Rette mein Herz
verheimlichen und was Bhreac mit dem Wilden tun würde, da war Marie sich nicht so sicher. Immerhin war er ein Krieger. Er war gewohnt, zu töten, ohne groß darüber nachzudenken. Sicher würde er in dem Indianer einen Feind sehen. Vielleicht hatte er ja auch recht. Sie konnte sich der Absichten des Indianers nicht sicher sein. Womöglich brachte sie ihre Familie sogar in Gefahr, wenn sie diesen Mann versteckte.
Marie war sich überdeutlich bewusst, dass ihre Schwägerin ihr hin und wieder einen prüfenden Blick zuwarf. Über Isabell machte sich Marie hingegen keine Sorgen. Isabell hatte die Auffassungsgabe eines Schmetterlings. Schönheit war alles, was sie interessierte.
Nach dem Supper saß die Familie vor dem Feuer und genoss einen Punsch. Für die Kinder gab es warme Milch, ehe sie zu Bett mussten. Lady Gwen las aus ihrem Lieblingsbuch, den Sprüchen Salomons und Marie erlaubte ihren Gedanken, zu ihrem Patienten zu wandern. Hoffentlich ging es ihm gut. Er brauchte dringend etwas zu trinken, nach dem hohen Blutverlust. Sie hoffte, sie würde bald die Gelegenheit haben, zu ihm zu gehen. Ihr ganzer Leib kribbelte bei dem Gedanken, ihn wiederzusehen. Die Kinder wurden zu Bett gebracht und die Männer gingen noch einmal nach draußen, um eine Pfeife zusammen zu rauchen.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, als Lady Gwen sich schließlich als Erste zurückzog. Auch Isabell stand kurz darauf aus ihrem Sessel auf und Marie schloss sich ihr an. Sie würde warten müssen, bis alle im Haus fest schliefen.
Isabell war wie gewöhnlich schnell eingeschlafen und schlief wie ein Stein. Um sie brauchte sich Marie keine Sorgen zu machen. Sie lag mit klopfendem Herzen wach und lauschte den Geräuschen des Hauses. Montana und Bhreac schienen gerade zu Bett zu gehen und eine scheinbare Ewigkeit später auch Elly und Lucio. Marie wartete noch eine Weile, ehe sie sich vorsichtig aus dem Bett erhob und ihren Umhang überstreifte. Sie schlüpfte in ihre Stiefel und schlich leise in die Küche hinunter. ghte hinunDort nahm sie eine Schüssel mit lauwarmem Stew, eine dicke Scheibe Brot und eine Flasche mit Cider, stellte alles in einen Korb und verschwand durch die Hintertür nach draußen.
Heute Nacht war es sternenklar und der Mond leuchtete silbern. Der Schnee, der den Tag über gefallen war, knirschte unter ihren Füßen. Sie hoffte, man würde am Morgen nicht ihre Spuren verfolgen. Sie musste sich noch irgendetwas diesbezüglich einfallen lassen. Erst einmal musste sie jedoch nach Taheton sehen.
Als sie seine Gestalt auf dem Heuboden erblickte, befürchtete sie einen schrecklichen Moment, er könne doch seiner Verletzung erlegen sein, denn er lag vollkommen reglos da. Doch als sie neben ihm niederkniete, schnellte seine Hand blitzschnell hervor, um sie beim Arm zu fassen und sie stieß einen erschrockenen Schrei aus. Sein wilder Blick glitt über sie doch dann glätteten sich seine Züge, als er sie erkannte. Sofort ließ er sie los und setzte sich auf, sie mit dem ihm eigenen Blick musternd, der sie so schrecklich nervös machte.
„Ich habe Essen und Trinken für dich“, sagte Marie mit einem deutlichen Zittern in der Stimme. Sie hatte sich ganz schön erschrocken, als er sie so plötzlich ergriffen hatte. Ihre Haut kribbelte noch immer, wo er sie fest umfasst hatte.
Schweigend nahm er die Flasche mit dem Cider entgegen und trank einen Zug. Dann setzte er die Flasche ab und grinste sie spöttisch an.
„Alkohol für eine Rothaut?“
Seine Stimme hatte einen tiefen, leicht rauen Klang, und jagte ihr einen Schauer über den Leib. Marie versuchte, ihre Verlegenheit zu überspielen, indem sie in ihrem Korb herumwühlte.
„Bist du hungrig?“
„Hm.“
Sie reichte ihm das Stew und einen Löffel, doch er ignorierte den Löffel, griff nach der Scheibe Brot in dem Korb und tunkte es in das Stew. Er fischte Fleischbrocken mit den Fingern heraus und stopfte sie in seinen Mund. Eine Weile aß er schweigend und sie musterte ihn verstohlen. Nachdem er fertig gegessen hatte, nahm er noch einen Zug von der Flasche, dann lehnte er sich zurück und schenkte ihr einen abschätzenden Blick.
„Warum?“
Marie blickte ihn verwundert an. Was meinte er nur?
„Warum tust du das?“, fragte er erneut, als sie nicht antwortete.
„Du … du bist verletzt und ...“, stammelte sie. Was sollte sie ihm sagen? Sie wusste es ja selbst nicht. „Ich … ich musste doch ...“
„Hast du keine Angst vorm roten Mann?“, fragte er rau und
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