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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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einfachen weißen Leinenschurzen bekleidet, wie sie gewöhnlich in der Therme getragen wurden, traten in kurzem Abstand voneinander heraus. Der Erste winkte zwei hochgewachsene Begleiter herbei, der andere wandte sich der Nische zu, in der eine kleine, weiße Statuette auf einem hohen Sockel unauffällig auf ihre Abholung wartete.
    Der Mann im Schatten drückte sich hinter die Säule. Doch unglücklicherweise stieß sein Fuß an einen versehentlich vergessenen Zinnbecher, der klappernd umfiel.
    »Ein Lauscher!«, zischte der eine Redner und drehte sich zu seinen Begleitern um. »Bringt ihn zum Schweigen!«
    Die zwei Männer sprangen hinter ihm vor, bereit, den Mann zu ergreifen. Es gab einen kurzen, heftigen Kampf, bei dem die Figur aus der Nische umkippte, zu Boden fiel, hinter den Vorhang rollte und in einem Spalt des Mauerwerks verschwand.
    Die beiden Latrinenbenutzer hingegen hatten sich geflissentlich vom Ort der Vollstreckung entfernt.

2. Kapitel
    Tote Hasen, Gold und Leichen
    Welcher Unstern, soll ich denken,
steht meinem Schicksal im Wege?
steht meinem Schicksal im Wege?
Welche Götter soll ich anklagen,
dass sie Krieg gegen mich anzetteln?
    OVID, AMORES
     
    Drei Monate später war der April ins Land gezogen.
    Aurelia Rufina schob die Schüssel mit gesüßtem Hirsebrei halb leer gegessen zur Seite. Sie hatte schon lange keinen Appetit mehr.
    »Ich gehe die Becken kontrollieren«, tat sie ihrem Schwiegervater kund, der mit großem Behagen eine zweite Portion Honig über seinen Brei goss.
    »Du bist ein mageres Huhn geworden, Rufina. Du solltest mehr essen, sonst findest du nie einen neuen Mann!«
    »Hat irgendjemand dich um deine Meinung gefragt, Crassus?«
    »Und Gift hast du auch unter der Zunge.«
    »Du kippst dir genug Honig in die Schüssel, da muss ich dir ja nicht noch welchen um den Bart schmieren!«
    Die junge Frau stand von der Bank auf, zog sich mit einem energischen Ruck die Stola zurecht und steckte sich noch einmal die widerspenstigen Locken fest. Ein Sonnenstrahl, der durch das geöffnete Fenster fiel, ließ sie kupferrot aufleuchten.
    Crassus stellte den Honigtopf hin und schüttelte resigniert den Kopf: »Dabei könntest du wirklich ganz niedlich aussehen!«
    »Mit Niedlichkeit verdiene ich nicht mein Geld.«
    »Mit der Therme auch nicht.«
    »Ach, stopf dir doch endlich den Brei in den Mund, du alter Nörgler!«
    Sie rauschte aus dem Raum und nahm den privaten Zugang über das Peristyl des Innenhofes zum Apodyterium, dem Auskleideraum im Eingangsbereich der Therme. Er war am frühen Morgen noch unbelebt. Ein prüfender Blick zeigte ihr jedoch, dass die Diener ihn aufgeräumt und gefegt hatten. Die Fächer in den Regalen an den Wänden waren leer, an keinem der Haken hing eine vergessene Tunika, nur zwei Kindersandalen störten das Bild der von ihr gewünschten Ordnung. »Crispus!«, murrte Rufina unwillig, hob sie auf, stellte sie vor die Tür und begann ihren Rundgang aufs Neue. Sie warf einen Blick in das Gymnasium, in dem die Gäste sich dem Spiel oder der Körperertüchtigung hingeben konnten. Eiserne Hanteln lagen aufgereiht auf einem Gestell, und lederne Bälle in unterschiedlicher Größe waren in einer Ecke aufgestapelt. Ein paar lange Holzstecken lehnten an der Wand, mit ihnen wurde Gymnastik getrieben oder Stockfechten geübt. Für ganz martialische Besucher gab es auch Holzschwerter und hölzerne Messer. Rufina betrachtete das alles zufrieden und wandte sich der Eingangshalle zu. Das Tor war noch geschlossen, Paula noch nicht an ihrem Platz, um das Eintrittsgeld zu kassieren. Aber es war ja auch noch früh am Morgen. Durch den hohen Bogen, der zum Innenhof führte, blickte sie auf den Schatten, den ein kleiner Obelisk warf. Die Sonnenuhr war eigentlich nur eine Spielerei, launisch war das Wetter in den germanischen Landen, und Helios verbarg viel zu oft sein leuchtendes Antlitz hinter trüben Wolken. Immerhin, an diesem Aprilmorgen war es frühlingshaft warm, und der Himmel wölbte sich strahlend blau über die Stadt. Helles Licht fiel durch die grünlichen Glasscheiben der Fenster und machte eine Beleuchtung durch die vielen von den Decken hängenden Öllampen unnötig. Die verlässlichere Zeit gab die Wasseruhr an, die neben Paulas Kassenpult stetig die Stunden vertropfte.
    An ihr orientierte sie sich auch, wenn es darum ging, den Gong zu schlagen, der die Öffnungs- und Schließungszeiten bekannt gab.
    Rufina setzte ihren Rundgang fort und durchquerte das Tepidarium, den

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