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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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PROLOG
    Grimmig und mit eisernem Willen kämpfte sich die Gestalt den Berg hinauf. Mit jedem Schritt wallte der lange zerschlissene Umhang, der die bleiche Haut nur teilweise verbarg, um ihre Beine. Ihre Haare, hüftlang und so schwarz wie die Nacht, wehten im Wind. Ein leises, kaum wahrnehmbares Zischen ging von der glimmenden Fackel aus, die sie in der Hand trug und die mit ihrem Lebensodem verbunden war. Doch nicht nur die Fackel stellte im Ernstfall eine todbringende Waffe dar, sondern auch die Geißel, die in einem ledernen Halfter an ihrer Hüfte steckte. Beide Gegenstände waren bezeichnend für eine ihrer Art, und keine Angehörige ihres Volkes würde jemals ohne sie losziehen. Zielstrebig setzte die Frau den Aufstieg fort und presste die Kiefer aufeinander, was ihr scharf geschnittenes Gesicht nahezu besessen wirken ließ. Die Sonne erklomm gerade den östlichen Horizont, um ihre wärmenden Strahlen über die Welt zu schicken. Doch dies erleichterte den Aufstieg nicht. Der Weg war beschwerlich, beschwerlicher als die finstere Gestalt gedacht hatte, doch eine Umkehr kam nicht infrage. Sie wollte einen Blick nach Norden und Nordwesten werfen, und außerdem hatte dieser Marsch für sie – die Eroberin – auch eine symbolische Bedeutung. Der Anstieg wurde steiler und der Fels brüchiger. Immer wieder lösten sich kleine Steinchen, die polternd nach unten fielen. Die Gestalt kümmerte das nicht. Unaufhaltsam näherte sie sich dem Gipfel des Aratols – dem höchsten Punkt der Hohen Wand von Myrador. Das Heulen des Windes wurde zu einem wütenden Brüllen, das einen unbedachten Wanderer in eine der unzähligen Schluchten reißen konnte. Als die Frau endlich den Fuß auf den Gipfel setzte, schlug ihr der Sturm mit brutaler Wucht ins Gesicht. Der zerfetzte schwarze Umhang bauschte sich auf, flatterte, als hätte sich eine wütende Bestie darin verbissen, um ihn wegzureißen.
    Dennoch richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf, trotzte den wilden Angriffen der Natur mit eisernem Willen. Die bleichen, schlanken Finger der linken Hand schlossen sich fest um den Griff der Geißel an ihrer Hüfte. Die rechte Hand hob die Fackel, deren knisterndes Feuer auch der tobende Sturm nicht zu löschen vermochte, so weit empor, wie es ihr möglich war. In diesem Moment löste sich die Sonne vom Horizont und erfasste sie mit ihren Strahlen. Stolz hob sie den Kopf, ihr Haar tanzte mit dem Umhang im Wind um die Wette. Die Morgensonne erwärmte die bleichen welken Hautpartien, die nicht durch Kleidung verdeckt waren.
    Sie verengte die Augen zu Schlitzen, und ihr Blick richtete sich nach Nordosten, dorthin, wo Eren-Danan, das Reich der Elfen, noch in seinem morgendlichen Schlummer lag. Langsam glitten ihre dunklen Augen nach Westen hinüber und ruhten schließlich auf Arbor: dem Land der Menschen. Es lag unter einem Morgennebel verborgen, der ebenso träge anmutete wie die Bewohner dieses Landes.
    Nun, da sie die Herrscherin über Myrador war, würden diese Länder sehr bald schon fallen. Und die Körper ihrer Bewohner würden von den Geißeln ihrer Streiterinnen geschunden werden und dann den Feuern ihrer Fackeln erliegen. Die Schmerzensschreie, vom mitleidlosen Wind bis in die Steppe des Ostens getragen, würden dort ungehört verhallen.
    Zufrieden sog sie die kühle Luft ein, nickte grimmig und machte sich wieder an den Abstieg. Es galt, einen neuen Weg zu beschreiten: einen Pfad, der ihrem Volk Sieg und Eroberungen und ihrem Namen einen Platz in der Geschichte bescheren würde.

1. DAS RAUCHORAKEL
    Dunkler Rauch stieg auf am bewaldeten Südhang der Schroffen Berge. Behäbig legte sich der Qualm über die Wipfel der Tannen, als wollte er sich gar nicht in den Himmel erheben. Er schien förmlich von den spitzen Nadeln aufgespießt zu werden. So zumindest sah es für Jorim Borkenfeuer aus. Der Halbling mit den braunen, dichten Locken, die ihm bis auf die Schultern fielen, saß auf einem herabgebrochenen Ast – dem Ast, der die halbe Veranda seines Baumhauses mit sich in die Tiefe gerissen hatte. Eigentlich wollte Jorim gerade seine Behausung wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückführen, doch die Geschehnisse im Norden von Westendtal hatten ihn abgelenkt.
    Nachdenklich blickte er nun nach oben und dorthin, wo seine östliche Veranda einmal gewesen war. Der nördliche, westliche und südliche Wohnbereich waren intakt geblieben, und die Leiter, die zum Baumhaus führte, stand auch noch dort, wo sie hingehörte. Trotzdem

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