Renate Hoffmann
Fenster gelehnt hatte. „Frau Hoffmann, bitte...“ Herr Hofer zeigte auf einen Stuhl und lächelte sie an. „Nehmen Sie doch Platz...“ Frau Hoffmann schaute Caitlin vernichtend an. Sie fühlte sich an deren Gespräch zurück erinnert, in dem Caitlin sie hatte ausbooten wollen, nur dass dieses Mal sie diejenige war, die auf der Anklagebank saß. Die Rollen schienen endlich richtig verteilt. Herr Hofer setzte sich neben Frau Hoffmann. Unter dem Tisch drückte er ihre Hand. In dieser doch eher unbedeutend wirkenden Berührung schlummerte seine Loyalität. Sie waren eine Einheit. Er war auf ihrer Seite. „Caitlin, wie kommen Sie dazu, Frau Hoffmann von meinem Privatleben zu erzählen?“
„So würde ich das nicht nennen...“
„Wie würden Sie es denn nennen?“, fragte Herr Hofer ernst. „Sie sollen gesagt haben, und korrigieren Sie mich bitte, wenn ich mich irre, dass sie von gewissen Schäferstündchen zwischen Frau Hoffmann und mir wüssten.“
„Das stimmt, das habe ich gesagt...“, sagte Caitlin.
„In diesem Zusammenhang muss ich Sie korrigieren“, sagte Herr Hofer und schaute zu Frau Hoffmann hinüber, deren Hand er noch immer fest umschlossen hielt. „Frau Hoffmann ist keineswegs eine meiner zahllosen Geliebten.“
Caitlin wirkte beschämt. „Na, das ist es jedenfalls, was man sich erzählt...“, sagte Caitlin gespielt selbstsicher.
„Es ist mir völlig gleich, was man sich erzählt“, entgegnete Herr Hofer, „dennoch hätte ich mir von einer Führungskraft ein anderes Verhalten erwartet.“ Frau Hoffmann streichelte über Roberts Hand. „Es liegt mir sehr daran, diese Situation zu klären“, sagte Herr Hofer. „Ihre Fehleinschätzung der Sachlage liegt bestimmt nicht zuletzt in der Tatsache begründet, dass Sie Frau Hoffmann nicht kennen...“ Caitlin griff nach einem Glas und schenkte sich Wasser ein. „Sie müssen wissen, dass Frau Hoffmann sich nie zur Geliebten eines Vorgesetzten machen würde, auch dann nicht, wenn es ihr einen Vorteil verschaffen könnte.“
„Würde sie nicht?“, fragte Caitlin bissig. „Und das wissen Sie sicher?“
Frau Hoffmann wollte protestieren, doch Robert schüttelte den Kopf und lächelte sie an. „Frau Hoffmann ist sich Ihrer Wirkung auf Männer nicht nur nicht bewusst, sie hat ein derartiges Verhalten auch nicht nötig...“
„Wie kommen denn dann derartige Gerüchte überhaupt zustande, frage ich mich?“, sagte Caitlin laut. „Ich meine, sie beide kommen mit Knutschflecken und zerzaustem Haar in die Arbeit, Sie sind in angeblich geschäftlichen Unterredungen, wenn man Sie versucht zu erreichen, und dann stellt sich heraus, dass Sie bei Frau Hoffmann waren... Und was Sie beide dort gemacht haben, kann man sich ja denken...“
„Jetzt machen Sie aber Mal einen Punkt...“, sagte Herr Hofer energisch.
„Dann klären Sie mich doch bitte auf, wenn ich mich täusche“, sagte Caitlin erbost. „Wenn Sie nicht ihre Geliebte ist, was ist sie denn...“
„Sie ist meine Freundin“, unterbrach sie Herr Hofer, woraufhin Caitlin erstarrte. „Unter den uns beiden bekannten Umständen muss es hart für Sie sein, diese Tatsache zu akzeptieren.“
„Welche Umstände?“, fragte Frau Hoffmann und schaute zu Robert.
„Caitlin, hätten Sie bitte die Güte, die Umstände, die ich eben andeutete genauer zu schildern?“
Caitlin schüttelte vehement den Kopf. Sie versuchte ihre glasigen Augen zu verbergen. Sie versuchte ihre Verletztheit zu kaschieren, doch weder das eine, noch das andere gelang ihr. „Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, von welchen Umständen Sie sprechen könnten.“, sagte sie mit zitternder Stimme.
„Sind Sie sich sicher?“, fragte Herr Hofer bestimmt. Caitlin schluckte, während große Tränen über ihre Wangen liefen. „Ist es nicht so, dass Sie versucht haben, mir näher zu kommen, und das nicht nur bei einer Gelegenheit?“ Caitlin wagte nicht aufzuschauen. „Trifft es ferner nicht auch zu, dass Ihre wiederholten Annäherungsversuche erfolglos blieben?“ Frau Hoffmann starrte Caitlin fassungslos an. „Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Sie es nicht gewöhnt sind, abgewiesen zu werden, doch ich lege Ihnen ans Herz solche firmeninternen Feldzüge in Zukunft zu unterlassen...“ Caitlin schien besiegt, er hatte den Kampf gewonnen. Während Robert seine besiegte Kontrahentin aus dem Ringe begleitete, sagte er, „Wir sind uns sicher einig, dass es weder in Ihrem noch in meinem Interesse wäre, auf Ihre
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