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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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einem Kieselstein ab, dem er Flugstunden über dem Rangierbahnhof erteilte.
    Einer der Vorteile des höheren Ranges war es, dass man nicht jeden Befehl erklären müsse. Diese Worte lehrte sie General Monroe kurz nach dem legendären Überfall der Vultures auf Silver Valley. Damals hatte er das Kommando der Allianz übernommen und Angel gegen den Willen von Kim zur Kommandeurin des ersten Ranger-Teams ernannt. Die rothaarige Tochter seines Vorgängers war für ihre temperamentvolle Art bekannt und lieferte sich einen wochenlangen Zickenkrieg mit der neuen Konkurrentin. Erst als der Einfluss ihres beleibten Freundes Johnny ans Tageslicht kam, der sie immer wieder angestachelt und anschließend am liebsten Eintrittskarten für die täglichen Theateraufführungen verkauft hätte, verbündeten sich die Kriegerprinzessinnen gegen ihren gemeinsamen Feind. Seitdem kursierten Horrorgeschichten über Johnnys Radikaldiät durch die Freien Enklaven, auf die ihn die beiden während einer zweiwöchigen Mission gesetzt hatten.
    Nun saß Kim regungslos auf der angebrannten, purpurfarbenen Couch im Elternhaus ihres Freundes und starrte apathisch auf ein flackerndes, solarbetriebenes Foto aus besseren Zeiten. Vorsichtig bahnte sich Angel einen Weg an der eingestürzten Anbauwand vorbei und unter den verkohlten Dachbalken hindurch ins ehemalige Wohnzimmer. Cassidys Schäferhund Scott lag zu Kims Füßen und schien ebenfalls um seinen verschleppten Kameraden zu trauern, dem er während der letzten Schlacht nicht hatte helfen können. Angel entschied sich gegen den Versuch, etwas Aufmunterndes zu sagen und setzte sich vorsichtig neben ihre Kameradin. Das Foto auf dem Tisch zeigte Johnny zusammen mit seinem drahtigen Bruder Mike, dessen Arm mal wieder viel zu eng um Kims Hüfte geschwungen war. Angel konnte sich gut daran erinnern, wie Mikey eine schallende Ohrfeige von ihrem eifersüchtigen Freund erhalten hatte, als er das Digitalfoto kurz darauf in den Händen hielt.
    »Ich …«, begann Angel flüsternd. An ihr war mit Sicherheit keine Diplomatin verloren gegangen, aber sie vermochte durchaus Einfühlsamkeit zu zeigen, wenn es die Situation erforderte. »Ich hab eine Mission für dich.«
    »Nein!«, giftete Kim prompt zurück und überraschte damit sogar ihre abgebrühte Kommandeurin. Bevor Angel den Befehl geschmeidiger formulieren konnte, setzte Kim bereits nach. »Ich fahre nach Brackwood! Die haben Cassidy dort gefangen gehalten und werden sicher auch Johnny da hinbringen!«
    Angel atmete erleichtert auf, als sie in Kims Augen ihren gewohnten Kampfgeist auflodern sah. Leider war das nicht ganz die Mission, die sie für ihre temperamentvolle Freundin im Sinn hatte. Einen Augenblick lang versuchte sie sich die richtigen Argumente für die bevorstehende Diskussion bereitzulegen, bis ihr Kims blutiger rechter Oberschenkel auffiel. Während der Schlacht um Silver Valley war sie von einem Granatsplitter getroffen worden, der eine offensive Rettungsmission völlig ausschloss. Die Information allein würde sie jedoch nicht von dem Versuch abhalten, darum griff Angel nach dem frischen Verband und drückte beherzt zu. Der stechende Schmerz ließ Kim mit einem lauten Schrei von der purpurfarbenen Couch aufspringen. Ihr giftiger Blick, der nicht ohne Grund als ihre tödlichste Waffe galt, bohrte sich in die sadistisch funkelnden Augen der Lateinamerikanerin. Nach einer mehr erzwungen als aufrichtig klingenden Entschuldigung hatte sich die Diskussion um Kims Mission erledigt. Gemeinsam mit Butch sollte sie die Eskorte auf der Reise zum Kloster anführen. Angel wollte ihr keine falschen Hoffnungen machen, war sich jedoch sicher, dass die Sicarii den Versuch unternehmen würden, den Flüchtlingskonvoi aufzuhalten. Die große Verantwortung und die Aussicht auf zumindest ein paar kleinere Gefechte, um ihren Rachedurst zu stillen, beruhigten Kim wieder.
    Nach einem wehmütigen Blick auf das flackernde Bild ließ Angel ihre trauernde Freundin allein, bahnte sich einen Weg aus dem verbrannten Mehrfamilienhaus und schlurfte auf die Versorgungsstation zu. Der schwerste Gang ihres quälend langen Tages lag noch vor ihr.
    Anders als die Flucht aus Silver Valley war die Evakuierung von Eagle Village geordnet und ohne Panik abgelaufen. Nachdem Angel die Siedlung mit ihrem Team verteidigt hatte und den Bewohnern keine direkte Gefahr mehr drohte, nahmen sie sich Zeit, um Vorräte, Treibstoff und Wasser zu verladen. Nun verteilte die Dorfmiliz unter der

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