Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reise um den Mond

Reise um den Mond

Titel: Reise um den Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
beweglichen Scheibe, die nach Zertrümmerung der Scheidewände und dem Entweichen des Wassers bis zum Boden herabgesunken war, lagen drei Körper regungslos.
     

    Beleuchtung. (S. 10.)
     
    Waren Barbicane, Nicholl und Michel Ardan noch bei Leben? War das Projectil etwas mehr, als ein metallener Sarg, der drei Leichen in den Weltraum trug? …
     

    Diana und Trabant. (S. 13.)
     
    Einige Minuten nach der Abfahrt fing einer der Körper an, sich zu regen; seine Arme bewegten sich, sein Kopf richtete sich auf, und es gelang ihm, auf die Kniee zu kommen. Es war Michel Ardan. Er betastete sich, stieß ein lautes »He!« aus, dann sprach er:
    »Michel Ardan unversehrt. Sehen wir die Andern!«
    Der muthige Franzose wollte aufstehen; aber er konnte sich nicht auf den Beinen halten. Sein Kopf wankte, das stark eingedrungene Blut machte ihn blind, er war wie trunken.
    »Brr!« machte er. »Das hat auf mich gewirkt, wie zwei Flaschen Cortona, nur daß dieser wohl angenehmer zu trinken ist!«
    Darauf strich er mehrmals mit der Hand seine Stirn, rieb sich die Schläfen, und rief mit fester Stimme:
    »Nicholl! Barbicane!«
    Er wartete ängstlich. Keine Antwort. Nicht ein Athemzug, welcher kundgab, daß seinen Kameraden das Herz noch schlug. Er rief abermals. Dieselbe Stille.
    »Teufel! Sie verhalten sich, als seien sie von einem fünften Stock herab auf den Kopf gefallen! Bah!« fuhr er mit der unverwüstlichen Zuversicht, die sich durch nichts stören ließ, fort, »wenn ein Franzose sich auf die Kniee zu richten vermochte, so sollten zwei Amerikaner keinen Anstand nehmen, sich wieder auf die Beine zu helfen. Aber vor Allem, klären wir die Sache auf.«
    Ardan fühlte, wie ihm das Leben wieder zuströmte. Sein Blut wurde ruhiger und kam wieder in den gewöhnten Umlauf. Wiederholte Anstrengungen brachten ihn in’s Gleichgewicht. Es gelang ihm aufzustehen, er zog ein Streichhölzchen aus der Tasche, rieb den Phosphor, daß er zündete, näherte sich dem Gashahnen und machte Licht. Der Behälter hatte nicht gelitten, kein Gas war entwichen. Das hätte schon der Geruch angezeigt, und dann hätte Michel Ardan es nicht wagen dürfen, in dem mit Gas angefüllten Raum eine Flamme anzuzünden. Denn es wäre dann eine Explosion entstanden, welche vielleicht vollendet hätte, was die Erschütterung begann.
    Sobald die Gasflamme leuchtete, bog sich Ardan über die Körper seiner Gefährten, welche wie leblose Massen übereinander lagen, Nicholl oben, Barbicane unten.
    Ardan hob den Kapitän auf, stützte ihn wider einen Divan und rieb ihn kräftig. Dieses mit Verstand geübte Kneten brachte Nicholl wieder zum Bewußtsein; er schlug die Augen auf, bekam sogleich seine Kaltblütigkeit wieder und faßte Ardan’s Hand. Dann, umherblickend, fragte er:
    »Und Barbicane?«
    – Er kommt auch an die Reihe, erwiderte Michel Ardan. Mit Dir fing ich an, weil Du oben lagst. Jetzt machen wir uns an Barbicane.
    Hierauf hoben Ardan und Nicholl den Präsidenten des Gun-Clubs auf und legten ihn auf den Divan. Barbicane schien mehr als seine Genossen gelitten zu haben. Er hatte geblutet, aber Nicholl beruhigte sich, als er sich überzeugte, daß dieser Blutverlust nur von einer leichten Verwundung an der Schulter herrührte. Blos eine Schramme, die er sorgfältig zusammendrückte.
    Doch dauerte es geraume Zeit, bis Barbicane wieder zu sich kam, worüber seine beiden Freunde, die ihn unablässig rieben, in Schrecken geriethen.
    »Er athmet jedoch«, sagte Nicholl, das lauschende Ohr an der Brust des Verwundeten.
    – »Ja, versetzte Ardan, er athmet, wie ein Mensch, der diese Thätigkeit täglich zu üben gewohnt war. Reiben, kneten wir, Nicholl, kräftig!«
    Und die beiden improvisirten Aerzte machten’s so gut, daß Barbicane wieder zum Gebrauch seiner Sinne kam. Er schlug die Augen auf, richtete sich empor, ergriff die Hand seiner Freunde, und sein erstes Wort war:
    »Nicholl, sind wir in Bewegung?«
    Nicholl und Barbicane sahen sich einander an. Um’s Projectil hatten sie sich noch nicht bekümmert. Ihre erste Sorge galt den Reisenden, nicht dem Waggon.
    »Wirklich sind wir in Bewegung?« wiederholte Michel Ardan.
    – Oder befinden wir uns ruhig auf dem Boden Florida’s? fragte Nicholl.
    – Oder auf dem Grund des mexikanischen Golf? fügte Michel Ardan bei.
    – Das wäre! rief der Präsident Barbicane.
    Und diese doppelte Vermuthung, welche seine Gegner aufstellten, wirkte unmittelbar, ihn wieder zu völligem Bewußtsein zu bringen.
    Wie dem auch

Weitere Kostenlose Bücher