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Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Titel: Reise nach dem Mittelpunkt der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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mich darüber mit dem Gedanken, daß uns derselbe der Erdoberfläche näher brachte. Darin lag eine Hoffnung. Jeder Schritt bestätigte es, und ich erquickte mich schon bei dem Gedanken, mein liebes Gretchen wieder zu sehen.
    Zur Mittagszeit gewährten die Wände der Galerie einen andern Anblick. Ich merkte es an der schwächeren Rückstrahlung des elektrischen Lichts. An Stelle der Lavaverkleidung trat jetzt das lebendige Gestein. Der Grundstock bestand aus geneigten, oft vertical geordneten Schichten. Wir befanden uns mitten in der Uebergangsepoche, in der silurischen Periode.
    »Es ist augenscheinlich klar, rief ich aus, der Schiefer, der Kalk-und der Sandstein entstanden in der zweiten Epoche der Erdbildung aus dem Niederschlag der Gewässer! Wir kehren jetzt dem Granitkern den Rücken! Wir machen’s jetzt wie die Hamburger, welche über Hannover nach Lübeck reisen wollen.«
    Ich hätte meine Beobachtungen für mich behalten sollen. Aber meine Anlage zum Geologen überwog die Klugheit, und Onkel Lidenbrock hörte meine Ausrufungen.
    »Was hast Du denn vor? sprach er.
    – Sehen Sie! erwiderte ich, und zeigte ihm die abwechselnde Reihe des Sand-und Kalksteins, und der ersten Spuren des Schieferbodens.
    – Nun?
    – Wir sind in die Periode gekommen, in welcher die ersten Pflanzen und Thiere zum Vorschein kamen.
    – So! meinst Du?
    – Aber schauen Sie nur, untersuchen, beobachten Sie!«
    Ich nöthigte den Professor, seine Lampe an die Wände der Galerie zu halten. Ich versah mich seinerseits eines Ausrufs. Aber er sagte kein Wort, ging schweigend seines Weges weiter.
    Hatte er mich verstanden, oder nicht? Wollte er, aus Eigenliebe des Oheims und des Gelehrten, nicht zugeben, daß er sich geirrt habe, indem er den östlichen Tunnel wählte, oder hatte er sich vorgenommen, diesen Gang bis an sein Ende zu verfolgen? Es lag klar, daß wir aus dem durch die Laven ziehenden Weg heraus gekommen waren, und daß dieser Weg unmöglich zum Herd des Snäfields führen konnte.
    Doch fragte ich mich, ob ich nicht dieser Aenderung des Bodens eine zu große Bedeutung beigelegt habe. Hab’ ich mich nicht selbst geirrt? Wandern wir wirklich durch diese Schichten von Gestein, welches über dem Granitgerippe liegt?
    »Habe ich Recht, dacht’ ich, so muß ich einige Trümmer von Urpflanzen finden, und man hat sich wohl an den Augenschein zu wenden. So wollen wir suchen.«
    Ehe ich hundert Schritte machte, boten sich meinen Augen unverwerfliche Beweise dar. Das mußte wohl der Fall sein, denn in der silurischen Epoche befanden sich in den Meeren über fünfzehnhundert Arten von Pflanzen oder Thieren. Meine Füße, die bisher harten Lavaboden unter sich gehabt, traten nun plötzlich auf einen Staub aus Pflanzenresten und Muscheln. An den Wänden sah man deutlich Abdrücke von Meergräsern und Lykopodien. Der Professor Lidenbrock konnte nun unmöglich mehr irren; aber er schloß die Augen, denk’ ich, und schritt unabänderlich weiter.
    Es war das ein Eigensinn über alle Grenzen. Jetzt hielt ich mich nicht länger zurück. Ich nahm eine vollkommen wohl erhaltene Muschel, die einem Thier angehört hatte, das ungefähr einer jetzigen Assel glich; darauf ging ich zu meinem Oheim und sagte zu ihm:
    »Sehen Sie!
    – Nun! erwiderte er ruhig, es ist die Muschel eines Thiers von der jetzt verschwundenen Gattung der Trilobiten. Weiter nichts.
    – Aber folgern Sie nicht daraus? …
    – Was Du folgerst? Ja wohl. Wir sind aus der Schichte des Granits und der Lava herausgekommen. Möglich, daß ich irre; aber ich bin nicht eher von meinem Irrthum überzeugt, als bis wir an’s Ende dieser Galerie gekommen sind.
    – Sie verfahren mit Recht so, lieber Oheim, und ich würde Ihnen Beifall geben, hätten wir nicht eine immer mehr drohende Gefahr zu fürchten gehabt.
    – Und welche?
    – Wassermangel.
    – Nun! Wir werden uns auf Rationen setzen, Axel.«

Zwanzigstes Capitel.
Verlegenheiten.
    In der That, man mußte den Trunk beschränken. Unser Vorrath konnte nur noch drei Tage dauern. Das erkannte ich Abends beim Essen. Und dazu hatten wir wenig Aussicht, in diesem Uebergangsgebirge auf eine lebende Quelle zu stoßen.
    Während des ganzen folgenden Tages vor unsern Schritten nichts als die unübersehbaren Gewölbe. Wir gingen ohne fast nur ein Wort zu reden: wir theilten die Schweigsamkeit unsers Hans. Aufwärts führte der Weg nicht, wenigstens unmerkbar. Manchmal schien er sogar sich abwärts zu neigen.
    Der Schiefer, der Kalkboden und der

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