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Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum

Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom / Andreas Möhle
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Werkzeuge an. Sich selbst so etwas wie eine Klinge ins Herz zu stoßen, erforderte Mut und die Überwindung des Selbsterhaltungstriebes. Dazu war nicht jeder in der Lage. Sudeka ergriff eine Art Skalpell, die Klinge war schartig, sah aber noch recht scharf aus. Sie wog das Instrument in der Hand, schätzte die Länge der Klinge und kam zu dem Schluss, dass es reichen würde, ihr Herz zu erreichen, wenn sie nur hart und entschlossen genug zustach.
    Hart und entschlossen.
    Sie setzte sich auf einen der verbliebenen Operationstische. Die Klinge behielt sie in der Hand, doch dann senkte sie den Arm und sah sich um. Das Summen der Kühlkammern wirkte beruhigend. Vielleicht sollte sie sich einfrieren lassen?! Aber die Technologie war unsicher, die Anlagen zu alt. Und sie war sich nicht sicher, ob ihr die Zukunft, in der sie aufwachen würde, gefallen mochte.
    Ihre Gedanken schweiften ab. Das Raumcorps. Der Aufbau der Organisation, dann die Opposition, der Verrat und ihre Flucht. Alles nur wenige Monate in der Vergangenheit – knappe zwei, wie sie sich vorrechnete – und doch erschien es ihr sehr entfernt, fast schon wie eine mystische Geschichte, die ihr einmal jemand erzählt hatte, nicht das Leben, das ihre Existenz bis vor Kurzem so dominierte.
    Wie schnell sich die Dinge doch ändern konnten.
    Sie wog die Klinge in ihrer Hand. Ein Ruck musste durch sie hindurchgehen, um die Sache zu einem Ende zu bringen.
    Doch der kam nicht.
    Sie legte das Skalpell zur Seite, schob sich vom Operationstisch.
    Sie fühlte sich etwas unwohl, forschte in sich hinein, woran das wohl liegen mochte, und fand heraus, dass sie Hunger hatte.
    Eine seltsame Ironie, fand Sudeka. Da saß sie hier und dachte über Selbstmord nach, und ihr Körper verlangte nach Energiezufuhr, um weiterfunktionieren zu können.
    Vielleicht doch erst einmal etwas essen. Umbringen konnte sie sich dann immer noch.
     

     
     
    Der Hafenmeister war ein glücklicher Mann.
    Die Abfertigung der Explorationsfabrik lief wie am Schnürchen. Wertvolle Ressourcen waren geborgen worden. Die Anlagen der Fabrik würden, soweit noch funktionstüchtig, in die Arbeit des Hauptcomputers übernommen werden.
    Es war alles wunderbar. Mit ein wenig Glück würde er sogar den Pudervorrat aufstocken können. Das waren in der Tat ganz ausgezeichnete Aussichten.
    Er würde seinem Sohn einiges zu erzählen haben, sollte dieser die Familientradition fortsetzen wollen und ebenfalls Hafenmeister werden. Shelwan wusste, dass dieser Job sehr attraktiv war. Fast so attraktiv wie Fährenpilot oder Weltraumtechniker. Es wurde hart ausgewählt.
    Heute wollte er sich die Abwrackarbeiten an der Fabrik noch einmal selbst ansehen. Ja, er war sich durchaus darüber im Klaren, dass er versuchte, dieses außerordentliche Ereignis zu melken, solange es noch ging. Eine kleine, verzeihliche Schwäche. Und er war ja nicht der Einzige, beileibe nicht! Dauernd fanden irgendwelche Leute Entschuldigungen, um die Fabrik zu besuchen! Es war das Erlebnis ihres Lebens, und alle waren sich im Stillen sicher, dass es sich kein zweites Mal wiederholen würde.
    Aber die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt.
    Shelwan fuhr mit seinem Elektrowagen bis zur Fabrik. Er war früh dran, der Arbeitstrupp war noch nicht eingetroffen. Gelegenheit genug, sich ungestört einen soliden Eindruck vom Fortgang der Arbeit zu machen.
    Er verließ sein Fahrzeug und hatte gerade die geöffnete Hauptschleuse erreicht, als ihm eine Gestalt entgegenkam. Sie wirkte ein klein wenig fehl am Platze – sie trug eine Montur, die er nie zuvor gesehen hatte –, doch marschierte zielstrebig auf ihn zu. Es war eine humanoide Frau.
    »Ich bin Hafenmeister Shelwan«, sagte er wichtig. »Sind Sie vom Bautrupp?«
    »Mein Name ist Sudeka. Ich bin mit diesem Raumschiff gekommen.«
    Shelwan war einen Moment lang sprachlos. Dann hüpfte sein Herz vor Freude. Es wurde ja alles immer besser.
    »Wir haben die Kühlkammern nicht aktiviert«, sagte er.
    »Ich war nicht in Stasis. Ich bin erst kürzlich … rekrutiert worden.«
    Shelwan lächelte und machte eine ausholende Bewegung mit beiden Armen. Was für Geschichten erzählt werden würden! Wie wunderbar das alles war! So etwas hatte es seit langer Zeit nicht mehr gegeben! Selbst sein Großvater hatte nicht von neuen Rekruten berichtet! Ein ganz außergewöhnliches Ereignis.
    »Dann herzlich willkommen bei uns!«, sagte Shelwan überschwänglich. »Ich bin froh, Sie begrüßen zu können.«
    Sudeka

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