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Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Titel: Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne Reuther
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Fahrkartenautomaten, aber so, dass sie den Ladeneingang einsehen konnten.
    Otto wurde ungeduldig. „Jetzt stehen wir uns schon eine geschlagene Stunde die Beine in den Bauch. Meinst du nicht, wir könnten auch im Wagen warten?“
    „Fantastischer Vorschlag, doch da hätten wir unser Auto mit Blick auf die Blumenboutique parken sollen.“
    „Aber da war doch kein Platz frei!“
    „Eben. Scherzkeks!“
    Die Zeit wurde ihnen lang, doch dann, zwanzig vor sechs, verließ Bosetzky endlich den Laden und steuerte auf den S-Bahn-Niedergang zu.
    „Troll dich, Otto, und mach deinen Job gut. Du weißt, was auf dem Spiel steht.“
    Otto nickte und stiefelte dem Mann hinterher. Ihm stand eine ungemütliche Nacht im Gebüsch eines Ginnheimer Vorgartens bevor – geübt hatte er die Wache in der vergangenen Nacht. Den lieben Schäferhund, der Bosetzkis Grundstück bewachte, hatte er gefüttert und gestreichelt und der hatte sich zu ihm unter den Rhododendronbusch gekringelt und ihn gewärmt. Morgen früh, wenn alles nach Plan verlief, war Bosetzkis ICE-Fahrt – und somit Ottos – nach München angesagt. Das Ticket knisterte in seiner Brusttasche. Was tat man nicht alles für eine Handvoll Moneten.
    Dem gegenüber war Reinhards Job eher beneidenswert. Er wartete noch Ottos SMS ab, die besagte: Sitzen beide in der S-Bahn und die ist in Fahrt , und überquerte dann die Straße.
     
    „Herein mit dir!“
    Lolita schloss die Tür hinter ihm, zog die Vorhänge ringsum zu und warf sich ihm leidenschaftlich an die Brust.
    „Hilfe! Ich kriege keine Luft“, rief er und lachte. „Ich dachte, ich würde hier bewirtet und nicht überfallen! Bin ich nicht zum Abendessen eingeladen?“
    „Erst die Arbeit, dann das Schlemmern. Komm endlich, sei nicht zickig!“
    Kellermann war weiß Gott kein Waisenknabe, hatte einiges schon erlebt. Aber das hier? Lolita entlud monatelangen Stau. „Knacki hat nichts hingekriegt!“, klagte sie kichernd.
    Er genoss es, überrumpelt, in vollen Zügen. Bis beide ermattet nebeneinander auf dem Flokati landeten. „Eigentlich“, sagte er nach einer Weile, „ziehe ich es vor, Frauen zu verführen, aber das mit dir war auch nicht schlecht, das muss ich schon sagen.“
    „Die Nacht ist lang und ich prophezeie dir noch einige Wunder.“
    Reinhard grinste sich eins und dachte: Da sei Gott vor, die würde ich nicht überleben.
    Auf der Fensterbank im Kontor stand neben einem Toaster eine Heizplatte und es gab zu Beginn heiße Hühnerbrühe. Dann holte Lolita eine üppige Platte mit erlesenen Delikatessen aus dem Kühlschrank im hinteren Lager. Liebe geht durch den Magen, dachte Reinhard, sie weiß, was sie will. Da gab es rohe, sehr dünne Thunfischscheiben in Kräutermarinade, Lachsröllchen mit frittierter Petersilie gefüllt, Gervais in Paprikaschiffchen, Gurkenscheiben in Sahnesoße, Melonenschnitzel mit Parmaschinken, geräucherten Aal, Waldorf-Astoria-Salat und ein Sortiment Käsewürfel, dekoriert mit Brüsseler Trauben. Dazu Toast, Champagner und Kaviar.
    „Welche Gäste erwartest du noch?“
    „Dich und dich und dich. Ich sagte schon, die Nacht ist lang, mein Freund. Und nicht allein zum Schlafen da, Essen und Trinken sind ebenso wichtig. Lang zu … aber erst einen Schluck auf unser Wohl!“
    Sie füllte die Champagnerkelche und sie prosteten sich zu. Reinhard legte marinierte Thunfischstückchen auf eine heiße Toastscheibe und biss hinein.
    „Hmm, köstlich! Wie kommst du eigentlich mit deinem neuen Boss aus?“
    „Kann ich noch nicht sagen, war ja heute erst mein dritter Tag, seit ich zurück bin. Ich war ganz schön geschockt, als ich das von Sehring hörte. Ich konnte ihn nie leiden, aber dass er ein Mörder ist, hätte ich nicht von ihm gedacht.“
    „Hast du auch Sehring diese Freuden bereitet, die ich genießen darf?“
    „Um Himmels willen, wie käm´ich dazu.“
    „Hattest nie was mit ihm?“
    „Nee du. Das ist erstens nicht mein Typ, zweitens ist er schwul, steht nicht auf Frauen, und so kamen wir gut miteinander zurecht. Seine Launen dann und wann ertrug ich mit links, weil – ich musste kaum noch anschaffen gehen, denn er bezahlte mich gut, dafür, dass …“
    „... dass was?“
    „Ist nicht so wichtig.“
    „Aha. Hast Geheimnisse …“
    „Und wenn …!“
    Reinhard verstand sich aufs Spielen. Das Gesicht, das er jetzt machte, gefiel seiner Gastgeberin gar nicht.
    „Mann, jetzt hab dich nicht so! Trink was, komm!“
    Sie goss die Gläser wieder voll, doch er spielte

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