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Reiterhof Birkenhain 10 - Ende für die Reitschule

Titel: Reiterhof Birkenhain 10 - Ende für die Reitschule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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Freundinnen keine Spur zu sehen, dachte Jule, als sie den Spaten im Unterstand aufhängte. Conny und Luisa kümmerten sich drinnen um Sitzgelegenheiten. Sie wollten es sich nachher richtig kuschelig machen. Kai Jensen hatte sogar sein Büro geräumt, weil es auf dem Heuboden zu kalt war.
    Kai Jensen - kaum fiel Jule sein Name ein, beschlich sie ein unbehagliches Gefühl. Irgendetwas ging hier vor, das Jensen seinen Reitern verheimlichte. Aber was? »Quatsch«, sagte sie laut. »Mach dich nicht verrückt, Jule Ahrend!«
    Nein, ihre krausen Gedanken sollten ihr nicht den Nachmittag verderben. Jule warf einen letzten Blick auf Sally und M2, dann ging sie über den gestreuten Weg zum Stall.
    In der Tür stieß sie mit Conny Clasen zusammen.
    »Los, Jule, ich wollte dich gerade holen.« Conny zog Jule durch die Stallgasse nach vorn. »Frau Löwe fängt an.« Aus der Box des Friesen Ankum drangen Gesprächsfetzen. Die Mädchen blieben stehen und sahen sich bedeutungsvoll an.
    »Vielleicht schnappen wir etwas auf«, flüsterte Jule, denn Herr Jensen unterhielt sich mit Dr. Teichmüller, während der Tierarzt Ankums Beine abtastete.
    Aber es ging nicht um düstere Geheimnisse, sondern nur um Ankum und seine neue Besitzerin. Jensen ließ das schwarze Pferd untersuchen, weil es in den nächsten Tagen verkauft wurde. Zum Glück blieb der schöne Friese weiter auf Birkenhain stehen, nur eben in einer Privatbox.
    Auf Zehenspitzen schlichen die Mädchen weiter. Conny drückte die Eisentür am Ende der Stallgasse auf. Dahinter lag ein enger Flur, von dem Jensens Büro abging. Aus dem Zimmer hörte man Stimmengewirr.
    »Volles Haus«, stellte Jule fest, als sie hereinkam, und rieb sich die verfrorenen Finger. Sie nahm Kurs auf den alten Kachelofen, aus dem wohlige Wärme strömte. Jule legte ihre Handflächen auf die Kacheln und sah sich nach einem Sitzplatz um.
    Zehn Strohballen nahmen den Platz des Schreibtisches ein, der jetzt auf dem Flur stand. Mehr als 20 Mädchen machten es sich laut schwatzend und lachend auf dem Stroh gemütlich, tranken heißen Kakao und knabberten Kekse. Sogar einige »Killerbienen« waren gekommen. Das war der Spitzname für die 17- und 18-Jährigen, die überall dabei sein wollten, obwohl sie längst zu alt für Pferdegeschichten waren.
    Auf Jensens Drehstuhl blätterte Wilma Löwe, eine blonde Frau mit kurzem Haar und fröhlichen Augen, in einem Roman. Neben ihren Füßen türmten sich Bücher. Frau Löwe saß neben dem Kachelofen, auf dem drei Kakaokannen standen. Das sah lustig aus, denn die Kannen und Frau Löwe hatten den gleichen runden Bauch. Wilma Löwe erwartete nämlich bald ein Baby.
    Aus dem Gewirr von hellen und dunklen Haarschöpfen tauchte ein Kopf mit einem schwarzen Zopf im Nacken auf. Luisa Steffen. Sie entdeckte Jule und Conny am Kachelofen und winkte sie heran.
    »Hier . . . ich habe Platz frei gehalten.«
    Das zierliche Mädchen rutschte ans Ende des Ballens, damit ihre Freundinnen sich daneben quetschen konnten. Da begann Wilma Löwe mit der ersten Geschichte. »In einer stürmischen Frühlingsnacht wurde ein pechschwarzes Fohlen geboren, mit einem weißen Stern auf der Stirn .. .«
    Wilma Löwe las packend vor und jeder fieberte dem Ende der Geschichte entgegen. Die Gesichter glühten vor Spannung. Die Backofen-Hitze ließ die Backen noch roter erscheinen.
    Jule bangte wie die anderen um das Fohlen aus dem Buch. Sorgen wegen Jensens Verhalten? Vergessen. Jedenfalls für diesen Nachmittag. Als Wilma Löwe das Buch zuklappte und »Feierabend« sagte, schien es auf Birkenhain so normal und schön wie früher.
    Bis Kai Jensen hereinkam.
    Wer ihn kannte - und manches Mädchen kannte ihn besser als den eigenen Vater -, merkte sofort: Etwas Ernstes musste geschehen sein. Nichts, was man mit links aus der Welt schaffen konnte. Die Reitermädchen kannten Jensens verschiedene Gesichter. Sie wussten, wie der Stallbesitzer seine Miene verzog, wenn er sich ärgerte. Wie er die Stirn bei Reitfehlern runzelte. Wie er die Augen zusammenkniff, wenn er sauer war.
    Aber heute - nichts von alledem. Beinahe verzweifelt sah Kai Jensen aus, als er anfing zu reden.
    »Ich muss euch etwas sagen, was mir seit Wochen auf der Seele liegt.«
    Der Stallbesitzer lehnte sich in den Türrahmen und vermied es, die Mädchen anzusehen. »Ihr könnt mir glauben . . . das fällt mir verdammt schwer.«
    Jensen räusperte sich und fuhr fort: »Es ist jetzt zwei Wochen her, da erschien ein Bauunternehmer hier im Stall.

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