Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor
und griff nach dem Schlüssel, verspürte einmal mehr diese stürmische Hoffnung, dass es doch noch etwas anderes geben könnte, als zu sterben.
„Schnallen Sie sich an“, sagte er und wartete ihre Reaktion kaum ab, drehte den Schlüssel um und registrierte, wie der Leuchtbalken auf dem Wagendach ansprang. Die Ash Street mit ihren herumstakenden Kreaturen wurde in bleiche, rotblaue Wirbel getaucht, Schatten veränderten ihre Form und Dichte. Es war eine Höllenvision, und Leon ging aufs Gas, wollte verzweifelt und so schnell wie möglich von hier weg.
Der Wagen löste sich mit einem Quietschen vom Randstein. Leon zog das Lenkrad nach rechts und dann nach links und verfehlte knapp eine torkelnde Frau, deren Kopfhaut halb abgerissen war. Selbst durch die geschlossenen Fenster konnte er ihr enttäuschtes Heulen hören, als sie davonjagten, und die Schreie vieler anderer mischten sich darunter.
Verstärkung – ruf Verstärkung!
Leon tastete nach dem Funkgerät, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. Die Wesen stoben auseinander, waren aber hartnäckig – dunkle, schlurfende Ungeheuer, die auf die Fahrbahn taumelten, als würden sie von dem Geräusch des beschleunigenden Fahrzeugs angezogen. Während der schwarzweiße Streifenwagen über die Powell und darüber hinaus schoss, musste er etlichen weiteren dieser Monster ausweichen.
Die Frau redete und starrte hinaus in die trostlose Landschaft, während Leon die Sprechtaste des Funkgeräts gedrückt hielt und sein Gefühl der Hilflosigkeit noch anschwoll. Kein statisches Rauschen erklang aus dem Lautsprecher, rein gar nichts war zu hören.
„Was zum Teufel ist hier los – ich komme in Raccoon an und die ganze Stadt ist dem Wahnsinn verfallen … “
„Großartig, das Funkgerät ist tot“, unterbrach Leon sie, ließ das Sprechgerät fallen und konzentrierte sich auf die Straße. Die ganze Stadt schien ihm wie Teil einer fremden Welt, die Straßen waren eigenartig düster. Das Ganze hatte etwas Traumartiges, doch der Geruch bewahrte ihn davor zu glauben, dass er schlief. Der Gestank von verdorbenem Fleisch war auch ins Innere des Streifenwagens gedrungen und machte es schwer, sich auf das Lenken zu konzentrieren. Wenigstens herrschte kein Verkehr, und es waren auch keine Menschen unterwegs. Kein richtigen Menschen jedenfalls …
Abgesehen von mir und dem Mädchen. Ich muss meinen Job tun, muss dafür sorgen, dass ihr nichts geschieht. Armes Ding, sie kann nicht älter als neunzehn oder zwanzig sein, ist wahrscheinlich völlig verängstigt. Ich muss mich zusammenreißen und sie vor weiteren Gefahren schützen, muss zum Revier und –
„Sie sind ein Cop, oder?“
Der singende und irgendwie sarkastische Ton der blutjungen Frau riss ihn aus seinen panischen Grübeleien. Er warf ihr einen Blick zu und stellte fest, dass sie zwar blass wirkte, aber nicht so, als stünde sie am Rande eines Zusammenbruchs. In ihren klaren grauen Augen lag sogar eine Spur von Humor, und Leon gewann den Eindruck, dass sie einfach nicht der Typ war, der zusammenbrach. In Anbetracht der Umstände war das durchaus erfreulich.
„Yeah. Erster Tag im Dienst – klasse, was? Ich heiße Leon Kennedy.“
„Claire“, erwiderte sie. „Claire Redfield. Ich bin hergekommen, weil ich meinen Bruder suche, Chris … “
Sie verstummte und starrte wieder hinaus auf die vorbeiziehende Straße. Zwei der Kreaturen torkelten dem Wagen von beiden Seiten in den Weg, doch Leon drückte das Gaspedal tiefer und schaffte es, zwischen ihnen hindurchzufahren. Das stählerne Maschengitter, das den Fond abtrennte, war heruntergelassen, sodass der Rückspiegel freie Sicht bot – die beiden Zombies trotteten ihnen blöde hinterdrein.
In blinder Gier. Genau wie in den Filmen.
Einen Moment lang sagte niemand etwas, die naheliegende Frage blieb unausgesprochen. Was es auch gewesen sein mochte, das Raccoon in eine Horrorshow verwandelt hatte, es war nicht so wichtig wie die Frage, wie sie das alles überstehen sollten. In ein paar Minuten würden sie das Revier erreichen, vorausgesetzt, die Straßen blieben frei. Es gab eine Tiefgarage, dort wollte Leon es zuerst probieren – aber wenn die Tore geschlossen waren, würden sie ein kurzes Stück zu Fuß zurücklegen müssen. Vor dem Gebäude lag ein kleiner Hof, ein Parkplatz …
Vier Schuss übrig – und vielleicht eine Stadt voll von diesen Monstern. Wir brauchen unbedingt noch eine Waffe.
„Hey, mach mal das Handschuhfach auf“, sagte er, zum Du
Weitere Kostenlose Bücher