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Rettungskreuzer Ikarus Band 001 - Die Feuertaufe

Rettungskreuzer Ikarus Band 001 - Die Feuertaufe

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 001 - Die Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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1.
     
    Der gedrungen wirkende Mann in der samtschwarzen Robe blickte wie teilnahmslos
in den Saal hinunter. Die zahlreichen Stuhlreihen waren so gut wie leer, nur
auf den vordersten Plätzen hockten einige Marinepiloten in ihren Ausgehuniformen
und starrten blicklos auf den erhobenen Richtertisch, hinter dem Seine Exzellenz
Ruben Deurack soeben Platz nahm. Die hervorspringende Adlernase in die Akte
gesenkt, die er vor sich aufgeschlagen hielt, lugte er über den Rand einer
völlig antiquierten Brille auf den Angeklagten, Captain Roderick Sentenza,
der neben seinem Verteidiger auf der Anklagebank saß und bewegungslos
die Verkündung des Urteils erwartete. Sentenza machte eine gute Figur in
der tadellosen Uniform der Raummarine, doch war seinem Gesicht anzusehen, dass
er innerlich von dieser Uniform bereits Abschied genommen hatte. Sein Verteidiger
beugte sich hinüber und flüsterte etwas ermutigendes, was von Sentenza
ohne Reaktion vernommen wurde.
    Ruben Deurack räusperte sich.
    »In der Sache Admiralität gegen Captain Roderick Sentenza hat die
Militärgerichtsbarkeit der Marine in letzter Instanz ein Urteil gefällt.
Nach eingehender Befragung aller Zeugen, den Plädoyers von Anklage und
Verteidigung, der Durchsicht aller relevanten Unterlagen und den Einlassungen
des Angeklagten persönlich, komme ich, Ruben Deurack, bestellter höchster
Richter des Militärgerichtshofes der Raummarine, zu folgenden Urteilen:
Erstens, zur Anklage wegen grober Fahrlässigkeit im Dienst und fahrlässiger
Vernachlässigung der Dienstobliegenheiten: Schuldig im Sinne der Anklage.
Zweitens, zur Anklage wegen mutwilliger Zerstörung von Marineeigentum:
Schuldig im Sinne der Anklage. Drittens, zur Anklage wegen mutwilliger Gefährdung
des Lebens von Untergebenen: Schuldig im Sinne der Anklage. Viertens, zur Anklage
wegen Vertuschung und Behinderung der polizeilichen Ermittlungen: Schuldig im
Sinne der Anklage.«
    Seine Exzellenz hielt inne und warf erneut einen prüfenden Blick auf Captain
Sentenza. Dieser hatte den Ausführungen des Richters mit bewegungsloser
Miene zugehört und zeigte auch jetzt keine emotionale Reaktion. Der Richter
nahm die Akte wieder auf und las weiter.
    »Bei der Zumessung des Strafmaßes hat das Gericht die außerordentlichen
Verdienste des Angeklagten im Kampf gegen die Raumpiraterie und die Abwehr der
sidiranischen Invasion auf Ronus III berücksichtigt. Da der Angeklagte
sich außerdem erwiesenermaßen in einer besonderen Stresssituation
befand und seine Personalakte ansonsten tadellos ist, wird folgende Strafe gegen
ihn verhängt. Erstens, die Gesamtschäden in Höhe von 16,5 Millionen
Galaktischen Krediten sind vom Angeklagten in angemessener Ratenzahlung zurückzuerstatten.
Zweitens, der Angeklagte wird unehrenhaft aus dem Dienst entlassen. Er wird
aller Pensions- und Versorgungsansprüche für verlustig erklärt.
Sämtliche Ordens- und Ehrenzeichen werden ihm aberkannt. Gemäß
den Bestimmungen des Militärstrafrechtes wird ihm jedoch weder seine Pilotenlizenz
noch seine Kapitänspatent aberkannt. Drittens, dem Angeklagten wird untersagt,
jemals wieder ein im staatlichen Dienste stehendes Raumfahrzeug mit mehr als
20 Mann Besatzung zu führen. Viertens, dem Angeklagten wird jede Rückkehr
in den Militärdienst untersagt. Fünftens, der Angeklagte wird zu einer
Haftstrafe von sechs Jahren verurteilt, von denen vier auf Bewährung ausgesetzt
werden. Die Bewährungsfrist beträgt zehn Jahre. Die beiden Jahre,
die der Angeklagte in Untersuchungshaft verbracht hat, werden ihm angerechnet.
Dementsprechend ist der Angeklagte unter den üblichen Bewährungsauflagen
auf freien Fuß zu setzen.«
    Ruben Deurack sah erneut auf.
    »Hat der Angeklagte vor Inkraftsetzung des Urteils noch etwas zu sagen?«
    Captain Roderick Sentenza schüttelte unmerklich den Kopf.
    »Dann ist das Urteil hiermit rechtskräftig. Gegen ein letztinstanzliches
Urteil des Höchsten Militärgerichts kann keine Berufung eingelegt
werden, es unterliegt ausschließlich kaiserlichem Pardon. Wünscht
der Angeklagte kaiserliches Pardon anzurufen?«
    Wieder ein fast nicht sichtbares Kopfschütteln.
    Richter Deurack lächelte befriedigt.
    »Dann ist die Verhandlung hiermit geschlossen.«
    Er schlug die Akte zu, starrte erneut über den Rand der vorsintflutlichen
Sehhilfe auf den Angeklagten und gestattete sich wieder ein befriedigtes

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