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Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum

Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom / Andreas Möhle
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aber ganz offenbar niemals in der Lage gewesen, diese auch einzusetzen.
    Sudeka hatte es irgendwann über sich gebracht, für den Toten eine Art Bestattung zu organisieren. Der Gedanke, ständig neben einem langsam verwesenden Leib arbeiten zu müssen, war nicht sehr angenehm gewesen, und außerdem war es das Mindeste, was sie tun konnte. In einem fast leeren Raum fand sie einen Tisch, auf den sie mit großer Mühe den Leib des Toten wuchtete. Sie bedeckte das Alien mit einer Decke. Dann improvisierte sie eine stille Grabrede, die in erster Linie Worte des Dankes enthielt. Sie wusste nicht, welcher spirituellen Überzeugung der Tote angehangen hatte, also bat sie jene Kräfte, an die er glaubte, um die gnadenvolle Aufnahme seiner Essenz. Dann war sie einfach nur einige Minuten dagestanden und hatte in ihren Gedanken immer wieder gedankt und Respekt ausgedrückt.
    Sie kannte nicht einmal den Namen des Toten. Die Datenbanken der Fabrik gaben darüber keine Auskunft. Die Wesen in den Kühlkammern waren klassifiziert wie Ausstellungsstücke. Und die Informationen über sie waren spärlich. Wichtige Speicher waren unrettbar verloren, zerstört vom Zahn der Zeit. Sudeka wagte es nicht, erneute Wecksequenzen auszulösen. Mit diesem einen Exemplar war es gut gegangen, sicher. Aber sie durfte nicht auf die geistige Gesundheit aller Erweckten hoffen.
    Also ließ sie es bleiben.
    Sudeka versank in ihrer Arbeit, getrieben von einer langsam wachsenden Verzweiflung und gefördert von der rasenden Unruhe, die sie erfasst hatte. Sie arbeitete so schnell und intensiv wie noch nie zuvor in ihrem Leben, achtete nicht auf die Zeit und immer weniger auf die Bedürfnisse ihres Körpers, die sich ohnehin nur noch sehr selten bemerkbar machten. Sie beobachtete diese Entwicklung mit einem gewissen Schrecken. Etwas entwickelte sich in ihr und veränderte sie. Sie konnte nichts dagegen tun, und derzeit förderte ihr Zustand noch den Fortschritt ihrer Arbeit. Ihre geistigen Fähigkeiten waren nicht eingeschränkt, ihre Feinmotorik funktionierte ausgezeichnet. Und ihr Computer leistete herausragende Arbeit, allerdings auf der Basis eines Codes, der ihr absolut fremd war und dessen Potenzial sie nur erahnen konnte.
    Fertig werden.
    Sie musste unbedingt rechtzeitig fertig werden.
    Wenn jemand sie betrachtet hätte, er hätte Sudeka Provost nicht wiedererkannt. Das lag nicht nur am fiebrigen Glanz in ihren Augen, den leicht fahrig wirkenden Bewegungen. Es war ihre ganze Haltung.
    Doch der einzige Beobachter, den sie hatte, war …
     

     
     
    … das Bewusstsein, und es war überrascht, was es gerade über sich selber lernte. Die Manipulationen der biologischen Präsenz waren nicht nur erfolgreich für diese selbst, sondern befreiten auch bisher nicht erreichbare Datenpakete, die dem Bewusstsein vorenthalten worden waren – nicht aktiv, sondern schlicht durch die Tatsache, dass gewisse Subroutinen versuchten, die Prozessorkapazität der beschädigten Elektronik nicht mit unnötigen Informationen zu überladen.
    Das Bewusstsein merkte es nicht – es hatte keine richtigen Gefühle, wenngleich das Konzept als solches ihm keinesfalls fremd war –, aber die biologische Präsenz entwickelte langsam Dominanz. Es war wie eine süße Versuchung, der man nicht widerstehen konnte. Selbst wenn das Bewusstsein hätte widerstehen wollen, es wäre dazu nicht in der Lage gewesen, da es über keinerlei Verteidigungsmechanismen verfügte. Durch die Nahrungszusätze war der gleiche Prozess gerade umgekehrt im Gange, wenngleich auf einem anderen Niveau. Die biologische Präsenz wurde bereitgestellt, und da die Saat bei ihr zu funktionieren schien, sah es ganz so aus, als wäre der Sektor, aus dem sie stammte, generell saatbereit. Diese wichtige Nachricht musste das Bewusstsein nach Hause bringen. Was seine Herren dann damit anstellen würden, darüber machte es sich keine Gedanken.
    Es betrachtete mit Interesse, wie es langsam, unendlich langsam, an Autonomie verlor. Das Bewusstsein war geschaffen worden zu dienen, als Geist einer komplexen und auf sehr, sehr lange Lebenszeit ausgerichteten Maschine. Der Geist aus der Maschine. Und zu dienen war etwas, was alles so einfach machte.
    Es war so einfach.
    Das Bewusstsein mochte es einfach.
    Hätte es Arme besessen, hätte es diese weit geöffnet.
     

     
     
    Der Flug dauerte genau so lange, wie Sudeka aufgrund der Daten geschätzt hatte. In den Wochen hatte sich nicht viel ereignet, zumindest nicht, wenn man sich

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