Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
Vom Netzwerk:
Taschenkalender zu. Die Einträge waren kurz und nüchtern, die Handschrift eckig. Er sah, dass sie zur Mittagszeit einen Termin beim Zahnarzt hatte, und dachte daran, dass die Leiche noch offiziell identifiziert werden musste. Katherine Johnstone schien eine ordentliche Frau mit festen Gewohnheiten gewesen zu sein, selbst regelmäßige Termine hatte sie fein säuberlich eingetragen, mit Anfangszeit und geschätztem Ende. Überwiegend Orchester- und Chorproben, ab und zu ein Theaterbesuch, ein Abendessen, ein Besuch bei der Familie. Offenbar war auch der Tag, an dem sie gestorben war, ein ganz gewöhnlicher gewesen. Und dennoch war sie wegen irgendetwas aufgefallen.
    Er blätterte zum Juni weiter: eine Blumenschau, eine kurze Notiz – «Drinks» – unter einem Verweis auf die Prüfungen, Tag der offenen Tür, Semesterende. Der Juli war vollkommen frei, bis auf zwei Hinweise auf «Proben». Im August war eine dicke Linie durch die ersten zwei Wochen gezogen, und ein «?» deutete darauf hin, dass ein Urlaub möglicherweise noch nicht hundertprozentig geplant gewesen war. Aber dann, gegen Ende des Sommers, änderte sich etwas.
    Mitte August fand sich eine Notiz: «Planungstreffen – Chor und Orchester zusammen.» Danach folgten zweimal pro Woche Probentermine und eine wöchentliche Sitzung des «Organisationskomitees». Am 31. August fand er «Erste gemeinsame Probe», am 5. September «Generalprobe» und am 6. September «AUFTRITT!»
    Das Ausrufezeichen hinter «AUFTRITT» war das einzige in dem gesamten Kalender. Das war, abgesehen von ihrem brutalen und frühzeitigen Tod, das einzige Bemerkenswerte in einem ereignislosen Leben. Aber Einsichten in den Mord würden sich daraus nicht gewinnen lassen. Er notierte sich, dass Cooper «RJ» finden und nach Octavia fragen sollte.
    Der zweite Bericht war schmaler und mit einem weiteren Satz gestochen scharfer Fotos versehen. Fenwick legte die Bilder in der Reihenfolge von der Haustür bis zum Schlafzimmer nebeneinander. Die vom Schlafzimmer studierte er gründlich. Im Gegensatz zu allen anderen Räumen fanden sich hier eindeutig Spuren einer Durchsuchung, bis hin zu dem Koffer, der offen vor dem Bett lag.
    Die Leute von der Spurensicherung hatten sich zwischen Schule und Wohnhaus vollständig umgezogen und geduscht, um eine Kontamination auszuschließen. Unten im Haus fanden sich wenige Spuren, aber nasse Fußabdrücke bestätigten, dass der Eindringling Schuhgröße dreiundvierzig hatte, und die Länge der Schritte deutete auf eine große Person hin.
    Den Bericht über das Schlafzimmer studierte Fenwick sehr aufmerksam. Sie hatten winzige Blutspuren auf dem Teppich gefunden, zwei der größeren Flecken waren noch feucht gewesen; die Teppichstücke waren zur Analyse in die Gerichtsmedizin gebracht worden. Unter dem Bett war ein Fetzen Gummi gefunden worden. Fenwick betrachtete das Foto; das Stück hatte etwa Größe und Form einer harten Kontaktlinse – auch das war zur Analyse geschickt worden. Der Hauptgewinn aber waren drei bruchstückhafte Fingerabdrücke – nicht die des Opfers – auf der Treppe und vier weitere auf den Tagebüchern und einem Stück Papier. Alles war zur Untersuchung geschickt worden. Es sah so aus, als wären die Teil-Fingerabdrücke zu klein, um den Täter wirklich identifizieren zu können, aber sie konnten sich als wertvoll erweisen, wenn es darum ging, Anklage zu erheben. Er musste auf weitere forensische Berichte warten, die trotz allen Flehens erst am Abend vorliegen würden, da Ferien und Krankheit die ohnehin zu kleine Mannschaft weiter dezimiert hatten.
    Nachdem er den Superintendent am Telefon über den Stand der Dinge unterrichtet hatte, machte Fenwick sich auf die Suche nach Cooper. Der tüchtige Sergeant bot ein Bild des Jammers.
    «Schlimmer Morgen?»
    «Anstrengend, Sir. Sie sind verständlicherweise alle außer sich, ich bin schon bei der zweiten Box von denen da.» Er zeigte auf eine Familienpackung bunter Papiertaschentücher.
    «Etwas Nützliches?»
    «Nein, ich fand nur bestätigt, was wir schon vermutet hatten. Sie war eine beliebte, stille, ordentliche, allein lebende Frau. Die Schüler mochten sie – offenbar hat der Matheun terricht bei ihr Spaß gemacht, wenn man sich so etwas vorstellen kann. Das hat sie übrigens unterrichtet, und sie war eine Stütze der musikalischen Fakultät. Hat dort viel getan. Aber dies ist eine sehr musikalische Schule, lange Tradition, daher versuchen sie, generell nur musikalisch begabte

Weitere Kostenlose Bücher