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Reiseführer Ostfriesische Inseln: Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog, Wangerooge

Reiseführer Ostfriesische Inseln: Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog, Wangerooge

Titel: Reiseführer Ostfriesische Inseln: Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog, Wangerooge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Arends
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Geistliche lobte darin das Juister Klima, die Heilwirkung der Nordsee bei Rheuma, Gicht und Ausschlag und schrieb selbst dem Erbrechen bei der Überfahrt zur Insel reinigende Kräfte zu. Ob der Alte Fritz das Schreiben je gelesen hat, ist nicht bekannt. Sicher ist, dass das
Collegium Medicum
der Königlich-Preußischen Regierung in Aurich das Bittgesuch ablehnte und Janus’ Hinweis auf das heilsame Erbrechen allein mit Spott bedachte – das, so das
Collegium
, könne ein jeder »bequemer und wohlfeiler« zu Hause haben.
    Ein wenig einträglicher wurde das Leben auf Juist erst Anfang des 19. Jahrhunderts, als sich Frankreich und England bekriegten und die Insel dank ihrer abgeschiedenen Lage zum Schmuggler-Ankerplatz avancierte – bis Napoleon seine Soldaten auf die Ostfriesischen Inseln schickte. Als Juist 1813 wieder preußisch wurde, kehrte mit der Ruhe auch die Armut zurück. Auf dem Eiland lebten 200 Menschen, als 1828 erneut eine Sturmflut hereinbrach und das ganze Dorf überschwemmte. Wieder war die Not groß. Die Regierung bewilligte 100 Taler, aber die waren nicht willkommen. »Für das Geld kann man hier nichts kaufen«, schrieb der Inselvogt an die Obrigkeit, die daraufhin unter anderem Kartoffeln schickte.
    1840 gab es einen ersten Versuch, es den Norderneyern gleichzutun, und den Fremdenverkehr nach Juist zu holen, aber mit drei Badekutschen konnte man nichts ausrichten. 1858 schloss das Seebad, bevor es überhaupt eines gewesen war. Erst 1866 wagten einige mutige Juister einen Neuanfang und es entstand eine
Badecommission
. Eine Badeordnung folgte, das erste Warmbadehaus wurde errichtet, Strandzelte wurden beschafft und einige Pfade zum Meer befestigt. Nachdem man 1871 die
Dampfschiffs-Rhederei Norden
gegründet hatte und 1883 die Bahnverbindung von Emden nach Norden fertig war, waren die Weichen gestellt: die Sommerfrischler entdeckten das Eiland, 1887 waren es schon tausend. Als dann 1892 die neue Hafenanlage in Norddeich fertiggestellt war, konnten die Badegäste sogar per Bahn bis an die Küste kommen. Vieles hat sich seither auf dem
Töwerland
, so nennen die Juister ihre Insel, geändert. Geblieben ist aber seit jeher ihre Tideabhängigkeit.

ALTES WARMBAD
    Das erste Warmbad der Insel entstand in den 1880er-Jahren. Das Gebäude wurde in ein Rathaus und Badekommissariat umgebaut, nachdem 1899 die zweite therapeutische Warmbadeanstalt mitten im Ort eröffnet werden konnte. Ein warmes Bad kostete laut Gästeführer von 1927 zwei Reichsmark – ein komfortables Vergnügen, denn das für die Bäder verwendete Seewasser wurde »vermittels Dampfkraft aus der offenen Nordsee der Anstalt zugeführt und gereinigt«. Das Haus in der Friesenstraße wird heute von der Kurverwaltung, vom Standes- und Ordnungsamt der Inselgemeinde und für Ausstellungen genutzt. Im ehemaligen Lesesaal hat seither so mancher einen neuen Bund fürs Leben geschlossen. Auf die Bedeutung des Hauses machen auf charmante Weise zwei Bronzefrauen aufmerksam – die eine zum Baden bereit, die andere ihr zu Diensten. Der Leeraner Bildhauer Böke versinnbildlichte damit die Rolle der einstigen Badefrau, von der es auf der Insel etliche gab.

BILL
    Der Westen der Insel heißt
Bill
, weil er so schön rund ist – gewissermaßen geformt wie eine Gesäßbacke (plattdeutsch:
Bill
). Hier hat die Natur Priorität. Das
Billriff
mutet bei Ebbe an wie eine Wüste, denn es tun sich große Sandbänke auf. Auf ihnen lassen sich dann unzählige Möwen und auch Seehunde nieder, bis sich die Priele wieder mit Wasser füllen und das Meer endgültig zurück ist. Deshalb Vorsicht: Spaziergängern sei dringend empfohlen, sich nur an der Nordkante des Riffs zu bewegen und eben nur dann, wenn Niedrigwasser herrscht. Vom
Billriff
aus ist in einiger Entfernung die westlich gelegene
Kachelotplate
zu sehen, die stetig zur Insel heranwächst, und auch die Vogelinsel
Memmert
etwa 1500 Meter in südlicher Richtung.
DOMÄNE BILL
    Die letzte Gaststätte vor Borkum und die westlichste des
Töwerlandes
heißt
Domäne Bill
. Sie ist das Ziel jener Leute, die sich zu Fuß oder per Fahrrad aufgemacht haben, den naturnahen Westen des Eilandes kennenzulernen. Auch eine Kutschfahrt dorthin ist zu empfehlen. Zunächst kann man den Erlebnischarakter des langgestreckten Naturschutzgebietes
Bill
genießen, bei der
Domäne Bill
angekommen,

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