Rettungskreuzer Ikarus Band 010 - Aufstand der Toten
sie hatte richten wollen, im Hals stecken,
als er in den Augen der Vizianerin so etwas wie ... erwartungsvollen Glanz zu
entdecken glaubte.
Knight wischte den Eindruck fort. Er war übermüdet. Was konnte Shilla
von einer zerstörerischen blauen Energiewand erwarten, die jeden Augenblick
ihre Existenz auslöschen würde?
Er drehte sich wieder den Anzeigen zu und erhaschte noch einen Blick auf die
machtvolle Energie, die schließlich über der Celestine hereinbrach
und das Schiff mit sich riss.
Weder Jason Knight noch Shilla konnten wahrnehmen, wie die Energiewölbung
die Celestine umschloss und dann wieder zur Anomalie zurückfiel,
eine glatte, blau glühende Scheibe bildend, in der das kleine Schiff schlicht
spurlos verschwunden war.
Epilog
zwei Wochen später
Sally McLennane legte das Computerpad hin und blickte ihr Gegenüber schweigend
an. In den letzten Minuten hatte sie die Erlebnisse der Ikarus bei Seer'Tak
City referiert und war keinen Moment unterbrochen worden. Nuntius Donghaar war
ein aufmerksamer, ein sorgfältiger Zuhörer. Erst jetzt, da Sally geendet
hatte, regte er sich.
»Wie ist der Gesundheitszustand Eurer Crew, Direktorin?«, fragte er
schließlich nach, echtes Interesse in der Stimme.
»Alle sind mittlerweile physisch in guter Verfassung, Eminenz!«, erwiderte
Sally. »Auch Chief DiMersi hat nach einigen Tagen im Heiltank keine schlimmen
äußeren Spuren der Auseinandersetzung mehr vorzuweisen. Der Tod An'tas
sowie die Foltermethoden Jorans werden sicher noch ihre psychischen Konsequenzen
haben. Doch die Crew der Ikarus besteht aus Profis, die schon eine Menge
durchgemacht haben. Ich bin zuversichtlich, dass sie es alle gut überstanden
haben.«
»Das ist gut«, kommentierte Donghaar. »Ich habe den Eindruck,
dass die Mannschaft des Rettungskreuzers in der kommenden Auseinandersetzung
noch eine zentrale Rolle spielen wird.«
»Was bestärkt Sie in diesem Glauben?«, kam Sally nicht umhin
zu fragen.
Donghaar gestattete sich die eridianische Version eines Lächelns.
»Es ist, wie Ihr richtig erkennt, nur ein Glaube, Direktorin. Schwer, seine
Herkunft und seine Ursachen zu ergründen.«
Sally gab sich mit dieser Antwort vorläufig zufrieden, wenngleich sie ihr
misstraute.
»Das Haischiff der Fremden entkam also«, wechselte Donghaar das Thema.
»Korrekt. Nachdem die Celestine mit ihren Angriffen den Gegner von
der Ikarus abgelenkt hatte, ist Sentenza in der Lage gewesen, die Rettungsaktion
abzuschließen und das Schiff aus der Gefahrenzone zu steuern. Er hat bedauerlicherweise
nichts mehr für Knight und Shilla tun können, diese wurden von der
Anomalie aufgesogen und sind wahrscheinlich tot. Das Haischiff setzte sich ebenfalls,
offenbar beschädigt, rasch ab – nachdem es ihm gelungen war, die Besatzung
von Hammets Yacht aufzunehmen.«
Donghaar machte eine unbestimmte Handbewegung.
»Direktorin, ich wäre mir über den Tod der beiden noch nicht
sicher. Die Anomalie hat sich verändert, das erfüllt einen bestimmten
Zweck. Ich kann nicht glauben, dass ihre alleinige Bestimmung die Vernichtung
eines kleinen Händlers ist.«
Donghaar sprach damit auch die Vermutungen aus, die Sally mit Sentenza einige
Tage zuvor ausgetauscht hatte, als sie über die Ereignisse gesprochen hatten.
Sie beschloss, dies nicht weiter zu kommentieren. Sie erwähnte auch nicht
die Söldnerin Skyta, die sich mit ihrem kleinen Schiff und dem in Stasis
befindlichen Anführer ihres Flammentrupps rasch abgesetzt hatte. Sally
war sich sicher, dass sie Skyta erneut begegnen würden – denn Joran
hatte seine Schuld noch nicht bezahlt. Bei der nächsten Gelegenheit würde
sie Skyta die Benutzung der besten medizinischen Einrichtungen des Raumcorps
zur Behandlung ihres Passagiers anbieten. Das Raumcorps stand durchaus in der
Schuld der Söldnerin.
»Glücklicherweise«, fuhr der Nuntius fort, »gelang es Sentenzas
Leuten, einen guten Teil der Mannschaft der Trinity zu retten, inklusive
Raumprior Dante. Ich habe den offiziellen Auftrag des Erzpriors, dem Raumcorps
für diese Heldentat zu danken. Sie verstärkt die gegenseitige Verpflichtung,
die wir aufgebaut haben, Direktorin.«
Sally schürzte die Lippen.
»Wenn es eine solche Verpflichtung gibt, Eminenz, dann sollte die Kirche
mir endlich etwas von dem mitteilen, was sie über diese seltsamen Fremden
weiß. Ich gehe wohl recht in der Annahme, dass das
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