Reitclub Wedenbruck
„Ich bin sehr stolz auf euch, so fabelhaft waren sie noch nie in Schuß. Und ihre Ausrüstung erst! Und der Stall! Das werden wir feiern! Wenn ihr wollt, gleich morgen, da gibt’s noch nicht so viele Hausaufgaben.“
„O ja! Spitze!“ schallte es im Chor.
„Warum hast du Moischele nicht mitgebracht?“ erkundigte sich Christine. „Er ist jetzt mein Liebling. Er ist so süß!“
„Morgen bringe ich ihn mit. Bei der Feier muß er schließlich dabei sein, nicht wahr? Kommt, ich möchte Johnny begrüßen. Will einer von euch inzwischen Zottel übernehmen?“
Alle wollten. Schließlich zählten sie ab, und das Los fiel auf Oliver. Hastig stieg er auf, ehe jemand auf die Idee kam, ihm die Ehre streitig zu machen, und ritt in Richtung Park davon.
„Bring ihn mir nachher zum Stutenstall hinüber!“ rief Bille ihm nach.
Mini nahm ihre große Freundin an der Hand und zog sie in den Stall. Jedes der Schulpferde mußte ausgiebig begrüßt werden. Die Kleine, die als einzige die Ferien in Groß-Willmsdorf verbracht hatte, da ihre Eltern mit dem Zirkus eine Tournee durch Kanada machten, wußte von jedem etwas zu berichten.
„Mir scheint, du hast die Ferien im Stall richtig genossen“, bemerkte Bille. „Außerdem kommst du mir größer und kräftiger vor.“
„Kein Wunder.“ Mini lächelte stolz. „Ich habe jeden Tag bis zu einem Dutzend Pferde geritten und dazwischen Stallarbeit gemacht und...“
„...und gefuttert wie drei ausgewachsene Mannsbilder“, unterbrach Johnny, der Indianer, das Mädchen. „Das gibt Kraft! Tag, Bille, schön, daß du wieder da bist.“
„Ich freue mich auch! Obwohl es toll war in Ungarn.“
„Kann ich mir denken. Und ihr habt keine Pferde mitgebracht?“
„Was nicht ist, kann ja noch werden. Braucht ihr Nachschub für den Schulstall?“
„Je mehr Schüler, desto mehr Pferde. Im neuen Schuljahr kriegen wir eine Menge Zuwachs, habe ich gehört. Aber bis dahin ist ja noch Zeit. Komm mit in die Reithalle, deine Freunde sind alle drüben.“
In der Tat herrschte in der Schulreithalle Hochbetrieb. Karl-Anton auf seinem Dukat entdeckte Bille als erster, er kam zu ihr herüber.
„He, Bille, schön, dich wiederzusehen! Ich raufe mich gerade wieder mit meinem Dicken zusammen. Der tut, als hätte ihm jemand Pfeffer in den Hintern gestreut.“
„Das Faulenzen in den Ferien macht sie alle übermütig“, tröstete Bille den Jungen. „Was glaubst du, was ich gleich mit Black Arrow erleben werde! He, Franca, wie geht’s? Beppo, irre ich mich, oder ist das ein Hauch von Bart, den du da neuerdings trägst?“
Bille begrüßte ihre Freunde der Reihe nach. Das war wieder typisch: Da draußen schien die herrlichste Sonne, und sie hockten hier drinnen, die einen mit, die anderen ohne Pferd, und tauschten Ferienerlebnisse aus! Mädchen wie Jungen hörten sich genüßlich die neuesten
Klatschgeschichten an, zeigten Fotos, berichteten von Reiseerlebnissen und Reitabenteuern. Bille mußte von Ungarn erzählen, doch sie entledigte sich dieser Aufgabe nur in Stichworten und vertröstete die Neugierigen auf später. Jetzt zog es sie in den alten Groß- Willmsdorfer Pferdestall hinüber, in dem Black Arrow und die anderen Turnierpferde auf sie warteten.
Sie ging durch den Park am Schloß vorbei, in dem sie ab morgen wieder über ihren Schulbüchern brüten würde, und betrat den alten Gutshof mit den gepflegten Ställen, den Scheunen und der Reithalle, die dem Training der Tiedjenschen Turnierpferde Vorbehalten war.
„Da bist du ja endlich! Wir dachten, du kämst überhaupt nicht mehr!“
Simon hatte bereits mit Nathan gearbeitet, er führte den braunen Wallach zum Stall zurück. Bille folgte ihm und mußte in der Stallgasse eine weitere Woge der Begrüßung über sich ergehen lassen. Florian Henrich, Simons jüngerer Bruder, seine Freundin Nico und Petersen, der alte Pferdepfleger, bestürmten sie mit Fragen.
„Ich dachte, Simon hätte euch schon alles erzählt?“
„Der?“ Bettina führte die Stute Sindy aus der Box, die Simon als nächste reiten wollte. „Der speist uns alle seit gestern abend nur mit dem Satz ab: Da müßt ihr Bille fragen, die kann das viel besser erzählen! Wenn Tom und ich euch nicht in Ungarn besucht hätten, würden wir vermutlich nie erfahren, wie es in Szent György Var aussieht.“
„Ich mache euch einen Vorschlag. Wir gehen mit unseren Rössern ins Gelände. Bei einem Ausritt erzählt sich’s viel leichter!“
„Einverstanden“, sagte Simon.
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