Die Kraft gelebter Gegenwart
Vorwort
Dieses Menschsein ist wie ein Gästehaus.
Jeden Morgen eine neue Ankunft.
Freude, Depression, Gehässigkeit,
vorübergehendes Bewusstsein
sind die unerwarteten Gäste.
Begrüße sie und nimm sie alle auf:
Auch wenn es eine Menge Betrübnis ist,
die da rasend in dein Haus einkehrt
und dessen Möbel mit sich reißt,
erweise dennoch jedem Gast die Ehre.
Er macht vielleicht nur Platz
für neue Freuden.
– Rumi
Ich habe das Gedicht von Rumi immer geliebt. Später gab mir ein weiser Freund den Rat: »Akzeptanz ist der erste Schritt zur Transformation.«
Die gleiche Botschaft: Heiße die Gäste in dir willkommen, ohne Urteil, ohne Widerstand, und sie werden dich verändern, »Platz machen« in deinem Inneren. Die Frage war: »Wie?« Ganz besonders, wenn sie dunkel, unfreundlich, sogar gemein erschienen.
Als ich vor einigen Jahren das Buch Die Kraft gelebter Gegenwart von Michael Brown las, lernte ich eine klare und sichere Methode dafür. Michael sagt uns oft: »Mach den Boten nicht für die Botschaft verantwortlich. Nimm die Botschaft entgegen.« Die »Boten« sind die Menschen und Situationen, die uns »aus der Fassung« bringen, uns scheinbar behindern und klein machen. Die »Botschaften« sind die nicht integrierten, noch nicht gelösten emotionalen Erinnerungen und Wunden aus der frühen Kindheit, die sich durch diese aktuellen »erwachsenen« Erfahrungen in Szene setzen. Wie vernachlässigte Kinder lassen sie uns nicht in Ruhe, sondern manifestieren sich immer wieder in unserem täglichen Leben – als Personen, Ereignisse und Umstände, die bei uns Schmerz und Unbehagen hervorrufen. Häufig drücken sie sich durch eine der drei zentralen Emotionen aus: Wut, Angst oder Trauer/Gram. Üblicherweise reagieren wir aus Gewohnheit entweder mental oder körperlich. Wir versuchen, es zu lösen, indem wir den Verstand bemühen oder uns über körperliche Aktivität ablenken. Wir essen, laufen, arbeiten zu viel oder ziehen uns einfach ins Mentale zurück, um uns nicht damit beschäftigen zu müssen. Aber das verängstigte, verletzte Kind in uns leidet weiter, will und braucht verzweifelt Aufmerksamkeit und Anerkennung. Diese Wunden, oft unsere ältesten und tiefsten, brauchen eine Herangehensweise, die sicher und effektiv ist. Glücklicherweise erfüllt The Presence Process™ diese Anforderungen.
Michael beginnt klugerweise damit, uns zwei Annäherungsmöglichkeiten an das Buch anzubieten: das Durchlesen und die direkte Erfahrung. Für mich persönlich war es ein hilfreicher Ansatz, mich zunächst durch das Lesen der Teile I und II mit der Methode vertraut zu machen. Diese beiden Teile des Buches bieten eine Art Übersicht und Annäherung an die Inhalte. Die psychologische Entwicklung, die verschiedenen Techniken und Methoden, mögliche Reaktionen und Handlungen werden im einführenden Teil des Buches klar dargestellt, was uns auf die eigentliche Reise vorbereitet. Wenn wir zum Erfahrungsteil kommen, werden wir erneut langsam, sanft und Schritt für Schritt herangeführt. Wir haben zehn Wochen Zeit, um den Prozess vollständig zu durchlaufen, und jede Woche führt uns etwas tiefer und intensiver hinein. Wir haben reichlich Zeit, zu fühlen, zu hinterfragen und zu integrieren. Wie bei der Wassersitzung in Woche 7 sind wir eingeladen, langsam und allmählich immer tiefer in die »warmen, heilenden Gewässer« dieses kraftvollen Prozesses einzutauchen.
Ich war sehr erfreut, als ich hörte, dass Michael eine überarbeitete Version seines ursprünglichen Manuskripts verfasst hatte, und ich war begeistert, als ich eingeladen wurde, ein Vorwort zu schreiben. Die Frage war natürlich, inwieweit diese Version anders war und welche Aspekte verbessert wurden. Zunächst würde ich sagen, dass das Original den Eindruck eines Handbuchs machte, mit Übungsaussagen in Kursivschrift zur Aktivierung der Präsenz und Aufgaben am Ende der einzelnen Kapitel. Die aktuelle Version fühlt sich nicht so formell an, weniger »belehrend«. Die Übungsaussagen wurden in »bewusste achtsame Reaktionen« ohne Kursivschrift geändert, und außerdem gibt es keine formellen »Hausaufgaben« für die Folgewoche. Ich fühle mich nicht von einem »aufmerksamen Professor überwacht«, sondern eher von einem »weisen Freund begleitet«. Die Stimme des Lehrers ist wärmer und herzlicher geworden. Ich fühle mich von Michael mehr wahrgenommen und persönlich angesprochen.
Außerdem scheint dieser Text leichter zu fließen und klarer und
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