Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)
Garderobe, gegenüber eine Wand mit drei Türen. Am Ende des Flurs würfelten zwei Wachmänner des Sicherheitsdienstes Securitas an einem kleinen quadratischen Tisch um das Feierabendbier. Eine Tür gegenüber der Garderobentheke führte zum Archiv. Der Hausherr hatte Raabe für die Dauer der Ausstellung einen Schlüssel zu diesem Raum und einen Spind zur Aufbewahrung seiner persönlichen Sachen überlassen. Es gab an dem Tisch nur einen Stuhl. Es war der Arbeitsplatz des Archivars. Sie rückten zwei Holzkisten hinzu, setzten sich im Dreieck zueinander und Raabe ließ sich von Rehbein den Besuch bei der Witwe Bilawa in Bochnia in allen Einzelheiten schildern.
Sodann bat er Dr. Leitmeier von Handy zu Handy freundlich ins Archiv, erklärte, er habe da ein dringendes Anliegen, entnahm seinem Spind ein Paar Handschellen und sagte zu den beiden: „Geht in Habachtstellung, falls er Schwierigkeiten macht.“
„Ach du Scheiße!“, entfuhr es Rehbein, der von dem Arzt schon viel gehört, ihn aber nie zu Gesicht bekommen hatte. „Der auf dem Foto ist Leitmeier!?“
Der Polizeihauptkommissar steckte sein Mobiltelefon noch nicht weg, sondern forderte den Gefängniswagen an und fand dabei eine soeben eingegangene SMS von Knöpfle vor:
Mafialager mit den Entführten entdeckt, Einstieg Blumenboutique Hauptfriedhof, alles Erforderliche veranlasst.
Raabe rieb sich die Augen, las den Text noch mal und rief laut „Donnerwetter!“ in die Welt hinein. Das Monster erschien im selben Augenblick und fragte liebenswürdig:
„Mein lieber Raabe, was gibt’s, was kann ich für Sie tun?“
Als Antwort umklickten metallene Schellen seine Handgelenke.
***
Der Anästhesist beugte sich mit dem Instrument zu Edmund herab, als die Tür aufflog und Dr. Wulf mit einem Luftsprung in den OP gestürzt kam, mit „Juhuuu!“ das Skalpell und sämtliche Instrumente von der Anrichte fegte, so dass Dr. Ammon erschrocken in die Höhe fuhr.
„Was ist los?“
„Stell dir vor, Kollege, es ist …“, was er weiter sagte, ging in dem Lärm unter, den eine hereinstürmende Gruppe Spender aus Repuestos -West verursachte, allen voran Konrad Konrad. Er rief:
„Es ist vorbei! Wir kommen hier raus! Repuestos ist aufgeflogen!“
Durch die geöffnete Tür drang ohrenbetäubender Lärm, Jubel mischte sich mit Kommandostimmen, ein Trupp Polizisten verteilte sich im Laufschritt in Gassen und Pfaden, Feuerwehrleute und Sanitäter in den Kranken- und Rehastationen.
Unbeschreibliches Glück ... alle weinten vor Freude.
Koko war mit drei Schritten an Edmunds Schlachtbank und schnallte ihn ab.
„ Nix wie raus hier!“
Epilog
Ein Feuerwehrmann stieg, Lolita über seiner Schulter, die Feuerwehrleiter empor durch die offene Falltür. Reinhard nahm das Mädchen entgegen. Es erwachte in seinen Armen aus der Ohnmacht und rief:
„Was issen los?“
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