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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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Gewächshäuser beide Seiten der Straße. Die drei Meter hohen Zäune erinnerten Angel an die Absperrungen der Farm im Süden von Silver Valley, wunderten sie nach dem gerade erlebten Überfall aber nicht. Am Straßenrand patrouillierten zwei bewaffnete Männer mit einem Schäferhund, die den hochmodernen Geländewagen beim Vorbeifahren argwöhnisch begutachteten.
    »Die gehören schon zu Charles«, erklärte Jiao, nachdem sie den Wachen aus dem offenen Fenster zugewunken hatte.
    »Wie schaffen die es, dass das Getreide so gut wächst? Regnet das bei euch noch öfter?«, fragte Angel.
    »Nur sehr selten«, antwortete Jiao »Aber die Sicarii haben die Formel für ein besonderes Bodensubstrat wiederentdeckt, das wie ein Schwamm wirkt und das Wasser zwanzig Zentimeter unter der Erdoberfläche hält. Es kann weder versickern noch verdunsten und war ursprünglich für extrem heiße Wetterverhältnisse in Wüstengebieten entwickelt worden. Charles‘ Leute müssen die Bewässerungskanäle nur alle vier Wochen bei Nacht fluten.«
    »Woher bekommen die das viele Wasser?«
    »Über ein Pumpsystem aus unterirdischen Vorkommen. Die gewaltigen Reserven sind ironischerweise dank der Klimaerwärmung und der darauffolgenden Gletscherschmelze entstanden«, erklärte Jiao. »Allerdings werden auch diese Quellen nach unseren Berechnungen in fünf bis sieben Jahren versiegen.«
    »Und wie kommt er zu so einer riesigen Farm?«
      »Das Land hier gehörte seiner Familie bereits vor dem globalen Zusammenbruch, und soweit ich weiß, war er ganz froh, als die Sicarii kamen und für Ordnung sorgten.«
    »Er war froh darüber, versklavt zu werden?«, fragte Cassidy überrascht, woraufhin Jiao lachend mit dem Kopf schüttelte.
    »Früher war das hier alles mal ein riesiger Agrarbetrieb, dessen Land Charles an kleinere Unternehmer verpachtet hat. Als die Welt zusammenbrach, sorgte er für ausreichenden Schutz, indem er Söldner anheuerte, die er mit gesicherter Verpflegung bezahlen konnte, was damals ja keine Selbstverständlichkeit war. Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus eine feste Gemeinschaft, fast wie ein richtiges Dorf«, erzählte Jiao. »Nach und nach kapselten sie sich immer mehr ab und trieben am Ende nur noch Handel mit unserer Biosphäre. Im Gegenzug haben wir seine Söldner unterstützt und seine Leute von Doktor Webb versorgen lassen. Allerdings gab es sehr oft Übergriffe von irgendwelchen Gangs, den Neces oder neuerdings den Ragnars aus dem Norden, die wir nicht alle für Charles ausräuchern konnten und die für seine Miliz einfach zu viel waren. Dann kamen die Sicarii.«
    Jiao zeigte aus ihrem Fenster auf große Getreidesilos, Scheunen und Viehställe am Horizont, um ihre Ausführungen zu untermalen.
    »Bevor die Sicarii uns den Krieg erklärten, haben sie erstmal diese Provinz erobert und dabei wirklich ganze Arbeit geleistet. Die meisten Gangs wurden zerstört oder in die Flucht geschlagen, die Neces haben sie in die Großstadtruinen zurückgetrieben und die Ragnars lassen sich auch nur noch selten blicken«, fuhr sie fort. »Der Gemeinschaft von Charles boten sie eine privilegierte Partnerschaft an. Offiziell gehört sein Land zwar zur Provinz Cor Decat und untersteht dem derzeitigen Militärgouverneur von Arnac, in Wirklichkeit ist Charles aber Herr in seinem eigenen Haus geblieben, solange er die sicariianischen Gesetze befolgt.«
    Bei einem Blick in die Runde konnte Jiao deutlich sehen, wie sehr Cassidy und Dog von dem politischen Geschwätz der Kopf brummte. Nur Angel nickte ihr im Rückspiegel nachdenklich zu.
    »Und die halten sich an ihre Abmachungen?«
    Jiao rieb sich über ihr Kinn und lenkte den Wagen von der asphaltierten Straße auf einen holprigen Feldweg, an dessen Ende der ehemalige Agrarbetrieb auf sie wartete.
    »Meistens, aber nicht immer«, gab sie zu. »Während des Krieges galt das Land von Charles als neutrales Territorium. Trotzdem konnten wir hin und wieder Militärkonvois hindurchfahren sehen. Manchmal haben sie hier sogar ihre Truppen gesammelt und gehofft, dass wir uns daran halten. Außerdem sind da noch die Bacchae, die jeden Vertrag nach Belieben übertreten dürfen.«
    Jiao lenkte den Geländewagen an den Getreidesilos vorbei, stoppte vor einem rustikal anmutenden Herrenhaus und fügte ernst hinzu, »Und jetzt setzen sie wohlmöglich ohne unsere Erlaubnis Drohnen ein.«
    Bevor Angel antworten konnte, stieg sie mit einem schwarzen Lederbeutel in der Hand aus und hielt auf die staubige

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