Rettungskreuzer Ikarus Band 001 - Die Feuertaufe
erkennen
konnte – keine Positionslichter, keine Warnlampen, kein Licht aus den kleinen,
runden Bullaugen, wirklich rein gar nichts. Im Funkäther herrschte nur
Rauschen und die Energieortung gab an, dass einige Notaggregate laufen würden,
das Schiff aber ansonsten energetisch tot sei. Die Außenhülle sei
jedoch dicht und es würde keine Atmosphäre entweichen, was angesichts
des Gemisches, das die Edirianer atmeten, nicht wirklich eine gute Nachricht
für die Retter war, denn es würde weiterhin schwierig sein, sich an
Bord aufzuhalten.
»Wir werden reingehen!«, ordnete der Captain schließlich nach
Auswertung aller wichtigen Daten an. »Von hier können wir nicht viel
ausrichten. Das Team besteht aus mir, DiMersi, Dr. Anande und Trooid, dazu zwei
Kampf- und ein Medoroboter.«
»Ich würde mich an dieser Expedition ebenfalls gerne beteiligen«,
äußerte Thorpa und raschelte mit seinen Gliedmaßen. »Ich
bin mit der Psyche der Edirianer bestens vertraut und könnte wichtige Hilfestellungen
leisten! Außerdem vertrete ich die Auffassung, dass ein Außenteam
immer auch psychologisch betreut werden sollte. Angesichts der Tatsache ...«
»Sicher«, murmelte Sentenza, während er seinen Raumanzug überzog.
»Und ich bin mit der Psyche von Somank-Kampfstieren vertraut und denke,
dass Ihr Praktikum auf diese unmittelbare Erfahrung durchaus verzichten kann.«
Der Pentakka raschelte erneut. Es musste wohl so etwas wie ein kritisches Stirnrunzeln
darstellen. »Ich füge mich, Captain.«
Sentenza hatte es nicht anders erwartet. Die Mitglieder des Außenteams
hatten ihre Ausrüstung griffbereit, es war nicht notwendig, sich langwierig
vorzubereiten. Alle machten sich sofort auf den Weg, nachdem Trooid das Schiff
in festem Abstand zu ihrem Ziel im All verankert hatte.
Zusammen mit den Mitgliedern seines Teams trat Sentenza in den kleinen Hangar
des Kreuzers. Die Ikarus führte zahlreiche Beiboote unterschiedlicher
Größe mit sich, die alle bestimmten Bergungsoperationen zugeordnet
waren. Der Captain entschloss sich, das Raumboot zu nehmen, das über eine
Reihe von Manipulatoren verfügte, mit deren Hilfe es möglich sein
müsste, das Schiff der Edirianer zu öffnen und in sein Inneres zu
gelangen. Außerdem garantierte das Raumboot Schutz, sollte sich eine gefährliche
Situation ergeben. Es war durchaus möglich, direkt mit der Ikarus anzudocken, doch angesichts der Gefahr, auf frei herumlaufende Kampfstiere zu
treffen, wollte er dieses Risiko lieber nicht eingehen. Jederzeit konnte so
eine überaus kritische Situation eintreten.
Und damit rechnete jeder.
Das Team war schnell an Bord. Die Hangartore glitten auf und das flunderförmige
Raumboot schwang sich ins All. Sentenza nahm sofort Kurs auf das nahe Schiff
und näherte sich der deutlich markierten Hauptschleuse. Auch von der Nähe
betrachtet machte das edirianische Schiff einen zwar inaktiven, jedoch keinesfalls
bedrohlichen Eindruck. Die Ursache für die Havarie musste in seinem Inneren
liegen, nicht in irgendeiner Außeneinwirkung.
»Ich werde jetzt unsere Schleuse mit dem Gemisch der Edirianer fluten,
damit niemand, der eventuell in der Schleuse der Entaxa Zuflucht gefunden
hat, durch unser Eindringen in Mitleidenschaft gezogen wird«, kündigte
Dr. Anande an. Alle nickten und schlossen die flexiblen Raumhelme. Das Raumboot
stieß sanft mit der Nase an die Hauptschleuse. Die Flanschvorrichtung
saugte sich an der Hülle fest. Eine Andockvorrichtung konfigurierte sich
selbst, um auf die Hauptschleuse des Schiffes zu passen. Kleine Manipulatoren
tasteten die Hülle ab, dann drehten sie die manuellen Öffnungsmechanismen
der Schleuse auf.
Sentenza und seine Crew hatten mittlerweile die Schleuse des Raumbootes betreten
und standen in wabernden Ammoniakdämpfen. Ein Zischen erklang und die Verbindung
zur Schleuse der Entaxa war endgültig hergestellt. Alles blieb ruhig.
»So weit, so gut«, murmelte DiMersi. Sie hob ihren Energieblaster
und beorderte die beiden Kampfroboter an ihre Seite. Als Schiffsprofos war sie
für Kampfeinsätze verantwortlich, hier hatte auch der Captain zurückzustehen.
Er hatte dies gerne getan, obwohl er von einem Kriegsschiff kam. DiMersi hatte
jede neue Verantwortung und Autorität mit Freude akzeptiert.
Sie gab Anande einen Wink, der öffnete die Schleusentür.
Für einen Augenblick vermischten sich bloß die Atmosphären der
beiden
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