzte uns in Stand, durch Schöpfung künstlichen Tageslichts selbst mitten durch entzündliche Gase weiter zu dringen.
    »Marsch!« sagte mein Oheim.
    Jeder nahm wieder seinen Pack, Hans übernahm es, den mit den Kleidern und Stricken vor sich her zu stoßen, und wir traten alle drei in die Galerie.
    Im Augenblick, als wir uns hinein begaben, blickte ich empor, und sah zum letztenmal durch den unermeßlichen Tubus den Himmel Islands, »den ich nicht wieder sehen sollte.«
    Die Lava hatte sich bei ihrem Ausbruch im Jahre 1229 einen Weg durch diesen Tunnel gebrochen. Sie überzog das Innere mit einem dichten glänzenden Ueberzug, wovon das elektrische Licht mit hundertfacher Stärke reflectirt wurde.
    Die Schwierigkeit des Weges bestand hauptsächlich darin, daß man über eine in einem Winkel von fünfundvierzig Grad geneigte Fläche nicht allzu rasch hinabglitt; zum Glück konnten manche zerfressene oder hervorragende Stellen als Stufen dienen, und das Gepäck brauchten wir nur an einer langen Leine uns nachzuziehen.
    Aber, was unter unseren Füßen die Stufen abgab, wurde an den anderen Wänden zum Tropfstein. Die an manchen Stellen löcherige Lava bildete kleine runde Blasen; Krystalle von dunklem Quarz, mit klaren Glastropfen geziert, hingen wie Lüstres vom Gewölbe herab, schienen bei unserer Ankunft angezündet zu werden. Man konnte meinen, die unterirdischen Geister illuminirten ihren Palast, um die Gäste von der Oberwelt zu empfangen.
    »Wie prachtvoll ist das! rief ich unwillkürlich aus. Welch ein Anblick! Zum Staunen diese Nuancen der Lava, die in unmerklichen Abstufungen aus dem Rothbraunen in’s glänzende Gelb übergehen!

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