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Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Titel: Reise nach dem Mittelpunkt der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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die Königsstraße und entfloh aus Leibeskräften.
Viertes Capitel.
Entzifferung des Geheimnisses.
    »Er ist fort, rief Martha, die herbeigelaufen kam, als er die Hausthür so heftig zuschlug, daß von dem Schmettern das ganze Haus erschüttert wurde.
    – Ja, erwiderte ich, ganz und gar fort!
    – Nun! und sein Mittagessen? sagte die alte Dienerin.
    – Er wird nicht zu Mittag speisen!
    – Und sein Abendessen?
    – Er wird auch nicht zu Abend speisen!
    – Wie? sagte Martha und rang die Hände.
    – Nein, gute Martha, er wird nicht mehr essen, und Niemand im ganzen Hause. Mein Oheim läßt uns alle fasten, bis es ihm gelingt, ein altes Gekritzel, das durchaus unleserlich ist, zu entziffern!
    – Jesus! So bleibt uns also nichts, als Hungers sterben.«
    Ich getraute nicht, einzugestehen, daß bei einem so unbedingten Mann, wie mein Oheim, dies uns unvermeidlich bevorstehe.
    Ernstlich beunruhigt begab sich die alte Dienerin mit Seufzen in ihre Küche zurück.
    Als ich allein war, kam mir der Gedanke, zu Gretchen zu eilen und ihr Alles zu erzählen. Aber wie konnte ich das Haus verlassen? Der Professor konnte jeden Augenblick heim kommen. Und wenn er nach mir rief? Und wenn er seine Enträthselungsarbeit, die man dem alten Oedipus vergeblich vorgelegt haben würde, wieder anfangen wollte? Und was würde es geben, wenn ich auf sein Rufen nicht Antwort gäbe?
    Das Klügste war, zu bleiben. Eben hatte uns ein Mineralog aus Besançon eine Sammlung Klappersteine vom Kieselgeschlecht zugeschickt, welche zu classificiren waren. Ich machte mich an die Arbeit. Ich sonderte aus, machte Etiketten, ordnete in ihrem Glaskasten alle die hohlen Steine, worin kleine Krystalle eingeschlossen waren.
    Aber diese Thätigkeit beschäftigte mich nicht völlig. Das alte Document machte mir in den Gedanken viel zu schaffen. Mein Kopf glühte, und eine unbestimmte Unruhe ergriff mich. Ich ahnte eine bevorstehende Katastrophe.
    Nach Verlauf einer Stunde waren meine Klappersteine geordnet. Darauf wiegte ich mich in dem großen Lehnstuhl, den Kopf rückwärts, die Arme baumelnd. Ich zündete meine Pfeife an, deren lange krumme Röhre am Kopf mit dem Bild einer Nymphe geziert war, und ergötzte mich daran, die Fortschritte der Verkohlung zu beobachten, wodurch die Nymphe zu einer vollständigen Negerin geworden war. Von Zeit zu Zeit lauschte ich, ob sich nicht Tritte auf der Treppe vernehmen ließen. Nichts zu hören. Wo mochte mein Oheim eben sein? Ich sah ihn in Gedanken die schöne Allee der Altonaer Straße entlang laufen, gesticulirend, mit kräftigem Arm die Kräuter zerschlagen, Disteln köpfen und die Schwäne in ihrem Frieden stören.
    Wird er triumphirend oder entmuthigt heim kommen? Sollte er das Geheimniß heraus bekommen haben? So fragte ich mich, und nahm maschinenmäßig das Blatt Papier in die Hand, worauf die von mir geschriebenen unverständlichen Zeilen sich befanden. Ich wiederholte:
    »Was bedeutet dies?«
    Ich versuchte die Buchstaben so zu gruppiren, daß sie Worte bildeten. Unmöglich. Man mochte sie zu zwei, drei, fünf oder sechs zusammenstellen, es kam durchaus nichts Verständliches heraus. Doch ließ sich aus dem vierzehnten, fünfzehnten und sechzehnten Buchstaben das englische Wort »
ice
« bilden, aus dem vier-, fünf-und sechsundachtzigsten das Wort »
sir
«. Endlich erkannte ich mitten in dem Document auf der dreißigsten Zeile die lateinischen Worte »
rota«, »mutabile«, »ira«, »nec«, »atra
«.
    Teufel, dacht’ ich, diese letzteren Wörter könnten wohl meinem Oheim Auskunft über die Sprache des Documents geben! Und da sehe ich gar, auf der vierten Zeile noch das Wort »
luco
«, das einen »heiligen Hain« bedeutet. Zwar auf der dritten Zeile ist das Wort »
tabiled
« zu lesen, welches ganz hebräisch aussieht, und auf der letzten die Wörter »
mer«, »arc«, »mère
«, die rein französisch sind.
     

    Axel kreuzte die Arme und wartete ab. (S. 28.)
     
    Darüber konnte man den Kopf verlieren: Vier verschiedene Sprachidiome in einer sinnlosen Phrase! In welchem Zusammenhang konnten die Wörter »Eis«, »Herr«, »Zorn«, »grausam«, »heiliger Hain«, »wechselnd«, »Mutter«, »Bogen«, »Meer« stehen? Das letzte und erste allein ließen sich leicht an einander reihen: es wäre nicht zu verwundern, wenn in einem auf Island geschriebenen Document von »Eismeer« die Rede wäre. Aber den übrigen Theil des Geheimschriftstücks zu begreifen, war doch eine andere Aufgabe.
    Ich rang also mit

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