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Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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ich noch einen Versuch. »Ganz sicher.«
    Die beiden werfen sich einen bedeutungsvollen Blick zu. Dann lächeln sie mich an, nicht unfreundlich, doch danach entsteht ein unbehagliches Schweigen, während wir durch die Korridore wandern. Ich sehe Leute auf uns zukommen und senke sofort den Kopf. Will jetzt mit niemandem Blickkontakt haben. Möchte mir nicht mal vorstellen, was die über meine Tat gehört haben. Ich habe die schlimmsten Befürchtungen von allen bestätigt.
    »Die fürchten sich nur vor dir, weil sie dich nicht kennen«, sagt Randa leise.
    »Genau«, bekräftigt Tana. »Wir selbst kennen dich ja noch kaum und finden dich toll.«
    Ich laufe rot an und frage mich, warum Verlegenheit sich immer wie Eiswasser in meinen Adern anfühlt. Als sei mein Inneres gefroren, während meine Haut dagegen glüht.
    Ich hasse das .
    Ich hasse dieses Gefühl .
    Tana und Randa bleiben abrupt stehen. »Da sind wir«, sagen sie wie aus einem Munde.
    Ich schaue auf und erblicke die Tür zu unserem Zimmer. Versuche mich von den beiden zu befreien, aber sie halten mich fest. Bestehen darauf, bei mir zu bleiben, bis ich unversehrt im Zimmer angekommen bin.
    Ich füge mich.
    Und klopfe an meine eigene Zimmertür, weil ich nicht weiß, was ich ansonsten tun sollte.
    1mal.
    2mal.
    Ich warte ein paar Sekunden, harre meines Schicksals und spüre plötzlich die Energie der Zwillinge an meinen Seiten. Die beiden lächeln mich an, ermutigend, schützend, stärkend. Sie versuchen mir Kraft zu geben, weil sie wissen, dass ich mich einer unangenehmen Situation stellen muss.
    Dieser Gedanke tut mir gut.
    Wenn auch nur für einen flüchtigen Moment.
    Ich denke mir, so muss es sich anfühlen, Freundinnen zu haben.
    »Ms Ferrars.«
    Castle streckt den Kopf durch die Tür. Nickt mir zu. Schaut auf meine verletzte Hand. Dann wieder auf mein Gesicht. »Sehr gut«, sagt er, eher zu sich selbst. »Gut, gut. Ich freue mich, dass es Ihnen besser geht.«
    »Ja«, bringe ich mühsam hervor. »Ich – d-danke, ich –«
    »Ihr beiden«, sagt er zu Tana und Randa. Wirft ihnen ein warmes, herzliches Lächeln zu. »Danke für alles. Ich übernehme jetzt.«
    Die Zwillinge nicken. Drücken kurz meinen Arm, bevor sie loslassen. Ich gerate einen Moment ins Schwanken, stabilisiere mich dann. »Alles okay«, sage ich zu den beiden, als sie mich stützen wollen. »Es geht schon.«
    Sie nicken wieder. Winken mir noch kurz zu, ziehen sich dann zurück.
    »Kommen Sie rein«, sagt Castle zu mir.
    Und ich folge ihm.

13
    1 Doppelstockbett an der einen Wandseite.
    1 Einzelbett an der anderen.
    Mehr gibt es nicht in diesem Zimmer.
    Adam sitzt auf meinem Bett, die Ellbogen auf die Knie gestemmt, den Kopf in die Hände gestützt. Castle schließt die Tür hinter uns. Adam zuckt zusammen und springt auf.
    »Juliette«, sagt er, schaut mir aber nicht in die Augen. Sondern mustert meinen ganzen Körper, als wolle er sich vergewissern, dass alles unversehrt ist. Erst als er bei meinem Gesicht ankommt, begegnet er meinem Blick; und ich sinke ins Meeresblau seiner Augen. Und ertrinke. Als habe mir jemand in die Lunge geschlagen und den Atem genommen.
    »Bitte nehmen Sie Platz, Ms Ferrars.« Castle weist auf das untere Bett, das von Tana. Ich gehe langsam darauf zu, versuche, mir Schwindel und Übelkeit nicht anmerken zu lassen. Meine Brust hebt und senkt sich zu schnell.
    Als ich sitze, lege ich die Hände in den Schoß.
    Adams Energie in diesem Raum fühlt sich wie ein schweres Gewicht auf meiner Brust an, aber ich betrachte eingehend meinen neuen Verband – den glatten Mull auf meinen Knöcheln –, weil ich zu feige bin aufzuschauen. Ich sehne mich danach, zu Adam zu gehen, ihm in die Arme zu sinken, zu den einzigen Glücksmomenten zurückzukehren, die ich jemals erlebt habe. Aber etwas nagt an mir, schlägt mir Krallen ins Fleisch, sagt mir, dass etwas hier gar nicht stimmt und ich mich lieber nicht von der Stelle bewegen sollte.
    Castle steht zwischen mir und Adam. Hat die Hände im Nacken verschränkt und starrt auf die Wand. Seine Stimme klingt ruhig, als er sagt: »Ich bin extrem enttäuscht von Ihrem Verhalten, Ms Ferrars.«
    Grausame Schamesröte kriecht mir ins Gesicht und zwingt meinen Blick zu Boden.
    »Tut mir leid«, flüstere ich.
    Castle holt tief Luft. Atmet ganz langsam wieder aus. »Ich muss offen mit Ihnen sein«, sagt er, »und zugeben, dass ich noch nicht bereit bin, die jüngsten Ereignisse zu besprechen. Ich bin noch zu empört, um die nötige Ruhe

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