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Jerry Cotton - 0583 - Der Totenhaendler von Brooklyn

Jerry Cotton - 0583 - Der Totenhaendler von Brooklyn

Titel: Jerry Cotton - 0583 - Der Totenhaendler von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
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Richy Saunders lief um sein Leben. Er rannte, so schnell er konnte, aber der Verfolger kam unaufhaltsam näher. Saunders war sechsundzwanzig Jahre alt. Sein muskulöser, durchtrainierter Körper hatte keine Unze Fett zuviel. Es stimmte, daß er in den letzten Monaten ungesund gelebt hatte, aber er war mindestens um vierzig Pfund leichter als sein Verfolger. Es wollte nicht in seinen Kopf hinein, daß er ihm nicht entwischen konnte.
    Mit den Fäusten würde ich das mühelos schaffen, dachte Saunders. Aber das zählte jetzt nicht. Sein Verfolger war mit einer Pistole bewaffnet.
    Es war eine sternenklare Nacht. Drüben, im Osten, wölbte sich die riesige Lichtglocke über der City.
    New York! Saunders liebte die Stadt. Und jetzt rannte er an diesem verdammten Fluß entlang und wußte nicht, ob er sie Wiedersehen würde. Saunders stolperte, als hinter ihm der Schuß krachte. Die Kugel pfiff dicht an seinem Kopf vorbei. Er fing sich sofort wieder und rannte weiter. Er hatte das Gefühl, daß sein Verfolger bewußt daneben zielte. Der Dicke wollte ihn quälen. Er war kein gewöhnlicher Killer. Er war einer von denen, die aus Leidenschaft töteten.
    Saunders lief mit angewinkelten Armen. Er sah den schmalen hellen Weg deutlich vor sich. Links war der Fluß, rechts stieg der Felsen steil in die Höhe.
    Es gab keine Möglichkeit, nach links oder rechts auszuweichen. Nahm dieser verdammte Weg am Fluß denn kein Ende?
    Saunders konnte nicht schwimmen. Als Junge hatte er erlebt, wie sein kleiner Bruder in einem Teich ertrunken war. Seitdem fürchtete er sich vor dem Wasser. Dafür war er ein hervorragender Boxer. Er war auch ein guter Springer und Läufer gewesen, aber ein Jahr New York hatte ihn weich und schlapp gemacht. Die Partys, die durchzechten Nächte und die ewigen Reefers, die Rauschgift-Zigaretten.
    Ich war ein Idiot, dachte Saunders. Warum habe ich keinen Verdacht geschöpft, als mich das Girl zu einem nächtlichen Rendezvous in diese Gegend lockte? Ich hätte mir denken können, daß sie dem Dicken nur als Köder diente.
    Wenn ich diese Nacht überlebe, bringe ich die Puppe um, entschied Saunders.
    Der so ohnmächtige Zorn gegen Pryscilla gab ihm Auftrieb. Er brachte es fertig, sein Tempo nochmals zu steigern. Sekundenlang schien es ihm so, als sei der Dicke diesem phantastischen Zwischenspurt nicht gewachsen, aber dann fiel diese jäh aufflackernde Hoffnung in sich zusammen. Der Verfolger kam wieder näher, mit weit ausgreifenden Schritten und seinem pfeifenden, aber gleichmäßigen Atem.
    Saunders spürte ein heftiges Stechen in der Seite. Er wußte, daß er höchstens noch drei oder vier Minuten aushalten würde. Angst und Erschöpfung machten ihn halb wahnsinnig.
    Wieder krachte ein Schuß, der zweite. Und wieder haarscharf vorbei.
    Saunders ließ sich plötzlich fallen. Er wälzte sich auf den Rücken und zog stöhnend das Knie an. Mit beiden Händen umspannte er seinen Fuß. Er wußte, daß er sehr hoch spielte und keine Trümpfe hatte, aber dieser Bluff war seine letzte Chance.
    Der Dicke stoppte. Er kam näher, ein großer, dunkler Schatten, ein Brocken, den Saunders zu hassen versuchte, aber seine Angst war stärker.
    »Gestolpert?« höhnte der Dicke.
    »Mein Gelenk«, ächzte Saunders. »Es tut weh.«
    Der Dicke stand jetzt praktisch über Saunders. »Schmerz ist Leben«, höhnte er. »Nur die Toten spüren nichts davon. Was hältst du davon, wenn ich dich von dem verdammten Schmerz befreie?«
    »Nicht schießen!« wimmerte Saunders.
    Der Dicke lachte leise. Er genoß die Situation.
    »Diese Melodie gefällt mir«, höhnte er. »Schwanengesänge sind mein Fall. Wenn…«
    Weiter kam er nicht. Saunders ließ seinen Fuß los. Er schnellte wie eine Stahlfeder nach oben. Der Absatz traf den Dicken.
    Der Dicke stieß einen kleinen komischen Laut aus, dann brach er in die Knie.
    Saunders wälzte sich zur Seite und sprang hoch. Er hatte noch immer das Stechen in der Seite, und sein Herz hämmerte wie eine Maschinenpistole, aber das war jetzt bedeutungslos.
    Er trat auf die Hand, die die Waffe hielt. Er spürte, wie sich die Finger streckten und die Pistole losließen.
    Saunders hob die Waffe auf. Die Kleider klebten ihm am Leibe.
    Es war gut, den festen Pistolenschaft in der Hand zu fühlen. Widerlich daran war nur der klebrige Schweiß, den der Dicke auf dem Metall hinterlassen hatte.
    Saunders sah, wie sich der Körper des Dicken krümmte. Er wußte, was sein Gegner in diesem Moment durchmachte. Saunders hatte

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