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Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wollen wir den Rest der Provision sammeln und abreisen.«
    Bei genauerem Nachsuchen fand man einige da und dorthin verschleppte Kisten mit Pemmican und zwei Fässer condensirtes Fleisch, die der Zerstörung entgangen waren, zusammen Proviant für sechs Wochen, und einen Ueberfluß an Pulver. Alles wurde sorgfältig gesammelt; man benutzte den Tag noch, die Schaluppe zu kalfatern und in Stand zu setzen, und am folgenden Tage, am 24. Juli, stach man wieder in See.
    Unter dem dreiundachtzigsten Breitengrade fiel das Land nach Osten ab, und es war nicht unmöglich, daß es mit den unter den Namen Grinnel-Land, Ellesmeer und Nord-Lincoln bekannten Ländern, welche die Küste der Bassins-Bai bilden, in Verbindung stand. Man konnte demnach als ziemlich sicher ansehen, daß der Jones-Sund sich wie die Lancaster-Straße nach den inneren Meeren zu öffne.
    Die Schaluppe segelte von nun an ohne besondere Schwierigkeiten; die schwimmenden Eisblöcke waren leicht zu vermeiden. Der Doctor setzte jedoch mit Rücksicht auf unvorhergesehene Verzögerungen seine Gefährten auf halbe Speiserationen; dennoch kamen diese dabei nicht sonderlich von Kräften und blieben bei guter Gesundheit.
    Uebrigens konnten sie auch wiederholt von den Gewehren Gebrauch machen; sie erlegten Enten, Gänse und Taucherhühner, die ihnen frische und gesunde Nahrung lieferten. Ihr Wasserbedarf ward leicht durch Süßwasserschollen, deren sie genug antrafen, gedeckt, denn sie achteten immer darauf, sich nicht zu weit von der Küste zu entfernen, da sie es nicht wagten, mit der Schaluppe in das ganz freie Meer zu steuern.
    Zu dieser Jahreszeit hielt sich das Thermometer durchschnittlich schon immer unter dem Gefrierpunkte; das Wetter, das anfangs sehr regnerisch gewesen war, neigte sich zum Schneien und wurde düster; die Sonne begann den Horizont zu streifen und tagtäglich wurde ein größerer Theil ihrer Scheibe verdeckt. Am 30. Juli verloren sie die Reisenden zum ersten Male aus dem Gesicht, d.h. sie hatten eine wenige Minuten dauernde Nacht.
     

    Inzwischen segelte die Schaluppe recht gut und legte in vierundzwanzig Stunden manchmal sechzig bis fünfundsechzig Meilen zurück; nicht einen Augenblick wurde angehalten. Man wußte aus Erfahrung, welche Anstrengungen zu erleiden, welche Hindernisse zu überwinden waren, wenn man gezwungen wäre, auf das Land zurückzukehren; schon bildete sich hier und da junges Eis. Unter jenen hohen Breiten folgt der Winter ganz plötzlich dem Sommer; es giebt weder Frühling noch Herbst, die Uebergangszeiten fehlen. Man mußte sich also beeilen.
    Am 31. Juli bemerkte man, da der Himmel bei Sonnenuntergang heiter war, die ersten Sterne von den Sternbildern im Zenith. Von diesem Tage ab herrschte aber ein fortdauernder Nebel, der die Schifffahrt sehr behinderte.
    Der Doctor wurde, da er die Vorzeichen des Winters sich häufen sah, sehr unruhig. Er wußte, welche Schwierigkeiten Sir John Roß vorgefunden hatte, nachdem er sein Schiff verlassen, die Bassins-Bai zu erreichen; und zuletzt war dieser kühne Seefahrer, nachdem er einmal versucht hatte das Eis zu überschreiten, doch gezwungen gewesen, nach seinem Fahrzeuge zurückzukehren und ein viertes Mal zu überwintern; er hatte aber für die schlechte Jahreszeit doch wenigstens ein Obdach, Proviant und Heizmaterial.
    Wenn den Ueberlebenden vom Forward ein ähnliches Unglück zustieß, wenn sie gezwungen waren, anzuhalten oder gar umzukehren, so waren sie verloren. Der Doctor theilte seinen Gefährten seine Beunruhigung zwar nicht mit, aber er trieb, soviel als möglich nach Osten zu gelangen.
    Am 15. August endlich, nach einer schnellen dreißigtägigen Fahrt, nachdem sie achtundvierzig Stunden gegen sich häufende Eisschollen gekämpft, nachdem sie hundertmal ihre zerbrechliche Schaluppe in Gefahr gesetzt hatten, sahen sich die Schifffahrer vollkommen festgehalten, ohne weiter vorwärts zu können; das Meer war nach allen Seiten in Fesseln geschlagen, und das Thermometer zeigte im Mittel nur fünfzehn Grade unter Null (– 9° hunderttheilig).
    Uebrigens war nach Norden und Westen hin die Nähe einer Küste an den platten und abgerundeten kleinen Steinen, welche die Wellen so an den Ufern abreiben, zu erkennen; auch dem Süßwasser-Eise begegnete man immer häufiger.
    Altamont machte mit größter Sorgfalt eine Ortsaufnahme, und erhielt als Resultat 77°15’ Breite bei 85°2’ östlicher Länge.
    »Nun, dann ist unsere Lage also bestimmt, sagte der Doctor; wir haben

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