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Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Titel: Reise nach dem Mittelpunkt der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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linken Seitenwand, brausend und sprudelnd. Ich hielt öfters meine Hand wider den Felsen, in Hoffnung, Spuren von durchsickernder Feuchtigkeit zu finden. Aber vergebens.
    Eine halbe Stunde verfloß noch. Eine halbe Lieue wurde noch zurückgelegt.
    Es zeigte sich nun klar, daß der Jäger, als er abwesend war, sein Suchen nicht weiter hatte fortsetzen können. Geleitet von einem den Bergbewohnern eigenthümlichen Instinct, erkannte er im Gefühl diesen Bach durch den Felsen hindurch, gesehen aber hatte er das köstliche Naß sicherlich nicht, seinen Durst nicht damit gestillt.
    Bald ergab sich auch, daß wir, wenn wir weiter fort gingen, uns von dem fließenden Wasser, dessen Rauschen schwächer zu werden anfing, wieder entfernen würden.
    Wir gingen also wieder zurück. Hans blieb genau an der Stelle stehen wo der Bach am nächsten zu sein schien.
    Ich setzte mich neben der Wand nieder, während das Wasser in einer Entfernung von zwei Fuß sehr reißend strömte. Aber eine Granitwand trennte uns noch.
    Ohne nachzudenken, ohne mich zu fragen, ob es nicht irgend ein Mittel gebe, dieses Wasser sich zu verschaffen, gab ich mich im ersten Augenblick einer Verzweiflung hin.
    Hans sah mich an, und ich glaubte ein Lächeln auf seinen Lippen zu bemerken.
    Er stand auf und nahm seine Lampe. Ich folgte ihm nach. Er ging nach der Wand hin; ich sah ihm zu, was er machte. Er hielt sein Ohr ganz nahe an den bloßen Stein, fuhr mit demselben daran vorbei, sorgfältig lauschend. Ich begriff, daß er genau die Stelle suchte, wo man den Bach am lautesten rauschen hörte. Diese Stelle fand er in der linken Wand, drei Fuß über dem Boden.
    Ich war in großer Bewegung! Ich wagte nicht zu rathen, was der Jäger thun würde. Aber ich konnte nicht umhin, ihn zu begreifen, zu beglückwünschen, mit Liebesbezeigungen zu überschütten, als ich ihn zur Spitzhaue greifen sah, um sich an den Felsen selbst zu machen.
    »Retten Sie! rief ich aus.
    – Ja, wiederholte mein Oheim wie wahnsinnig, Hans hat Recht! Der wackere Jäger! Wir wären nicht darauf gekommen!«
    Ich glaub’s wohl! So einfach ein solches Mittel auch war, es wäre uns nicht in den Sinn gekommen. Es war doch höchst gefährlich, mit der Hacke in dies Gerüste des Erdballs einzuhauen? Es konnte ein Einsturz erfolgen, der uns zermalmte! Der Bach konnte, nachdem er durchgebrochen, uns verschlingen. Diese Gefahren hatten nichts Grillenhaftes; aber damals konnte die Besorgniß vor Einsturz oder Ueberschwemmung uns nicht abhalten, denn unser Durst war stark.
    Hans machte sich an die Arbeit, die weder mein Oheim, noch ich fertig gebracht hätte. Die Ungeduld hätte uns die Hand geführt, so daß der Felsen unter wiederholten Schlägen zertrümmert worden wäre. Der Führer dagegen, ruhig und bedächtig, hieb den Felsen mit öfter wiederholten kleinen Schlägen an, und grub so ein sechs Zoll breites Loch. Es dauerte nicht lange, so war die Haue schon zwei Fuß in die Granitwand gedrungen. Die Arbeit währte über eine Stunde. Ich zappelte vor Ungeduld! Mein Oheim wollte es mit Macht angreifen; ich konnte ihn kaum zurückhalten, und schon griff er zur Haue, als man plötzlich ein Zischen vernahm. Ein Wasserstrahl brach aus der Wand vor, und schlug wider die Wand der entgegengesetzten Seite.
    Hans, den der Stoß bald umgeworfen hätte, konnte einen Schmerzensschrei nicht unterdrücken. Ich begriff es, als ich meine Hände in den Strahl tauchte, und schrie ebenfalls laut auf. Das Wasser war siedend heiß.
    »Das Wasser ist hundert Grad heiß! rief ich.
    – Nun, es wird schon kalt werden«, erwiderte mein Oheim.
    Der Gang füllte sich mit Dämpfen, und es entstand ein Bach, der sich in Krümmungen verlief; wir konnten bald unsern Trunk daraus schöpfen.
    Ach! welche Lust! welch’ unvergleichliche Erquickung! Woher kam das Wasser? daran lag wenig. Es war Wasser, das, wenn auch warm, das schon entschwindende Leben doch dem Herzen wieder zuführte. Ich trank ohne einzuhalten, ohne nur zu kosten.
    Erst nachdem ich mich eine Minute erquickt, rief ich aus: »Aber das Wasser ist eisenhaltig!
    – Das ist für den Magen vortrefflich, versetzte mein Oheim; und es hat viel Mineralgehalt! Es könnte eine Reise nach Spaa oder Teplitz sparen!
    – Und wie gut schmeckt’s!
    – Ich glaub’s wohl, ein Wasser, das man zwei Lieues unter der Erde schöpft. Es hat einen Tintengeschmack, doch nichts Unangenehmes. Hans hat uns da eine famose Erquickungsquelle verschafft. Darum schlag ich auch vor, dem

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