Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
Vom Netzwerk:
des Vorabends.
    Er nickt. Sein Lächeln wirkt wieder gequält. »Ja, klar. Ich, äm …« Er räuspert sich. Holt tief Luft. Wendet den Blick ab. »Ja, tut mir leid wegen gestern Abend. Ich bin … ein bisschen ausgerastet.«
    »Weshalb denn eigentlich?«
    Er schaut über meine Schulter. Runzelt die Stirn.
    »Adam?«
    »Ja?«
    »Warum bist du ausgerastet?«
    Er sieht mich wieder an. Mit großen Augen. »Was? Ach, nichts.«
    »Ich verstehe ni –«
    »Wieso braucht ihr beiden so lange?«
    Ich fahre herum. Kenji steht hinter mir, mit einem vollgehäuften Teller auf seinem Tablett. Er muss die Köche überredet haben, ihm eine Extraportion zu geben.
    »Also?« Kenji starrt uns abwartend an. Schließlich bedeutet er uns mit dem Kopf, dass wir ihm folgen sollen, und wandert davon.
    Adam atmet ruckartig aus. Er wirkt so verwirrt, dass ich beschließe, das Thema fallen zu lassen. Bald. Wir werden bald reden können. Bestimmt gibt es keinen Grund zur Sorge. Bestimmt ist alles okay.
    Wir werden bald reden, und alles wird gut.

5
    Kenji wartet an einem freien Tisch auf uns.
    Zu Anfang hat James die Mahlzeiten immer mit uns eingenommen, aber inzwischen hat er sich mit den wenigen Kindern in Omega Point angefreundet und sitzt beim Essen lieber bei ihnen. Von uns dreien scheint er sich hier am wohlsten zu fühlen – und ich bin froh darüber, muss aber zugeben, dass er mir fehlt. Doch ich wage nicht, das auszusprechen; bin nicht sicher, ob ich wissen möchte, warum James nie mit Adam zusammen ist, sobald ich in der Nähe bin. Vielleicht haben die anderen Kinder ihm eingeredet, ich sei zu gefährlich. Ich meine, ich bin gefährlich, aber ich
    Adam lässt sich auf der Bank nieder, und ich setze mich neben ihn. Kenji sitzt uns gegenüber. Adam und ich halten uns unter dem Tisch an der Hand, und ich genieße es, ihm nah zu sein. Ich habe meine Handschuhe noch an, aber auch diese Nähe genügt mir schon; in meinem Bauch erblühen Blumen, und die zarten Blütenblätter streicheln meine Nerven. Es ist unfassbar, wie Adam auf mich wirkt; welche Gefühle er erzeugt, welche Gedanken er auslöst. Als hätte man mir 3 Wünsche gewährt: Berühren, Schmecken, Fühlen. So wundersam. Ein verrücktes Glück, in Seidenpapier verpackt, mit Geschenkband geschmückt, in meinem Herzen versteckt.
    Oft erscheint mir das wie ein Privileg, das ich gar nicht verdient habe .
    Adam rutscht näher, so dass jetzt sein Bein meines berührt.
    Ich schaue ihn an und sehe ein kleines, heimliches Lächeln, das so viel sagt; so vieles, das eher nicht an einen Frühstückstisch gehört. Ich versuche mir das Grinsen zu verkneifen und regelmäßig zu atmen. Konzentriere mich auf mein Essen. Hoffe, dass ich nicht rot werde.
    Adam beugt sich zu mir, um mir etwas ins Ohr zu flüstern. Ich spüre seinen Atem auf der Haut.
    »Ihr seid unerträglich, wisst ihr das?«
    Ich blicke erschrocken auf. Kenji starrt uns an. Deutet mit dem Löffel auf uns. »Was zum Teufel soll das? Füßelt ihr da unter dem Tisch oder was?«
    Adam rückt ein bisschen von mir ab, aber nur ein paar Zentimeter, und seufzt gereizt. »Wenn’s dir nicht passt, kannst du dich gerne woanders hinsetzen.« Er weist mit dem Kopf auf die anderen Tische. »Keiner hat dich gezwungen, dich hier niederzulassen.«
    Das ist Adams Art, nett zu Kenji zu sein. Bei der Armee waren die beiden Freunde. Aber Kenji scheint es immer wieder Spaß zu machen, Adam zu provozieren.
    Ich frage mich, wie die beiden es schaffen, zusammen in einem Zimmer zu wohnen.
    »Das ist Blödsinn, und das weißt du auch ganz genau«, versetzt Kenji. »Ich hab dir doch heute früh gesagt, dass ich mit euch zusammen frühstücken muss. Castle möchte, dass ich euch beim Eingewöhnen unterstütze.« Er schnaubt. Nickt mir zu. »Ich habe ja keine Ahnung, was du an dem Typen findest«, sagt er zu mir, »aber du solltest mal mit ihm zusammenleben. Der Mann ist höllisch launisch.«
    »Ich bin überhaupt nicht launisch –«
    »Schon gut, mein Freund.« Kenji legt den Löffel ab. »Und wie launisch du bist. Ständig hör ich ›Halt die Klappe, Kenji.‹ ›Schlaf endlich, Kenji.‹ ›Niemand will dich nackt sehen, Kenji.‹ Dabei weiß ich mit absoluter Sicherheit, dass es Tausende von Leuten gibt, die mich liebend gern nackt sehen würden –«
    »Wie lange musst du hier sitzen?« Adam wendet den Blick ab, streicht sich mit der freien Hand über die Augen.
    Kenji richtet sich auf. Greift wieder nach seinem Löffel und zeigt damit auf Adam. »Du

Weitere Kostenlose Bücher