Rendezvous
Zuflucht gesucht hatte. An jenem Tag hatte sich Graystone darüber geärgert, dass er ihr hatte nachreiten müssen. Daran erinnerte sie sich noch sehr gut. Sie erinnerte sich aber auch daran, dass er ihr gesagt hatte, das Häuschen sei das einzige leerstehende Haus auf dem gesamten Anwesen.
»Zu lang. Das habe ich ihm auch gesagt. Wir sind fast zwei Stunden gelaufen, ehe wir dort angekommen sind. Und dann hat er sich dort nur umgesehen und sonst gar nichts. Er hat gesagt, er hätte genug gesehen, und wir sollten uns auf den Rückweg machen. Meine Füße haben schrecklich weh getan, als wir zurückgekommen sind.«
»Ist dieses Häuschen abgeschieden?« fragte Claudia. »Gäbe es ein naheliegendes Versteck ab?«
»Ja, für kurze Zeit schon. Es lohnt sich entschieden, dort nachzusehen.« Augusta gelangte zu einem Entschluss »Alle anderen sind bereits aufgebrochen, um die Suche zu beginnen, darunter auch diese beiden bewaffneten Wachen, die Graystone mit uns nach Dorset geschickt hat. Ich werde mich anziehen und selbst zum Dorset-Häuschen reiten.«
Claudia machte sich auf den Weg zur Tür. »Ich begleite dich. Ich brauche nicht lange, um mich anzuziehen.«
»Ich sollte besser sehen, ob Steeples uns eine Pistole besorgen kann«, sagte Augusta.
»Kannst du denn damit umgehen, wenn es sich als notwendig erweist?« fragte Claudia überrascht.
»Natürlich. Richard hat es mir beigebracht.«
Eine halbe Stunde später, als die Morgendämmerung gerade anbrach, brachten Augusta und Claudia ihre Pferde in den Wäldern hinter dem Dodwell-Häuschen zum Stehen. Sie sahen ein Pferd, das in dem alten Schuppen angebunden war.
»Gütiger Gott«, sagte Claudia leise. »Ich glaube, er ist wirklich mit Meredith hier. Wir müssen zurückreiten und Hilfe holen.«
»Möglicherweise bleibt uns nicht die Zeit dafür.« Augusta stieg ab und reichte ihrer Cousine die Zügel. »Und wir wissen auch nicht mit Sicherheit, dass Robbie Meredith hierher gebracht hat. Es könnte ein Vagabund oder ein Reisender sein, der vom Einbruch der Dunkelheit überrascht worden ist und in diesem Häuschen Unterschlupf gesucht hat. Ich werde mal sehen, ob ich dahinterkommen kann, wer sich in dem Häuschen aufhält.«
»Augusta, ich bin keineswegs sicher, ob wir das ganz auf uns allein gestellt versuchen sollten.«
»Nur keine Sorge. Ich habe die Pistole. Warte hier. Wenn etwas schiefgeht, dann reitest du schleunigst zum erstbesten Haus. Jeder in der ganzen Gegend wird Graystones Familie zu Hilfe kommen.«
Augusta zog die Pistole aus der Tasche ihres Reitkostüms und hielt sie fest umklammert, als sie sich durch die Bäume zu dem Häuschen begab.
Es war kinderleicht, zur Rückseite des Häuschens zu gelangen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. In der Rückwand der baufälligen Hütte gab es keine Fenster, und der alte Schuppen bot ihr zusätzliche Deckung.
Das Pferd, das im Schuppen angebunden war, beäugte Augusta ohne allzu viel Interesse, als sie sich an ihm vorbeischlich. Augusta betrachtete nachdenklich das Tier und ging dann in den Schuppen und band die alte Stute los.
Das alte Pferd mit dem krummen Rücken lief gehorsam mit, als Augusta es am Halfter nahm und mit ihm seitlich um das Häuschen herumlief. Nicht weit von der Tür blieb Augusta stehen und klatschte der Stute kräftig auf den Rumpf.
In seiner Verblüffung fiel das Pferd in einen flotten Trab, der es direkt an der Tür vorbeiführte und dann den Weg hinunter.
Aus dem Häuschen ertönte panisches Gebrüll. Augusta hörte, wie die Tür mit einem Schlag aufgerissen wurde, und ein junger Mann, der noch Graystones Dienstbotenlivree trug, kam herausgestürzt.
»Was, zum Teufel, soll das heißen? Komm zurück, du verfluchter Klepper.« Robbie pfiff mehrfach dem entschwindenden Pferd nach.
Augusta hob die Pistole und presste sich an die schützende Seitenwand.
»Mist. Der Teufel soll das Pferd holen, verdammt noch mal.« Robbie war eindeutig hin und hergerissen und wusste nicht, was er als nächstes tun sollte. Dann entschied er, dass er es sich nicht leisten konnte, das Pferd einzubüßen.
Augusta hörte, wie die Vordertür geschlossen wurde, und dann ertönten Robbies Schritte, als er der alten Stute nachrannte.
Augusta wartete, bis Robbie außer Sichtweite war, um dann zur Vordertür des Hauses zu eilen und sie zu öffnen. Sie hielt die Pistole fest in der Hand, als sie den kleinen Raum betrat.
Meredith, die gefesselt und geknebelt hilflos auf dem Boden lag, starrte mit
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