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MargeritenEngel (German Edition)

MargeritenEngel (German Edition)

Titel: MargeritenEngel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karo Stein
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    Kapitel 1
     
    Entspannung
     
     
    Das Nachtlicht im Flur flackert und wirft unheimliche Schatten an die Wände. Ich habe dem Haustechniker bereits einen Zettel hingelegt. Er wird sich morgen um das Licht kümmern.
    Noch zehn Minuten und dann habe ich endlich ein ganzes Wochenende frei. Das letzte liegt bestimmt schon fünf Wochen zurück.
    Kevin ist auch zu Hause. Wir werden es uns gemütlich machen. Die Zeit genießen. Nur wir beide, Filme gucken, kuscheln oder spazieren gehen. Ich sehne mich nach richtig gutem Sex, danach, in seinen Armen einzuschlafen und, wenn wir aufwachen, gleich eine zweite Runde einzulegen. Nicht diese schnellen Nummern, die ausschließlich der Befriedigung dienen.
    Noch zehn Minuten!
    Mein Rundgang ist fast beendet. Ich muss nur noch Frau Schumann Gute Nacht sagen. Das hebe ich mir immer bis zum Schluss auf. Zum einen, weil ich weiß, dass Frau Schumann nicht schlafen kann und sicherlich noch fernsieht. Zum anderen, weil ich sie mag. Sie erinnert mich an meine Oma. Leider ist diese vor drei Jahren gestorben, aber ich vermisse sie immer noch sehr. Sie war die Einzige, mit der ich über alles reden konnte, die mich immer verstanden hat.
    Leise klopfe ich an die Tür, warte einen Moment und trete dann ein. Frau Schumann sitzt wie immer in ihrem Bett, die Fernbedienung in der Hand.
    »Da bist du ja, Bengt. Ich dachte, du wärst schon gegangen«, sagt sie fröhlich und winkt mich herein.
    »Ich würde doch nicht gehen, ohne noch einmal bei Ihnen vorbeizuschauen.«
    »Du bist so ein netter Junge. Willst du dich nicht noch einen Moment zu mir setzen? Das Fernsehprogramm ist heute ausgesprochen schlecht. Diesen Krimi habe ich schon dreimal gesehen…« Sie deutet auf den Fernseher und verzieht das Gesicht.
    Ich setze mich in den kleinen Sessel, der an ihrem Bett steht. »Brauchen Sie noch etwas? Eine Flasche Wasser vielleicht?«
    »Nein, ich habe genug für heute Nacht«, erwidert sie munter.
    Das Fernsehbild nimmt mich gefangen. Ich schaue dem Polizisten dabei zu, wie er einen Mann befragt, und versuche, nicht ganz so auffällig zu gähnen.
    »Du siehst müde aus. War wohl ein anstrengender Tag?«
    »Ja, ich bin müde. Ich bin eigentlich immer müde.« Ich lache leise.
    Das stimmt leider. Kevin beschwert sich immer, weil ich regelmäßig auf dem Sofa einschlafe. Dabei mache ich das ja nicht mit Absicht. Ich kann meine Augen einfach nicht offen halten. Das liegt an dem verdammten Schichtsystem. Manchmal wünsche ich mir, einen ganzen Tag einfach im Bett bleiben zu können und nichts anderes zu machen, als zu schlafen. Davon abgesehen, war der Tag heute wirklich anstrengend.
    »Holt dich dein Freund ab?«
    Ich nicke und fühle eine angenehme Wärme in mir aufsteigen. Frau Schumann fragt mit einer Selbstverständlichkeit, die mich immer wieder zum Lächeln bringt. Als Kevin mich das erste Mal von der Arbeit abgeholt hat, stand Frau Schumann zufällig im Flur.
    Gleich am nächsten Tag hat sie mich gefragt, ob ich schwul sei. Einfach so! Zuerst habe ich versucht, einer Antwort aus dem Weg zu gehen. Ich hatte keine Ahnung, wie sie darauf reagieren würde. Ich wollte mir auch keine Predigt darüber anhören, wie falsch es sei, so zu leben. Für mich ist es richtig. Vor allem, seitdem ich Kevin habe.
    »Ich habe neulich diese Reportage gesehen«, hat sie mir damals erklärt. »So eine über Schwule und Lesben. Das war wirklich interessant. Ich kann daran nichts Schlimmes finden. Mein Nachbar war auch schwul. Sein Partner war so ein netter Mann. Er hat mir immer die Tür aufgehalten. Manchmal hat er mir auch den Einkauf hochgetragen. Die Hauptsache ist doch, dass man sich liebt. Mein Erwin und ich waren 53 Jahre verheiratet. Wir haben uns bis zum letzten Atemzug geliebt. Ich sehne den Tag herbei, an dem wir wieder vereint sind.« In ihren Augen standen ungeweinte Tränen.
    Ich war tief berührt und auch ein wenig erleichtert. Dann musste ich ihr von Kevin erzählen. Frau Schumann hörte aufmerksam zu und stellte sogar ein paar Fragen, die meinen Kopf zum Glühen brachten.
    »Nicht so schüchtern, junger Mann!«, sagte sie lachend. »Liebe und Sex sind doch ganz natürlich!«
    Ich wäre wirklich gern im Boden versunken.
    Mittlerweile hat sich das geändert. Manchmal erzähle ich ihr sogar davon, wenn Kevin und ich uns streiten, auch wenn ich mit ihren Ratschlägen meistens nichts anfangen kann.
    »Dieser Kommissar ist wirklich dumm«, holt sie mich in die Gegenwart zurück. »Es ist doch ganz klar,

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