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Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum

Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom / Andreas Möhle
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sich nicht bedroht. Sie blieb sitzen, schaute nach oben, sagte nichts. Sie lächelte nicht – woher sollte sie auch wissen, ob für diese Intelligenz ein Lächeln die gleiche Bedeutung hatte wie für sie? – und bemühte sich lediglich, weder ängstlich noch bedrohlich zu wirken.
    Das Wesen regte sich nicht. Dann, mit einem leichten Ächzen, setzte es sich direkt vor Sudeka, und wirkte nun nicht mehr halb so beeindruckend wie vorher. Es überragte Sudeka auch im Sitzen, aber als es die vier Hände flach auf die Oberschenkel legte und damit relativ eindeutig zeigte, dass es keine unmittelbare Absicht hatte, Sudeka in Stücke zu reißen, merkte sie erst, wie angespannt sie gewesen war.
    Dann sah sie die Wunden und die Narben auf der borkigen Haut. Das Wesen beobachtete, wie sie diese genau begutachtete. Dann warf sie einen Blick auf den zertrümmerten Operationstisch. Das Wesen verstand, stieß einen sanften, tiefen Laut aus, der Zustimmung oder Schmerz bedeuten konnte.
    Dann streckte es ihr einen Arm entgegen und zeigte ihr eine Hand. Sie schaute sich die Hand an, berührte sie sachte mit ihrer eigenen, eine völlig aggressionsfreie Geste. Sie vermutete zu kennen, was sie dort sah: Zelldegeneration, eine Folge von langen Aufenthalten in Kühlkammern, vor allem dann, wenn diese nicht ganz richtig funktionierten. Es gab Geschichten aus der Frühzeit der Menschheit, wo diese Dinge in den antiken Generationsraumschiffen aufgetreten waren, und ganze Schiffspopulationen nach ihrer Ankunft im Zielsystem innerhalb weniger Monate, manchmal nur Wochen, dieser degenerativen Erscheinung zum Opfer gefallen waren. Die Schiffe, die jene Raumfahrer so lange getragen hatten, wurden damit oft genug zu ihren Särgen.
    Sudeka wusste, dass es verschiedene Therapien gab, aber alle bedurften einer guten medizinischen Ausstattung. Hätte sie den automatischen MediDoc auf der Solaria zur Verfügung gehabt, hätte sie, nach einer gründlichen Untersuchung, möglicherweise etwas für dieses Wesen tun können. So aber …
    So aber war dieses Wesen zum Tode verdammt. Zu einem langen, qualvollen Dahinsiechen, in dem die Organe nach und nach den Dienst aufgaben.
    Und es wusste das. Warum sonst hätte es Sudeka die Hand gezeigt, wo die Degeneration offenbar schon besonders weit fortgeschritten war?
    Das Wesen zog die Hand zurück und zeigte auf Sudekas Computer und die Verbindung zum offenen Paneel. Ohne zu zögern, übergab sie das Gerät. Die sensorischen Fortsätze konzentrierten sich nicht auf den Bildschirm, sondern auf die diversen Anschlüsse an der Seite der klobigen Einheit.
    Sudeka schluckte. Mit einer schnellen Bewegung griff sich das Wesen an den Schädel, schob mit fließender Bewegung einen Hautlappen zur Seite. Darunter wurde rötlich glänzendes Fleisch erkennbar und … etwas Metallisches. Sudeka starrte, als das Wesen eine Art sehr dünnes Kabel aus seinem Schädel zog, was ein surrendes Geräusch erzeugte. Dann hielt es ihr das Ende entgegen. Sudeka betrachtete es genau. Es war eine Art Gelklumpen, der sich unmerklich zu bewegen schien, aber fest mit dem Kabel verbunden war. Ihr dämmerte es. Dies war der ultimative Universalstecker, der sich jedem festen Anschluss anpassen würde.
    Sie nickte, und das Wesen schien diese Geste in der Tat als Aufforderung zu verstehen. Es steckte das Kabel in Sudekas Computer.
    Dann sank es ein wenig in sich zusammen. Sudeka spürte förmlich die tiefe Konzentration, in die es versunken war. Sie war nicht überrumpelt, denn die aktive Verbindung von elektronischen Einheiten mit dem Gehirn war keinesfalls unbekannt und längst über das rein experimentelle Stadium hinausgegangen. Es gab noch nicht viele, die es regelmäßig nutzten – es bedurfte wohl einer gewissen Begabung und mentalen Stärke, um richtig damit umzugehen –, aber es gab sie. Sudeka gehörte nicht dazu. Die Spezies, der dieses Wesen angehörte, war diese Technik entweder zur Gewohnheit geworden oder das Exemplar vor ihr war besonders qualifiziert.
    Aber es hatte damit den besten Weg für eine Kommunikation gefunden, den man sich vorstellen konnte. Die Maschinensprache des Computers beruhte auf Mathematik, und es gab keine universellere Sprache als Mathematik.
    Sudeka lehnte sich an die Wand, nun sehr entspannt. Jedes Gefühl von Bedrohung war verflogen. Sie konnte nichts anderes mehr tun, als zu warten. Was auch immer das Wesen jetzt in die Wege leitete, vielleicht konnte es ihr dabei helfen, Zugang zum Verständnis dieser

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