Rettungskreuzer Ikarus Band 001 - Die Feuertaufe
eine aktive
Wache und eine Freiwache aufteilen. Wir haben außerdem eine Vereinbarung
mit dem Rettungskreuzer der Pronth-Hegemonie in unserer Nähe getroffen,
sodass wir auch Freizeit haben werden. Die Leute des Pronth-Schiffes sind auch
froh, mal frei haben zu können.«
»Ich benötige keine Freizeit«, knurrte DiMersi in sich hinein.
Der Captain warf ihr einen scharfen Blick zu.
»Wenn Sie sich nicht bisweilen schonen, Chief, werden Sie nur überreizt
und erschöpft sein – und Fehler machen!«
Das saß. DiMersi zuckte unter den Worten des Captains zusammen. Sie sank
zurück und starrte betroffen auf den Tisch. Sentenza schlug sofort einen
versöhnlichen Ton an.
»Ich weiß, was Sie empfinden«, erklärte er.
»Ja? Tun Sie das? Niemand hat uns je erzählt, was zu Ihrem Austritt
aus der Raummarine geführt hat!«, erwiderte DiMersi. »Es wäre
wohl jetzt an der Zeit.«
Sentenza schüttelte den Kopf.
»Diese Entscheidung treffe immer noch ich. Gibt es sonst noch etwas?«
Niemand hatte etwas vorzubringen. Der kurze Schlagabtausch zwischen dem Captain
und DiMersi hatte nur einen der feinen Risse aufgezeigt, die zwischen der Mannschaft
verliefen. Thorpa war sich nicht sicher, ob diese Risse sich als psychologische
Sollbruchstellen entpuppen würden, die die Zusammenarbeit erheblich behindern
würden. Er erkannte deutliche Rivalität zwischen dem Captain und dem
Chief und beschloss, auf diese Entwicklung in jedem Falle ein Auge zu haben.
Alle zogen sich in die Unterkünfte zurück. Der erste Noteinsatz würde
früh genug kommen, da hatte Dr. Ekkri tatsächlich Recht. Und vorläufig
gab es nichts mehr zu sagen ...
Das energetische Startgerüst wurde von den Reaktoren noch mit Energie vollgepumpt,
als die Besatzung bereits vollständig an Bord war. Während Sentenza
die Kontrollen überprüfte, hatten sich alle angeschnallt und warfen
einen Blick auf die zentrale Holografie, die erste Daten über den Einsatz
in die Zentrale des Zubringers spielte. Ein leises Rütteln zeigte, dass
die Triebwerke angesprungen waren und bereit waren, das Boot auf die Ikarus zu ihrem ersten Einsatz von Vortex Outpost ins All zu katapultieren.
»Startgerüst aufgeladen!«, hörte Sentenza die Meldung Arthur
Trooids, der im Pilotensessel der engen Zentralkabine saß. Sentenza nickte
knapp. »Freigabe!«
Die Andruckabsorber heulten auf, als der Schiffsleib der Ikarus vom Startgerüst
geschleudert wurde. Für Sekundenbruchteile kamen Andruckkräfte durch,
die den biologischen Besatzungsmitgliedern die Luft wegnahmen. Das Schiff schnellte
sich fort und schwang sich mit brüllenden Triebwerken in den Orbit um die
Station, in dem die Ikarus hing. Erneut kamen Andruckkräfte durch,
als das Boot abbremste und in den Hangar der Ikarus geschleudert wurde.
Alle Besatzungsmitglieder sprangen aus den Sesseln und eilten durch die Luke
des Bootes in ihr Schiff. Sie alle würden den Start in der Zentrale miterleben,
die Ikarus war ein großes, aber völlig automatisiertes Schiff,
das Routineaufgaben fast alleine erledigte. Lediglich Dr. Anande eilte in seine
Krankenstation. Kaum hatten alle auf der kleinen Brücke Platz genommen,
da aktivierte Arthur Trooid bereits die Triebwerke, die der Zentralcomputer
sofort nach Eingang der Notmeldung vorgewärmt hatte. Helle Lohen schlugen
aus den Hecköffnungen, als sich das große Schiff erst bedächtig,
dann immer schneller ins Weltall vorschob, auf die Bahn zum Sprungtor, das den
Weg in den Hyperraum öffnen würde.
»Wir erreichen das Raumtor in zwanzig Minuten!«, erklärte Trooid
gelassen. Er hatte das Schiff sicher im Griff. Die Besatzung war vorher schon
zahlreiche Übungsflüge mit der Ikarus geflogen, doch dies war
der erste echte Einsatz. Ein Gefühl der Spannung und Beklemmung machte
sich breit. Auch Sentenza spürte, dass es für ihn nun darauf ankam,
sich selbst zu beweisen, dass er ein Raumschiff führen konnte. Er spürte
den pelzigen Geschmack auf der Zunge, den er seit seiner medikamentösen
Entziehungskur nie mehr richtig losgeworden war. Der Geschmack würde ihn
immer an seine dunkelsten Stunden erinnern, da war er sich sicher.
Die Ikarus war ein umgebauter Leichter Kreuzer, eine alte Baureihe und
seit Jahren offiziell aus dem Dienst gestellt. Der lang gestreckte Leib des
Schiffes endete an der Bugseite in der Hauptkugel. Mittschiffs, vor der Triebwerkssektion,
waren an Auslegern die
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