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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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Montag schweben würde. Er strengte sich an, um trotz des Prasselns in seinem rechten Ohr zu hören, und hoffte, dass seine Worte wenigstens teilweise Wirkung zeitigen würden. Octavias zunehmender Ruhm und ihre Rolle in der Öffentlichkeit hatten für seinen politisch feinfühligen Boss wahrscheinlich mehr Überzeugungskraft als sämtliche Argumente Fenwicks, und der musste akzeptieren, dass die Logik nicht auf seiner Seite stand. Es wäre Wahnsinn, wenn Rowland in der Kathedrale zuschlagen würde, wo ihn alle erwarteten; wesentlich wahrscheinlicher schien, dass er versuchen würde, außerhalb zuzuschlagen. Aber Fenwick war inzwischen überzeugt, dass ihr Täter verrückt war.
    Aber der Assistant Chief Constable glaubte nicht an einen Anschlag in der Kathedrale. Waffe und Munition, die sie in der Kirche entdeckt hatten, hatten ihn aus der Fassung gebracht, denn sie waren der Beweis dafür, dass seine ursprüng liche Theorie – wonach sich Octavia nicht in Gefahr befand – nicht stimmte. Aber jetzt war er noch fester überzeugt, dass Rowland fernbleiben würde. Er wusste, die Polizei war ihm dicht auf den Fersen, und er musste trotz der Nachrichtensperre davon ausgehen, dass die Waffe samt Munition entdeckt worden war. Und außerdem beharrte Anderson immer noch darauf, dass die Aufführung stattfinden sollte. Es wäre ein politischer Albtraum, wenn die Polizei darauf bestehen würde, sie abzusagen.
    Als das Treffen beginnen sollte, graute Fenwick davor, den Raum zu betreten – er erwartete vorwurfsvolle Blicke und dass niemand ihm in die Augen sehen würde. Der Assistant Chief Constable hatte immer noch das Kommando, und Fenwick wurmte, dass er stumm und taub danebensitzen musste, während der Mann seine Anweisungen erteilte.
    Es war normal, dass die Geräusche einer großen Versammlung im Einsatzraum in die angrenzenden Büros hinübertönten, aber dem Assistant Chief Constable fiel die Stille auf, als Fenwick und er sich dorthin begaben. Als sie die Tür öffneten, verstummte das leise Murmeln sofort. Fenwick zwang sich, einzelnen Beamten in die Augen zu sehen. Zu seiner Überraschung begegneten ihm Sympathie, Mitleid, Verständnis. Niemand wandte sich von seinem prüfenden Blick ab, und die Wut, die er in dem Raum spürte, richtete sich nicht gegen ihn. Ein Sergeant aus seiner eigenen Truppe hob die Hand und klopfte ihm behutsam auf die Schulter; Fenwick konnte seine Worte nicht hören, aber die Geste sprach Bände. Er entspannte sich ein wenig.
    Nightingale nahm an der Sitzung teil, was Fenwick beunruhigte. Wer passte auf Octavia Anderson auf? Sie bemerkte sein Stirnrunzeln und lächelte beruhigend.
    Der Assistant Chief Constable kam gleich zur Sache. Fünf Minuten lang hing Fenwick an seinen Lippen und versuchte, seinen Argumenten zu folgen und mitzubekommen, welche Vorkehrungen für den Montag getroffen wurden. Es war unmöglich und entnervend, wenn man ein kollektives Stirnrunzeln in dem Raum bemerkte oder ein plötzliches Lächeln sah, ohne den Grund dafür zu kennen. Fragen und Antworten überforderten ihn völlig. Er drehte den Kopf mit Verspätung von einem Sprecher zum nächsten. Schließlich gab er alle Versuche auf, der Diskussion zu folgen, und sah sich nur noch in dem Raum um.
    Ihm war vorher nie aufgefallen, wie grau die weiße Farbe war, wie sie um die Fenster und Heizungen herum abblätterte. An der Tür war die Farbe dank einer Vielzahl von Stiefeln teils bis auf das blanke Holz abgebröckelt, und in den Ecken hingen dunkle Spinnweben. Das war ein niederschmetterndes Symbol für den Fall, für die ganze moderne Polizeiarbeit. Die Putzkolonnen kamen nie bis in die Ecken, ihre Arbeit wurde zunichte gemacht, noch ehe sie die Chance hatten, wieder von vorne anzufangen. In seinen eigenen Bewertungen war stets lobend von seiner «Resultate-Orientierung» die Rede gewesen; in jüngster Zeit bedauerten sie seinen mangelnden Pragmatismus, allerdings gab es immer noch welche ganz oben, auch wenn Fenwick sie nicht kannte, die der Meinung waren, dass er «genau der frische Wind» war, «den wir in der Verwaltung brauchen».
    Bewegungen ringsum holten ihn in die Gegenwart zurück, und seine Sorge galt wieder der Frage, ob ausreichende Pläne für den Montag verabredet worden waren. Er sah Cooper an, doch der Sergeant zuckte rätselhaft die Schultern.
    «Nun?» Der Raum hinter ihm leerte sich, bis auf Nightingale, die abwartete.
    «Ein Kompromiss. Von Sonntag an wird sich ein Team in der Kathedrale

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