Schicksalsnacht in Los Angeles - Baccara Bd 1613
1. KAPITEL
„Hallo, ich bin Jake Garnier, der neue Besitzer von Hickory Hills.“
Aus dem Augenwinkel sah Heather McGwire, wie der Mann ihr zur Begrüßung die Hand hinstreckte, beschloss aber, die freundlich gemeinte Geste mit Missachtung zu strafen. Heather kannte den Mann, er war ihr in etwa so willkommen wie eine Klapperschlange auf dem Sonntagsspaziergang. Jake Garnier musste nun wirklich nicht hier aufkreuzen. Und das so kurz vor dem großen Rennen.
Allerdings war er offenbar der neue Eigentümer des Gestüts, das sie verwaltete. Deshalb konnte sie ihm nicht ewig aus dem Weg gehen. Wenn Jake Garnier nun wirklich ihr neuer Boss war, gab es im Grunde nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie arrangierte sich irgendwie mit ihm, oder sie hielt noch bis zum Start von Stormy Dancer bei den Southern Oaks Cup Classics durch und suchte sich dann einen neuen Job.
Davon abgesehen traf es sie, dass er sie nicht einmal wiederzuerkennen schien. Das tat wirklich weh. Doch die Tatsache, dass sie deswegen Enttäuschung verspürte, ärgerte Heather am meisten.
Als sie seinen Gruß nicht erwiderte und auch sonst auf ihn nicht reagierte, trat Jake näher und sah ihr ins Gesicht. Sie hatte den Eindruck, dass er dabei fieberhaft überlegte, warum sie ihm bekannt vorkam.
„Heather?“
Sein sonorer Bariton rief lebhafte Erinnerungen in ihr wach.
Ihr Puls ging schneller, weil sie sofort daran denken musste, wie sie sich vor knapp anderthalb Jahren begegnet waren. Genau dieser Tonfall, der Klang seiner Stimme hatte Heather damals in seinen Bann gezogen. Nach dem ersten Treffen hatten sie die Nacht miteinander verbracht. Eine Nacht, die Heather nie vergessen würde, auch wenn sie im Nachhinein manchmal glaubte, für diese Stunden komplett den Verstand verloren zu haben. Auf jemanden wie Jake Garnier hereinzufallen sah ihr eigentlich nicht ähnlich.
„Hallo, Jake.“ Sie brachte lediglich ein kurzes Nicken zustande. Auch wenn sie ihm viel lieber ins Gesicht gesagt hätte, was sie von ihm hielt: dass er der größte Schuft unter der Sonne war.
Heather legte die Arme auf das weiß gestrichene Gatter und sah gebannt auf ihre Stoppuhr, als der Hengst die Viertelmeilemarke passierte und auf die Gegengerade einbog. Der Vollbluthengst Stormy Dancer war der absolute Favorit für das hoch dotierte Rennen um den Southern Oaks Cup. Und so wie es aussah, brachen sie jetzt schon im Training den eigenen Streckenrekord.
„Los, Dancer, das schaffst du! Bleib dran!“, rief Heather begeistert und sah abwechselnd auf die Strecke und die Stoppuhr.
„Ich weiß noch, du hast erzählt, dass du auf einem Gestüt jobbst, aber ich hatte ja keine Ahnung, dass es dieses ist“, sagte Jake, den das unverhoffte Wiedersehen im Gegensatz zu Heather offensichtlich aufrichtig freute.
„Nur der Ordnung halber: Ich leite den Betrieb hier“, murmelte sie, ohne Jake anzusehen. Dancer war jetzt in der Kurve zur Zielgeraden, Heather verglich wieder die Zeiten. „Den Namen des Gestüts habe ich damals nicht genannt.“ Sie warf Jake einen finsteren Seitenblick zu und fügte hinzu: „Wenn ich mich nicht irre, warst du an solchen Details nicht sonderlich interessiert.“
„Heather, ich weiß nicht, was du mir vorwirfst.“
Ungeduldig winkte sie ab. „Spielt auch keine Rolle mehr.“ Sie wollte dieses Thema nicht vertiefen.
Jake schwieg eine Weile, dann sagte er: „Auf die Gefahr hin, dir weiter auf die Nerven zu gehen. Ich wüsste trotzdem gern, wie es dir inzwischen ergangen ist.“
Als ob dich das wirklich interessiert, dachte sie. Hätte er Interesse an ihr gehabt, hätte er wenigstens einmal zurückrufen können. Die Lippen aufeinander gepresst, zuckte Heather die Schultern.
„Gut“, antwortete sie einsilbig. Sie verzichtete darauf, höflich zu fragen, wie es ihm ergangen war. Erstens hatte sie keine Lust auf Konversation, und zweitens konnte Heather sich gut vorstellen, was er getrieben hatte, seit sich ihre Wege getrennt hatten. Einzelheiten wollte sie gar nicht wissen.
„Ist das unser Teilnehmer am großen Rennen?“, fragte Jake und zeigte auf Dancer.
Sie überhörte seine Frage einfach. „Gib ihm im Endspurt den Kopf frei, Miguel!“, rief sie stattdessen. Kurz darauf passierte der Jockey mit dem Vollblut die Ziellinie. Lächelnd warf Heather noch einen Blick auf die Stoppuhr. „Fantastisch.“
Jake beugte sich herüber, um die gestoppte Zeit zu lesen. „War das gut?“
Sein Unterarm streifte ihren, und unwillkürlich bekam sie eine
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