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Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Rationen nur noch auf acht Tage hinreichen; das Wild wurde auch selten, indem es sich für den Winter in mildere Gegenden zurückgezogen hatte. Der Hungertod nahte drohender den erschöpften Opfern.
    Altamont, der eine große Ergebung und wahrhafte Selbstverleugnung bewies, raffte seine letzten Kräfte zusammen, um seinen Genossen mittels der Jagd einige Nahrungsmittel zu verschaffen.
    Er nahm seine Flinte, rief Duk zu sich und wandte sich zu den Ebenen im Norden; fast gefühllos sahen ihn der Doctor, Johnson und Bell sich entfernen. Während einer Stunde vernahmen sie keinen einzigen Flintenschuß und sahen ihn auch zurückkehren, ohne daß er einen solchen abgegeben hätte; der Amerikaner lief aber wie Jemand, der von Entsetzen ergriffen ist.
    »Was giebt es? fragte ihn der Doctor.
    – Da unten! Unter dem Schnee! antwortete Altamont mit dem Ausdruck des Entsetzens, indem er nach einem Punkt am Horizonte zeigte.
    – Was denn?
    – Eine ganze Gesellschaft Menschen.
    – Lebende?
    – Todt …. erfroren …. und sogar …«
    Der Amerikaner wagte seinen Gedanken nicht zu vollenden, aber sein Ausdruck verrieth ein unsägliches Entsetzen.
    Der Doctor, Johnson und Bell, die durch diesen Zwischenfall wieder aufgerüttelt wurden, erhoben sich und zogen, den Spuren Altamont’s nachgehend, nach jenem Theile der Ebene, den Letzterer ihnen durch Handbewegungen bezeichnete.
    Bald gelangten sie, im Grunde eines tiefen Hohlwegs, an eine enge Stelle – aber da – welches Schauspiel bot sich ihren Blicken!
    Halb unter dem weißen Leichentuche begrabene Cadaver sahen da und dort nach aus dem Schnee hervor; hier ein Arm, dort ein Bein, weiterhin runzlich gewordene Hände, Köpfe mit dem noch erhaltenen Gesichtsausdruck der Drohung und Verzweiflung.
    Der Doctor ging näher, aber schnell eilte er, erblaßt und mit entstellten Zügen zurück, während Duk ein dumpfes, wie erschrockenes Bellen hören ließ.
    »Entsetzlich! Grauenhaft! rief er.
    – Nun, was? fragte der Rüstmeister.
     

    Das Grab der Meuterer vom Forward. (S. 515.)
     
    – Sie haben sie nicht wiedererkannt? versetzte der Doctor mit dem Ton der Bestürzung.
    – Was sagen Sie?
    – Sehen Sie nur hin!«
    Der Hohlweg war unlängst der Schauplatz eines letzten Kampfes von Menschen gegen das Klima, gegen die Verzweiflung, ja gegen den Hunger gewesen; denn an einigen entsetzlichen Resten sah man, daß die Unglücklichen durch menschliche Cadaver ihr Leben gefristet, vielleicht noch zuckendes Fleisch gegessen hatten, und unter ihnen hatte der Doctor Shandon, Pen und die übrige nichtswürdige Mannschaft vom Forward erkannt. Kräfte und Lebensmittel waren diesen Unglücklichen ausgegangen; ihre Schaluppe war wahrscheinlich durch Lawinen zertrümmert worden oder in eine Schlucht gestürzt, so daß sie das Meer nicht hatten zur Schifffahrt benutzen können. Es war ja auch möglich, daß sie sich mitten in jenen Continenten verirrt hatten. Dazu kommt, daß Leute, welche unter der Aufregung der Empörung davongingen, doch nicht lange Zeit in solcher Einigkeit leben konnten, welche allein es möglich macht, große Thaten zu vollbringen. Ein Anführer von Aufwieglern hat immer nur eine zweifelhafte Macht in den Händen. Ohne Zweifel wuchsen die Anderen Shandon bald über den Kopf.
    Doch wie dem auch sei, jedenfalls hatte die Mannschaft tausend Qualen, tausendfache Verzweiflung zu bestehen und brachte es doch nur bis zu dieser schrecklichen Katastrophe. Aber die geheime Geschichte ihrer Leiden ist für immer mit ihnen unter dem Schnee des Poles eingesargt.
    »Entfliehen wir! Fort!« rief der Doctor.
    Er zog seine Genossen weit weg von dem Orte des Schreckens. Das Entsetzen verlieh ihnen eine augenblickliche Energie wieder. – Sie setzten ihre Reise weiter fort.
Siebenundzwanzigstes Capitel.
Schluß.
    Warum sollte ich bei den Leiden, welche unablässig die Ueberlebenden der Expedition trafen, lange verweilen? Sie selbst vermochten niemals sich an alles Einzelne wieder zu erinnern, was sie in den acht Tagen nach der gräßzlichen Entdeckung der Reste der Mannschaft zu erleben hatten. Indessen gelangten sie am 9. September durch wunderhafte Energie zum Cap Horsburg, am Ende von Nord-Devon.
     

    Sie waren ausgehungert bis zur Erschöpfung: seit achtundvierzig Stunden waren sie ohne Nahrung und ihre letzte Mahlzeit hatte aus dem letzten Stück Fleisch ihrer Eskimohunde bestanden. Bell konnte nicht weiter, und der alte Johnson fühlte sich dem Tode nahe.
    Sie befanden sich am Ufer

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