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Rettungskreuzer Ikarus Band 010 - Aufstand der Toten

Rettungskreuzer Ikarus Band 010 - Aufstand der Toten

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 010 - Aufstand der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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schnappend, die aufgerissene Wange prallte
auf den kühlen Metallboden ihres Kerkers. Eine Spur von Blut und Hautfetzen
blieb am Boden, als Joran sie ergriff und wieder hoch riss.
    »Das tut mir leid«, spöttelte er. »Aber so ist das mit uns
Wahnsinnigen – wir haben unsere Emotionen einfach nicht mehr unter Kontrolle.«
Dann ließ er Sonjas Kopf los. Offenbar für den Moment zufrieden,
drehte er sich um und verließ den Kerkerraum. Sonja atmete stoßweise,
versuchte das Hyperventilieren zu verhindern. Mühsam rückte sie sich
an der Metallwand zurecht, lehnte sich, ihren blutigen Rücken ignorierend,
an die kühle Mauer und schloss die Augen. Sofort begann sich alles um sie
herum zu drehen, also öffnete sie sie wieder und blickte auf Shilla. Die
Vizianerin hatte sich erbrochen, lag mit verschmiertem Gesicht starren Blickes
neben ihr und Sonja sah, wie es in ihren Zügen arbeitete, als würde
sie einen inneren Kampf voller Verzweiflung austragen. Shilla war nicht bewusstlos,
so viel stand fest, und während Sonja einige Minuten ruhen konnte und von
der widerlichen Gegenwart Jorans befreit war, trug die Vizianerin einen Kampf
aus, der erst enden würde, wenn das ihr verabreichte Medikament in seiner
Wirkung nachgelassen hatte. Sonja wünschte sich fast, das würde nicht
so bald geschehen – denn die Konsequenz war, dass man ihr eine erneute
Dosis verabreichen würde, was Nebenwirkungen und Spätfolgen nur verstärken
würde.
    Spätfolgen ... Sonja verzog das Gesicht zu einem freudlosen Grinsen. Was
dachte sie eigentlich noch an Spätfolgen? Jorans Absichten lagen für
sie sonnenklar auf der Hand. Shilla und sie hatten nicht mehr lange zu leben.
Sobald Joran keinen Spaß mehr daran hatte, sie beide zu misshandeln, würde
er sich ihrer auf die eine oder andere Art und Weise entledigen.
    Sonja hoffte nur, dass Sentenza dieses Schicksal erspart blieb. Der Gedanke
an den Captain rief in ihr Trauer wach. Sie spürte, dass sie vor allem
einer offenbar verpassten Chance hinterher weinte. Im Stillen verfluchte sie
sich selbst. Warum musste sie immer erst durch äußere Umstände,
durch Qualen und Leid an ihre eigenen Qualitäten, Chancen und Gefühle
herangeführt werden? Das Ende der Oremi hatte ihr gezeigt, dass
sie eine ausgezeichnete Ingenieurin und eine höchst disziplinierte Arbeiterin
sein konnte. Und die beständigen Drohungen Jorans, verbunden mit der Folter,
die sie erleiden musste, hatten ihr deutlich gemacht, dass sie Roderick Sentenza
liebte.
    Doch was war das jetzt noch wert?

    Die Stimmung im Besprechungsraum der Trinity war gedrückt, jedoch
konstruktiv. Die Offiziere Siridan Dantes hatten sich als kompetent erwiesen,
und die Kommandantin hatte die Diskussion im Griff. Nur kurze Zeit nach Schilderung
der Sachlage durch den Raumprior war klar, dass der Moment zur Intervention
gekommen war. Siridan Dante beugte ihre schlanke Gestalt über den Konferenztisch
und wies auf eine holografische Darstellung von Seer'Tak City.
    »Unsere Planungen werden durch ein Informationsdefizit erschwert«,
erläuterte sie. »Was hier zu sehen ist, dürfte eine Annäherung
an die tatsächlichen Anlagen der Stadt sein. Tatsache ist jedoch, dass
die Pläne vor allem der unterirdischen Strukturen der Metropole weitgehend
unbekannt sind. Gerüchte reden von einem weitläufigen Komplex mit
Wohneinheiten, Laboratorien und anderen, uns unbekannten Einrichtungen. Es ist
jedoch nach meiner Kenntnis weder dem Raumcorps noch dem Geheimdienst des Multimperiums
gelungen, Einsicht in Aufzeichnungen zu erlangen, die uns über genaue Position
und Struktur dieses Teils der Stadt Auskunft gegeben hätte.«
    Dante seufzte.
    »Ich möchte jedoch vermuten, dass Shilla und DiMersi da unten irgendwo
festgesetzt worden sind. Darüber hinaus hege ich den Verdacht, dass wir
einer sehr großen und wichtigen Sache auf der Spur sind, die über
die Entführung der beiden Frauen weit hinausgeht. Ich sehe jedoch für
unsere Einsatzkräfte keinen Hebelpunkt, an dem wir kurzfristig ansetzen
könnten.«
    »Ich erkenne Eure Motivation nicht, Raumprior«, erklärte nun
einer von Dantes Offizieren. »Von humanitären Erwägungen abgesehen,
warum sollen wir Schiff und Besatzung riskieren, um die beiden Frauen zu befreien,
wenn die Chancen so schlecht oder zumindest schwer abwägbar sind?«
    Alle Augen richteten sich auf den Mann, der die Blicke unbewegt und

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