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Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Titel: Reise nach dem Mittelpunkt der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sanft den Kopf.
    Der Regen bildet inzwischen einen brausenden Katarakt vor dem Horizont, auf welchen wir unsinnig zufahren. Aber ehe er noch bis zu uns gelangt, zerreißt das Gewölk, das Meer geräth in Wallung, und die durch eine umfassende chemische Thätigkeit in den oberen Schichten entwickelte Elektricität kommt mit in’s Spiel. Unzählige Blitze durchkreuzen sich, und der Donner folgt Schlag auf Schlag; die ganze Dunstmasse glüht; hellleuchtender Hagel schlägt wider unsere Geräthe, und die aufgeregten Wogen scheinen Feuer zu sprühen.
    Meine Augen sind geblendet, meine Ohren betäubt! Ich muß mich am Mast festhalten, der wie ein Rohr von der Gewalt des Sturms gebeugt wird!
    … … … … … … … … … … … … .
    … … … … … … … … … … … … .
     

    Ein Gewitter. (S. 193.)
     
    (Hier werden meine Reisenotizen sehr unvollständig. Ich habe nur einige flüchtige Bemerkungen wiedergefunden, die in ihrer Kürze, selbst in ihrer Dunkelheit das Gepräge meiner Gemüthsbewegung an sich tragen, und besser als meine Erinnerung von der Lage einen Begriff geben.)
    … … … … … … … … … … … … .
    … … … … … … … … … … … … .
    Sonntag , 23. August . – Wo sind wir? Wohin hat uns die unberechenbare Fahrt verschlagen?
     

    Eine Feuerkugel. (S. 194.)
     
    Es war eine fürchterliche Nacht. Der Sturm will sich nicht legen. Inmitten des Tobens und Brausens unablässiges Donnergeroll. Unsere Ohren sind wund. Unmöglich ist’s, ein Wort mit einander zu reden.
    Unaufhörliche Blitze. Ich sehe rückwärtsgehende Zickzackstrahlen, die, von oben geschleudert, wieder rückwärts wider das Granitgewölbe schlagen. Wenn es zusammenbräche! Andere Blitze spalten sich oder nehmen die Gestalt von Feuerkugeln an, die wie Bomben zerplatzen. Das allgemeine Getöse scheint nicht zuzunehmen; es hat den Höhepunkt erreicht, welchen das menschliche Ohr fassen kann. Unablässig ist die Strömung des Lichts aus der Oberfläche der Wolken, der elektrische Stoff entladet sich unaufhörlich; unzählige Wassersäulen thürmen sich in der Atmosphäre und sinken schäumend wieder zurück.
    Wohin treiben wir? … Mein Oheim liegt der Länge nach am Ende des Flosses.
    Verdoppelte Wärme. Ich sehe auf das Thermometer; es zeigt … (die Ziffer ist ausgelöscht).
    Montag , 24. August . – Das nimmt kein Ende! Warum sollte der Zustand dieser dichten Atmosphäre, wenn er einmal sich ändert, nicht ein definitiver werden.
    Wir sind von Strapazen erschöpft. Hans, wie gewöhnlich. Das Floß läuft unverändert südöstlich. Wir haben vom Inselchen Axel aus über zweitausend Kilometer zurückgelegt.
    Zu Mittag verdoppelt sich die Gewalt des Sturmes. Man ist genöthigt, alle Gegenstände der Ladung festzubinden. Jeder von uns bindet sich ebenfalls an. Die Wellen gehen uns über den Kopf.
    Seit drei Tagen ist’s nicht möglich, ein Wort mit einander zu reden. Wir öffnen den Mund, bewegen die Lippen, ein verständlicher Ton kommt nicht zum Vorschein. Selbst wenn man sich in’s Ohr spricht, kann man sich nicht verstehen.
    Mein Oheim nähert sich mir, artikulirt einige Worte. Ich glaube, er sagte: »Wir sind verloren«. Doch weiß ich’s nicht gewiß.
    Ich schreibe ihm die Worte auf: »Weg mit unserm Segel!«
    Er giebt durch ein Zeichen seine Zustimmung.
    Auf einmal fällt eine feurige Kugel auf das Floß. Mast und Segel sind augenblicklich entfernt und flattern hoch in den Lüften, wie ein urweltlicher Vogel.
    Wir sind starr vor Schrecken. Die Kugel, halb weiß, halb lazurblau, von der Größe einer sechszölligen Bombe, rollt langsam, hier und dorthin, springt auf den Lebensmittelsack, gleitet langsam wieder herunter, hüpft, streift an die Pulverkiste. Grauenhaft! Wir alle in die Luft springen! Nein. Die schreckliche Kugel entfernt sich, nähert sich Hans, der sie fest anstarrt; meinem Oheim, der, um auszuweichen, auf die Kniee fällt; mir, der todtenblaß zurückschaudert vor dem Glanz und der Hitze; sie kreiselt neben meinem Fuß, den ich zurückziehen will, was aber nicht möglich ist.
    Ein Geruch von Salpetergas füllt die Luft, dringt in die Kehle, die Lungen – zum Ersticken.
    Weshalb kann ich meinen Fuß nicht zurückziehen? Die elektrische Kugel hat alles Eisen an Bord magnetisirt; die Instrumente, Geräthe, Waffen gerathen in Bewegung und stoßen mit hellem Klang an einander; die Nägel an meinen Schuhen hängen fest an einer Eisenplatte, die in Holz eingelassen ist. Darum

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